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Thüringer Sagenbuch. Erster Band/Der wandelnde Mönch zu Coburg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Der Mönch auf dem Schloßthurme zu Eisfeld Thüringer Sagenbuch. Erster Band
von Ludwig Bechstein
Coburgs Name und Wappen
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[11]
6.
Der wandelnde Mönch zu Coburg.

Die Eisfelder Mönchssage deutet mit dem Blasen eines Unglückshornes unmittelbar nach einer andern ihr gar nahe verwandten Sage hin, die im benachbarten Coburg heimisch ist. Seltsam, daß in ihr neben der mythischen und mystischen Zwölfzahl auch wieder Erbsen eine Rolle spielen, wenn auch in ganz anderer Weise, als in der Crocker Irminasage. Es war ein Herzog von Coburg in harter Fehde mit einem Bischof von Bamberg und fing dem Letzteren zwölf adelige Kinder weg, welche auf der Veste über der Stadt in ganz leidlichem Gewahrsam gehalten wurden. Sie trieben oben nach junger müssiger Leute Art allerlei Kurzweil, und weil sie den Schloßkappellan, der ein Mönch [12] war, wahrscheinlich ob seiner Strenge und finstern Wesens nicht recht leiden mochten, so streuten sie ihm einmal heimlich Erbsen auf die Treppe, und erhoben ein großes Gelächter, als der Mönch zur Treppe herunterpurzelte. Diesen Junkerstreich nahm der Mönch sehr übel, ging hin zum Herzog und verklagte die schlimmen jungen Gesellen. Der Herzog mochte wol auch sonst noch gereizt sein, er gerieth daher noch mehr in großen Zorn, und schwur dem Mönche zu, er solle furchtbar gerächt werden. Man solle sie in der Mitternachtstunde mit dem Schwerte richten, und so viele Häupter sollten fallen, als Hornstöße vom Thurme der Hauptkirche durch die Nacht schallen würden. Dieses harte und überstrenge Blut-Urtheil kam der Herzogin zu Gehör, und es jammerte sie der Edeljunker junges Leben, sie lag daher ihrem Herrn und Gemahl mit inständigen Bitten an, jene, da sie kein todeswürdiges Verbrechen begangen, doch am Leben zu lassen, und so schmeichelte die edle Herrin dem Herzog das Leben von Eilfen ab, einer aber solle sterben, damit ein Beispiel der Warnung gegeben werde. Doch auch diesen Einen hoffte die Herzogin noch zu retten, denn sie bestach den Thürmer, und ließ ihn zu sich rufen nach der eilften Stunde, und ihn in einem Zimmer bewirthen, dessen Ausgang verschlossen wurde. Damit aber doch die eilf Junker einige Angst empfänden und sich das Gelüst vergehen ließen, gegen alte und ehrwürdige Männer mit Jungenstreichen vorzuschreiten, wurden sie dennoch gleichsam zur Hinrichtung geführt, und fanden im Schloßhofe Blutblock und Beil und den Henker ihrer harrend, und die Augen wurden ihnen verbunden. Der rachsüchtige Mönch hatte leider die erfolgreiche Fürbitte der Herzogin erfahren, auch daß sie den Thürmer sicher [13] gemacht, und eilte nun voll teuflischer Rache selbst auf den Thurm und als die Mitternachtglocke ihre zwölf Schläge gethan, stieß er in das Horn und ließ weit hinaus und stark und laut den ersten Hornruf erschallen. Der Scharfrichter, der von des Herzogs geändertem Befehl nichts mußte, schlug dem ersten Junker das Haupt ab; so dem zweiten, dem dritten, den vierten, und allen folgenden. Die Herzogin fiel vor Schrecken in tiefe Ohnmacht, der Herzog war außer sich, und eilte nach dem Thurme, da fand er statt des Thürmers, den er züchtigen wollte, den rachesüchtigen Mönch und durchbohrte ihn auf der Stelle mit dem Schwerte, worauf er den Gerichteten packte und vom Thurme hinabwarf. Seitdem umwandelt der Mönch als Spukgeist mit einem Schlüsselbunde den Thurm, und zu Zeiten, wenn der Stadt oder dem Lande Unheil droht, so tutet er auch auf eine schaurige Weise. Diese Sage von 12 hingerichteten Edeljunkern deutet in das nachbarliche Frankenland, wo Bischof Iring von Würzburg, ein Rheinsteiner, 12 gefangene Ritter, sämmtlich des Geschlechtes von Altenstein, treulos und widerrechtlich ermorden ließ, und wäre nicht Seifried, der dreizehnte, in fremden Landen ausgefahren, so würde keiner des Geschlechtes übrig geblieben sein.