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Thüringer Sagenbuch. Erster Band/Die Trompeters-Eiche

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Die Gipsgrube Thüringer Sagenbuch. Erster Band
von Ludwig Bechstein
Themars Kriegsschrecken
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[51]
33.
Die Trompeters-Eiche.

In der Oberstedter Gemarkung, nicht weit von Schmeheim, da, wo das Bräuningsthal in den Springgrund mündet, am Fuße des Kirchberges, steht eine alte Eiche, welche die „Trompeters-Eiche“ genannt wird; die Leute sagen insgemein, wenn früher der Kurfürst von Sachsen in diesen Forsten gejagt habe, so habe er immer einen Trompeter auf diese Eiche steigen heißen, und von ihrem hohen Wipfel aus die Waidmannsgenossen zur Tafel zusammenblasen lassen. Eine andere Sage hängt um diese alte Eiche einen poetischeren Kranz. Als im dreißigjährigen Kriege, der das ganze Henneberger Land, vornehmlich aber diese Gegenden und Themar und Schleusingen furchtbar heimsuchte, sich in der Nähe noch Kaiserliche und Schwedische feindlich gegenüberstanden, kam in beide Heerlager zugleich die Kunde von dem endlich abgeschlossenen Frieden. Da sandte jeder der Oberbefehlshaber der hier stehenden Truppen einen Trompeter an seinen Gegner ab, ihm nach [52] Kriegsbrauch den Frieden anzublasen. Unter der Eiche begegneten sich die beiden Trompeter, sagten einander ihre gute Botschaft an, stiegen auf die Eiche hinauf und bließen vom fröhlichen grünen Wipfel den lieben hoffnungfreudigen Frieden in alle Welt hinaus, daß es laut und lustig über Höhen und Thale schmetterte, und in den Dörfern, wo man den Schall so froh vernahm, wie die Hirten in der heiligen Nacht die Engelstimme, wurden alle Glocken geläutet, und von Dorfe zu Dorfe im immer weitern Umkreis breitete sich die frohe Friedensbotschaft aus. Daher wurde hernach jene Eiche die Trompeters-Eiche geheißen.