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Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Burg Hallenberg über Steinbach

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Das versunkene Dorf im Ebertsgrunde Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Die Ritter im großen Hermannsberge
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[11]
157.
Burg Hallenberg über Steinbach.

Vom Ebersgrunde führt die Straße eine Höhe hinan, und über das Dörfchen Rotterode nach dem langgebauten, häuserreichen hessischen Marktflecken Steinbach-Hallenberg. Dicht über dem Orte hängt die malerische Trümmer der Burg Hallenberg auf schroffen Felsen, einst Henneberg’sche Grafenburg und lange Zeit Amtssitz. Der Sage nach erbaute derselbe Baumeister, welcher Schloß Henneberg erbaute, auch Burg Hallenberg, dieser Sage Grund ist aber sehr dunkel, denn die Trümmern beider Burgen zeigen nicht die geringste bauliche Aehnlichkeit. Hallenberg war mehr ein eng von Mauern umgrenzter Thurmbau, Henneberg aber war eine stattliche Hofburg, von nicht geringerem Umfange und noch breiterem Flächenraume, wie die Wartburg. Weiter sagt man, innerhalb der Hallenburg sei noch eine eiserne Thüre verborgen, die einen Gang verschlossen halte, der bis in das ehemalige Johanniterhaus Kühndorf am Dolmar führe. Von einer weißen, wandelnden Jungfrau, von einer Höhlung im Gemäuer, darin ein Särglein mit den Gebeinen eines eingemauerten Kindes gestanden, auch hier die so häufig wiederholte Sage, letztere namentlich auch auf den Bergschlössern Henneberg, Liebenstein, Krainberg. Am Berge steht ein altes Malzhaus, bis zu diesem wandelt die Jungfrau; auf dem Hause ein kleiner Thurm mit einer Glocke, die früher auf der Burg hing, und das Silberglöckchen heißt, weil ihr Klang so silberhell und rein. Schwarzaer Juden wollten die ganze Höhlung dieser Glocke mit Silber füllen, wenn man ihnen dafür die Glocke geben wollte. [12] Die Steinbacher Gemeinde aber hat sie nicht hergegeben. Man findet an der Glocke viele Feilenstriche – die Leute brauchen die Feile dieses Glockenmetalles als Epilepsiemittel, und lassen sie auf Butterbrod einnehmen.

Das Dorf Steinbach soll seinen Namen führen von dem hellen Bach, der über lauter Steine hindurch und in die Hasel fließt. Dieser Bach hieß der Erbisbach, auch „der Steinbächer.“ Ein Theil des Dorfes, durch welches der genannte Bach fließt, wird das „Erbisthal“ genannt. In frühern Zeiten waren hier zwei Orte, Ober- und Untersteinbach, welche durch einen Tannenwald getrennt waren. Dieser wurde aber später niedergehauen, und mit Häusern bebaut, daß der Ort so groß, wie er jetzt ist, und ein Marktflecken wurde. Den Platz, wo der Wald gestanden, nennt man immer noch „zwischen den Dörfern.“ In der Steinbacher Kirche ist eine meisterhaft gearbeitete Stein-Kanzel eines Nürnberger Künstlers, welche der Hammermeister Hans Happ zu Unterschönau für 60 Thaler kaufte, und 1658 der Kirche schenkte. Ein sonderbares Naturereigniß hat man dort vom Jahr 1710 aufgezeichnet, daß nehmlich damals zwischen Michaeli und Weihnachten Hunderttausende von wilden Tauben aus Thüringen und Sachsen dort und in der Umgegend eingefallen. „Sie waren alle kahlköpfig, ohne Kuppen, ganz schlecht; viele davon sind gefangen und zum Flug behalten worden.“ Oberhalb Steinbach wieder die „Silberlöcher“ mit Venetianersagen, einer Höhle unter dem Wasser, das durch die Silberlöcher fließt, und in der ein schwarzer Hund mit Feueraugen den Schatz hüthet, den diese Höhle in sich hält.