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Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Der Hexenstein

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Suinenburc Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Die Zwerge bei Naila
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[47]
181.
Der Hexenstein.

Nachhall des Hexenglaubens spukt noch durch alle Gaue und Gebiete Thüringens, mehr als man glauben sollte. Schon die Namen der vielen „Hexenberge, Hexenrasen, Hexenbächel“ u. s. w. erinnern daran. Bei Effelder an der Straße von Schalkau nach Sonneberg und Neuhaus ist ein Hexenberg, auf dem verirrt sich jeder, der ihn überwandert, wenn er nicht zuvor die Strümpfe wechselt. Von Sonneberg nach Neuhaus zu kommt man über das Dörfchen Malmerz, da steht außerhalb des Ortes ein Stein, der heißt der Hexenstein und ist weit und breit berufen.

Eine Frau soll denselben, nachdem sie als Hexe angeklagt war, um ihre Unschuld zu beweisen, und dadurch ihr Leben zu retten, von Ober-Lind heraufgetragen haben, und wollte ihn noch weiter tragen, aber sie erlag der Last, vielleicht auch der Last eines schuldigen Gewissens, und starb an der [48] Stelle, an welcher der Stein steht. Dieser Stein nun, den die Hexe getragen, soll sich, ein wenig Staub von ihm abgeschabt, und auf Butterbrod, oder auch ohne Butter statt Salzes gestreut, gar trefflich gegen hexenhaftes Bezaubern und Anthun erzeigen. Weither, aus dem Bayrischen sogar, kommen noch immer die Leute und schaben vom Hexensteine Pulver ab. Die uralte Homöopathie des Aberglaubens – similia, similibus curantur.