TBHB 1947-10-05
Einführung
[Bearbeiten]Der Artikel TBHB 1947-10-05 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 5. Oktober 1947. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.
Tagebuchauszüge
[Bearbeiten][1] Morgens hl. Messe, wieder erstmalig in der Veranda im Seezeichen. Der neue P. Konrad SJ. war zum ersten Male hier, Nachfolger von P. Beckmann. Er scheint ein ausgezeichneter Prediger zu sein sehr energisch, vielleicht sehr hart im Vergleich zu P. Beckmann. Bemerkenswert ist, daß er bis Weihnachten 1946 in Breslau ausgeharrt hat. Er war dann, wenn ich nicht irre, Kaplan in Boitzenburg. Er erzählte von Breslau, daß anfangs sehr üble Polen dort gewesen seien, jetzt sind mehr solche da, die aus den östlichen Gebieten Polens, welche sich die Russen einverleibt haben, ausgesiedelt sind. Sie tun nicht viel, [2] teils aus polnischer Schlamperei, teils weil sie nicht glauben, daß das Land östlich der Neiße u. Schlesien dauernd bei Polen bleiben wird. Sie wollen Lemberg wieder haben u. wissen mit Breslau nichts anzufangen. Sie haben einen großen Haß auf Rußland, außer den Kommunisten natürlich, die aber in der Minderzahl sind, obgleich sie herrschen. P. Konrad erzählt aber auch, daß sie die polnische Geistlichkeit als überaus minderwertig erwiesen habe u. noch erweise u. er sehr traurige Erfahrungen gemacht habe. – Er sah sich später meine Bilder an, die ihm aber offenbar so neu waren, daß er ziemlich hilflos davor stand. –
Abends waren wir bei Grantz zum Abendessen. Carmen Grantz in langem, schwarzem Kleide u. einem silbernen Schmuck im Haar, er in der gewöhnlichen Kleidung, nur daß er ein weißseidenes Hemd trug. Ich unterhielt mich vor dem Essen sehr gut mit ihm, später zum Essen (Kartoffelklöße mit Tomatensoße) kam Carmen u. die alte Mutter u. das Gespräch wurde dann natürlich allgemeiner u. flacher. Er hat einen bemerkenswert schönen Plan von Hamburg gezeichnet u. dazu umfangreiche Studien gemacht. Er ist ein wirklich hervorragender Architekturzeichner. – Es war recht nett, aber der Weg ist für mich zu anstrengend.