Zum Inhalt springen

Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Der Klosterpropst

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Das rächende Apostelbild Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Der strenge Geist
{{{ANMERKUNG}}}
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[134]
264.
Der Klosterpropst.

Zu Ebersgrün blühte vor Zeiten ein Kloster. Als die Reformation im Lande Boden gewann, und die Mönche alle sich geneigt zeigten, die neue Lehre anzunehmen, hing ihr allein noch der alte Propst fest an, und wollte zum mindesten seiner Kirche den Klosterschatz retten. Er packte daher Heiligthümer, Altargeräthe und Meßgewande in einen Bündel, und machte sich damit auf und davon, allein er kam damit gar nicht weit, sondern noch im Bereiche der Klostermauer trat ihm der Geist eines Mönchs entgegen, der ihn mit schrecklich drohender Gebehrde aufhielt. Dieser hatte als Mönch auch einmal das Kloster bestohlen, und war verdammt, so lange als Wächter des Klostergutes zu wandern, bis er einen ähnlichen Dieb aufhalten würde. Er nahm jenem den Schatz ab, und versank mit demselben in die Erde. Den Propst fanden die Mönche im sterben. Er beichtete noch seine Schuld und verschied, ehe er die Absolution empfangen. Seit dem sah man ihn ängstlich durch die Gewölbe wandeln, [135] mit dem Bündel beladen, darin die Kirchengeräthe von Gold und Silber klirrten, und schwer ächzte er unter seiner Bürde.