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Thüringer Sagenbuch. Erster Band/Der Glittstein

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Winkender Feuermann Thüringer Sagenbuch. Erster Band
von Ludwig Bechstein
Der begrabene Däumling
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[89]
56.
Der Glittstein.

Vor uralten Zeiten ist einmal nahe bei Frauenbreitungen ein mächtig großer Stein vom Himmel gefallen, der ist kohlschwarz und glatt. Weil nun der Stein vom Himmel gefallen war, so wollten die zu Frauenbreitungen denselben gern in ihrem Ort haben, als ein Wahrzeichen, aber der Stein war gar zu schwer. Nun saß in Breitungen ob eines Verbrechens ein Leineweber, der vermaß sich, mit seiner Kraft, ihn in seiner Schürze und in einem Gange vom Felde herein und bis an die Kirche zu tragen. Das wurde angenommen, und der Leineweber trug richtig den Stein in einem Gange vom Felde bis auf den Markt, da bekam plötzlich die lange Schürze einen Riß durch ihre ganze Breite und der Stein glitt heraus auf den Boden, [90] und konnte nicht weiter fortgebracht werden. Und da liegt er noch immer, denn niemand kann ihn erheben, geschweige von dannen tragen. Gleichwohl wurde der Leineweber seines Vergehens losgesprochen, doch sollen seitdem seine Zunftgenossen keine langen Schürzen mehr tragen, sondern kurze.