Zum Inhalt springen

Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Das Götzenthal

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Die verstopfte Salzquelle Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Die Bölersmännchen
{{{ANMERKUNG}}}
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[297]
420.
Das Götzenthal.

Die Gegend zwischen Plaue und Arnstadt bietet in örtlichen Benennungen eine Menge Anklänge, welche nach einer früheren Zeit, nach der Heidenzeit, unverkennbar hinweisen, und hat auch, mit Ausnahme des lieblichen Thalgrundes, durch welchen sich die Gera schlängelt, durch schroffe und zum Theil ganz unfruchtbare Kalkberge einen seltsamen Ausdruck. — Plaue gegenüber gipfelt sich der Reinsberg empor, darauf noch ein kleiner Mauerrest einer droben gestanden haben sollenden Ritter- und Raubburg, die aber schon außerhalb der urkundlichen Zeit liegt. Hinter Plaue und dem Dorfe Dosdorf, das manche Tossendorf schreiben, ziehen sich tiefe Einschnitte durch die Kalkplatte bis zum hoch gelegenen Dorfe Gossel empor. Der Name Tossendorf läßt die Vermuthung einer Beziehung zu Riesen, gleich jenem Tossenthale bei Eisfeld (s. S. 2) völlig zu, zumal unterm Walperberge noch immer ein Hügel das „Riesengrab“ heißt, und auch die Verjüngung der Riesen zu Rittern fehlt nicht, denn [298] zwischen Tossendorf und Arnstadt nahe der Stadt heißt eine stattliche Felswand der Ritterstein. Nahe bei dem Dorfe Gossel, wo einst ein Nonnenkloster gestanden haben soll, und wohin eine Wallfahrt war, stehen oder standen mindestens sieben uralte Steinkreuze in einer Reihe, von einer so hoch alterthümlichen Form, ja fast formlos, daß man dieselben kaum für Kreuze gelten lassen kann. Zwar erzählt die Sage, es seien einst in einer mörderlichen Prügelei auf dieser Höhe sieben Waller erschlagen, und zu deren Andenken die Kreuze gesetzt worden, allein dieß dürfte wohl nur eine prosaische Verjüngerung einer verklungenen älteren Sage sein. Zwischen Gossel und Arnstadt liegt das Dorf Espenfeld und in dessen Nähe senkt sich eine Rinne hinab zum Grunde, die das „Götzenthal“ heißt, und sich in das der Stadt näher liegende „Jonasthal“ verliert. Im Götzenthale spukt es, feurige Gestalten irren in demselben umher, schwere Klumpen fallen auf nächtliche Wanderer und lassen sich weite Strecke Huckepack tragen und das Thal ist so öde und einsam, daß der Wanderer durch dasselbe selten einer menschlichen Seele begegnet. Die Mehrzahl derer, die ein Geschäft nach Arnstadt führt, wählt den Weg über die heitere Höhe, der dann auf die „Alteburg“, und von dieser nach Arnstadt hinabführt.