TBHB 1947-10
Einführung
[Bearbeiten]Der Artikel TBHB 1947-10 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom Oktober 1947. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über 9 Seiten.
Tagebuchauszüge
[Bearbeiten]Die Zeichnung „Bettler“ als Federzeichnung in größerem Format gemacht, wobei sich ergeben hat, daß es so nicht geht. Viel zu viel Detail u. unnötiges Beiwerk, das nur den Zweck hat, leere Flächen zu füllen.
Es stürmt immer noch der Sturm hat zugenommen u. es ist sehr kalt.
Den „Bettler“ noch einmal gezeichnet in Bleistift. Alles sehr viel vereinfacht. Jetzt ist die Zeichnung gut u. kann ein schönes Bild werden.
Nachts hatten wir sehr starken Sturm, heute hat sich das Wetter endlich beruhigt, Sonnenschein, aber bei Nord=West ziemlich kalt.
Fritz fährt morgen früh zuerst nach Berlin, um dann am Montag in acht Tagen nach Meissen weiter zu fahren, wo er sich bei Dr. Kunze in Behandlung geben wird. Hoffentlich kommt er gesünder zurück, er ist in sehr schlechtem Zustand und macht uns Sorge. Wir erwarten ihn erst Anfang November zurück. – Unsere Trude ist seit heute in Urlaub. Frl. v. Tigerström, die ihren Urlaub im Hause von Frl. Dodell verbracht hat, ist gestern wieder zu uns zurückgekehrt.
Morgens um 1/2 6 Uhr fuhr Fritz mit dem Fischland-Express. Hoffentlich hat die Reise Zweck u. er kommt gesund zurück.
Ein Stilleben als Federzeichnung gezeichnet. Tisch mit Napfkuchen, Schale mit Tomaten, Blumen u. ein Schal. Sieht sehr hübsch aus.
Nachmittags erschien Max Grantz, als wir gerade Kaffee tranken. Er erzählte von Hamburg, war gesund. Er bleibt vier Wochen hier. Er feiert seine silberne Hochzeit morgen u. lud uns zum Sonntag Abend ein, was wir mit geteilten Gefühlen annahmen.
Noch ein anderes Stilleben in Federzeichnung gezeichnet. –
Nachmittags Besuch von einem Herrn Wolf Sarrazin aus Berlin, ein sehr eitler, mädchenhafter Mensch, angeblich Jouralist. Was er hier wollte, ist nicht recht klar geworden. – Abends Besuch von Herrn + Frau Talheim, der Marthas Europa-Markensammlung gründlicher durchsah u. sie immerhin auf 1500,– Rm. schätzte.
Heute Nacht beginnt die Winterzeit, die Uhr wird um 1 Stunde zurückgestellt.
Morgens hl. Messe, wieder erstmalig in der Veranda im Seezeichen. Der neue P. Konrad SJ. war zum ersten Male hier, Nachfolger von P. Beckmann. Er scheint ein ausgezeichneter Prediger zu sein sehr energisch, vielleicht sehr hart im Vergleich zu P. Beckmann. Bemerkenswert ist, daß er bis Weihnachten 1946 in Breslau ausgeharrt hat. Er war dann, wenn ich nicht irre, Kaplan in Boitzenburg. Er erzählte von Breslau, daß anfangs sehr üble Polen dort gewesen seien, jetzt sind mehr solche da, die aus den östlichen Gebieten Polens, welche sich die Russen einverleibt haben, ausgesiedelt sind. Sie tun nicht viel, [2] teils aus polnischer Schlamperei, teils weil sie nicht glauben, daß das Land östlich der Neiße u. Schlesien dauernd bei Polen bleiben wird. Sie wollen Lemberg wieder haben u. wissen mit Breslau nichts anzufangen. Sie haben einen großen Haß auf Rußland, außer den Kommunisten natürlich, die aber in der Minderzahl sind, obgleich sie herrschen. P. Konrad erzählt aber auch, daß sie die polnische Geistlichkeit als überaus minderwertig erwiesen habe u. noch erweise u. er sehr traurige Erfahrungen gemacht habe. – Er sah sich später meine Bilder an, die ihm aber offenbar so neu waren, daß er ziemlich hilflos davor stand. –
Abends waren wir bei Grantz zum Abendessen. Carmen Grantz in langem, schwarzem Kleide u. einem silbernen Schmuck im Haar, er in der gewöhnlichen Kleidung, nur daß er ein weißseidenes Hemd trug. Ich unterhielt mich vor dem Essen sehr gut mit ihm, später zum Essen (Kartoffelklöße mit Tomatensoße) kam Carmen u. die alte Mutter u. das Gespräch wurde dann natürlich allgemeiner u. flacher. Er hat einen bemerkenswert schönen Plan von Hamburg gezeichnet u. dazu umfangreiche Studien gemacht. Er ist ein wirklich hervorragender Architekturzeichner. – Es war recht nett, aber der Weg ist für mich zu anstrengend.
Habe mir aus einer alten, dicken Sperrholz-Schranktür das Holz von Papenhagen zurechtschneiden lassen für das am Sonnabend entworfene Stilleben u. habe das Bild heute untermalt. Es verspricht, sehr hübsch zu werden.
Von William Wauer wieder einen langen, ausführlichen Brief. Der Mann gibt sich die größte Mühe, mich an sich zu ziehen, er muß wohl über mich gehört haben. Er nimmt den Mund ziemlich voll, um seine Bedeutung im Kunstleben Berlins zu unterstreichen. Die Transportschwierigkeiten hält er für überwindbar, er meint, daß er das schon machen könne, wenn ich ihm ca. 100 Bilder schicken könnte. Das ist zum Lachen, ich habe noch nicht fünfzig. Vor allem aber habe ich nicht die geringste Lust dazu.
An Dr. Kunze geschrieben u. ihm meine Ansicht über Fritzens Krankheit dargelegt. Von Fritz ein Brief aus Schwerin, wo er bei Riemschneiders übernachtet hat. Frau Dr. R. rät mir sehr zu, in Güstrow im Theaterfoyer auszustellen. Das täte ich gern.
Abends im Rundfunk wurde bekannt, daß die kommunistische Internationale, die im Jahre 1943 während des Krieges von Stalin aufgelöst wurde, sich wieder neu gegründet hat. Die Fronten formieren sich. Es mutet an wie eine Kriegserklärung Rußlands an Amerika. u. das im gegenwärtigen Augenblick, wo man der Londoner Außenminister-Konferenz entgegensieht, die am 25. November beginnen soll.
[3]Vormittags waren drei Damen, späte Sommergäste, zur Besichtigung meiner Bilder da. Nachher traf ein Lastwagen mit 40 Centner Torf ein. Der Torf wurde vor die Tür geworfen. Als Hilfe waren nur unsere kleine Anni u. Frl. v. Tigerström da. Es fand sich aber bald eine Schar kleiner Jungens, denen es Spaß machte, zu helfen, den Torf in den Hof zu schleppen, darunter ein ganz kleiner Knirps mit seiner Schiebkarre. Nach etwa einer Stunde war alles geschafft, aber es hat mich sehr angestrengt.
Im Rundfunk wurde bekannt, das der Kulturbund im amerikanischen Sektor Berlins verboten worden ist, weil er sich politisch betätigt.
Abends zum ersten Male geheizt mit Torf, der aber wohl noch zu feucht war. In letzter Zeit saßen wir unten bei mir des Abends, wo ich den elektr. Ofen angestellt hatte. Jetzt scheint es noch einmal wieder etwas wärmer werden zu wollen.
Telegramm von Fritz aus Berlin, daß er bei Dr. Lindner war zur Zahnoperation u. sein Gesundheitszustand bedenklich sei. Martha telephonierte darauf mit Dr. L., sprach aber nur seine Assistentin, welche sagte, daß die Operation in der Tat sehr schwierig gewesen sei, daß Fritz aber heute bei Dr. L. gewesen sei u. seine Gesundheit zu Besorgnissen keinen Anlaß gäbe.
Kuhn hob heute die Kartoffelgrube aus.
Schönes, warmes Herbstwetter, das uns veranlaßte, nach Tisch Spaziergang zu machen zum Haus Monheim, also nicht weit. Dennoch war ich nachher sehr erschöpft.
Herr u. Frau Talheim verabschiedeten sich u. besichtigten dabei meine Bilder, wobei Herr T. ein sehr nettes Verständnis zeigte.
Das neue Stilleben bereitet erhebliche Schwierigkeiten in der Farbe. – Von Fritz Zeitungspaket u. einige Zeilen, er war mit Kleinschmidt u. E. Welk im Kulturbund zu einem Essen, wo er mit Becher gesprochen hat.
Briefe an William Wauer u. Fritz geschrieben. Ersterem habe ich meine Bereitschaft für eine Ausstellung abgesagt. Es ist ziemlich zwecklos.
Nachmittags Küntzels zum Kaffee. Langweilig. Paul ist ein sehr dummer Mensch.
Abends klagte Martha. Sie hatte etwas Blut im Urin u. etwas Harndrang hat aber kein Fieber. Es scheint kein Anlaß zu Besorgnis zu sein, aber sie macht gern aus der Mücke einen Elefanten.
Ungewöhnlich schönes Wetter.
Martha blieb heute im Bett, obwohl es ihr besser geht, aber Vorsicht ist wohl am Platze. – Von P. Beckmann eine Karte, die uns seine glückliche Ankunft in Rottmannshöhe am Starenberger See anzeigt. – Immer noch schönes Wetter.
[4]Martha geht es befriedigend, doch bleibt sie tagsüber noch im Bett. Ich habe ihr Berberitzentee gekocht, den mir Dr. Kunze empfohlen hat.
Mittags war kurz Max Grantz da. – Das Stilleben geht nur langsam vorwärts, es macht in der Farbe große Schwierigkeiten, werde morgen eine radikale Aenderung des roten Hintergrundes vornehmen.
Martha, die morgen gern nach Ribnitz fahren will, ist heute wieder gesund geworden. – Nachmittags Triebsch.
Um 1/2 5 Uhr aufgestanden u. Martha zum Omnibus gebracht, der aber nicht fuhr, sodaß M. nach Althagen mußte, um mit dem kleinen Motorboot zu fahren. Da in der Nacht heftiger Wind aufgekommen war, war das recht unerfreulich. – M. war in Ribnitz zur hl. Messe u. hat dann bei Pater Konrad gefrühstückt. Um 3 Uhr holte ich sie aus Althagen wieder ab, sie hat die Anstrengung anscheinend ohne Schaden überstanden.
Das neue Stilleben mit der grünen Flasche ist heute fertig geworden. Es ist eins meiner schönsten, leichtesten Bilder geworden, sehr charmant.
Von Fritz Telegramm, daß er Dienstag in Meissen gut angekommen ist. Zugleich eine Zeitungssendung mit Brief. Danach ist es ihm in Bln. gesundheitlich recht schlecht gegangen. Trotzdem hat er anscheinend viel erledigt. Er hat das Bild „Leuchtturm“ zum Ulenspiegel gebracht u. hat mit Sandberg gesprochen, der mir sehr abrät, bei W. Wauer auszustellen. Die Reproduktion des Leuchtturm wird Zeit in Anspruch nehmen u. nicht so bald erfolgen, dagegen soll im nächsten Heft etwas von mir erscheinen. – Fritz war dann auch bei Wauer, der mich unbedingt ausstellen möchte u. zum Transport der Bilder ein Auto besorgen will, mit dem ich dann selbst mitfahren kann. – Man muß warten, was daraus wird.
Es ist kalt geworden, starker Wind u. gelegentlich Regenschauer.
Kalt! – Nachmittags während der Stromsperre war Frau Boroffka da. Gestern Nacht kam Herr v. Tigerström, der einige Tage seine Schwester besucht. Von Dr. Krappmann ein pessimistischer Brief, er will seinen Kinderwagen u. Betten, doch wie soll man das schicken! –
Die kleine Bleistiftzeichnung „Die Schiffbrüchigen“, die ich kürzlich gemacht habe, habe ich in etwas größerem Format als Federzeichnung nochmals durchgezeichnet, da ich davon gern ein Bild machen möchte. Ich habe ziemlich starke Aenderungen vorgenommen. Jetzt ist die Zeichnung recht gut u. kann ein nettes Bild kleineren Formates abgeben, das ich morgen in Angriff nehmen will.
Nachmittags während der Stromsperre war das Ehepaar Triebsch da. Sie sind beide nicht besonders interessant, aber durch u. durch gute Menschen, in deren Gegenwart man ohne Furcht sprechen kann.
Abends las ich Martha Anatole France vor: [5] „Die Götter dürsten“, womit ich neulich schon angefangen hatte. Ein reizendes u. elegantes Buch voll Geist.
Das neue Bild „Schiffbrüchige“ angelegt.
Es ist empfindlich kalt.
Vom Verlag „Ulenspiegel“ empfing ich 150,– Rm. Honorar, doch weiß ich nicht, wofür. Es wird sich erst ergeben, wenn ich in den nächsten Tagen wohl ein Belegexemplar erhalte.
Wieder ein neues, junges Huhn bekommen, nachdem wir vor 14 Tagen schon ein solches bekommen hatten. Wir haben nun wieder vier Hühner, die hoffentlich durch den Winter kommen werden.
Von Rena Bluhm, Fritzens Freundin in Bln., bei der er jetzt gewohnt hat, ein Brief über F's. Gesundheitszustand. Danach muß es ihm in Bln. sehr schlecht gegangen sein. Diese Sache ist wirklich sehr besorgniserregend. –
Heute bekamen wir endlich 3 mtr. Brennholz angefahren. Wir heizen jetzt mit Torf, aber die 80 Centner, die wir davon haben, werden keinesfalls den Winter durch reichen.
In Schwerin fand dieser Tage eine Tagung des Kulturbundes für Mecklenburg statt. Aus dem Zeitungsbericht fühlt man einen Gegensatz zwischen Kleinschmidt u. Bredel stark heraus. Die Zeitungen –, allerdings las ich nur den „Demokrat“ der CDU u. die „Norddeutsche Ztg.“ der L.D.P., stehen deutlich auf Kleinschmidts Seite. Die „Landeszeitung“ der SED. ist nicht gekommen, es wird interassant sein, zu sehen, wie diese berichtet. Herr Bredel hat als Landesleiter die Tagung eröffnet mit einer Rede, die rein politisch war u. die SED. verherrlichte, von Kultur hat er nichts gesagt.
Mit Triebsch kam ich heute überein, bis auf weiteres die Mittwoch-Vorträge ausfallen zu lassen, da es bereits zu früh dunkel wird u. es außerdem bei mir im Zimmer kalt ist.
Gestern u. heute fuhr uns Brandt insgesamt sechs Mehr Holz an. Es liegen nun noch elf Meter im Walde, die noch vom vorigen Jahre sind.
Es ist kalt. –
Vom Ulenspiegel Beleg-Exemplar erhalten. Es handelt sich um die Zeichnung zum Bilde „Zwei Köpfe“. Die Reproduktion ist nur klein, aber ausgezeichnet klischiert u. gedruckt auf einem grünlichgrauen Grund u. sieht sehr gut aus. Auf der Seite davor ist eine Zeichnung von Carl Hofer. Es ist Heft Nr. 21 des zweiten Jahrganges. –
Die Kälte nimmt weiter zu, es wird Frost geben. Gott sei Dank, daß Brandt uns nun insgesamt 15 mtr. Holz angefahren hat. Zwei Meter liegen noch im Walde.
Mittags war Max Grantz kurz da, er fährt Montag nach Hamburg zurück. Ich gab ihm das kleine Asternbild mit, das Otto Wendt zu Weihnachten haben soll als Gegengabe dafür, daß er mir mehrfach Farben besorgt hat.
[6] Der Papst hat den Katholiken die Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei verboten. Ein sehr bedeutungsvoller Schritt der darauf hinweist, daß Amerikas Kampf gegen den Kommunismus bereits in ein entscheidendes Stadium getreten ist u. daß der Papst diesen Kampf unterstützt. Der kommende Monat wird sehr ernste Ereignisse bringen.
Es ist nach wie vor recht kalt.
Morgens 9 Uhr hl. Messe mit Dr. Rudlof, der anschließend bei uns frühstückte.
Nachmittags während der Stromsperre war das Ehepaar Meisner zum Kaffee da, die für einige Tage aus Berlin gekommen sind. Dr. Rudlof weiß übrigens nichts von einem Verbot der kommunistischen Partei durch den Vatikan. Es mag sein, daß diese Nachricht von der SED. in die Welt gesetzt wird zum Zweck der Propaganda gegen die Kirche.
Morgen früh muß ich um 4 Uhr aufstehen, weil Martha auf Reisen gehen will nach Doberan, Schwerin u. Berlin.
[7]Begonnen: 27. Oktober 1947.
Geschlossen: 12. Juni 1948.
[8]Heute früh ist Martha programmgemäß abgereist. – Abends kam Trude, die in Ribnitz gewesen war u. Martha dort zum Zuge gebracht hat. Sie brachte mir Butter u. Tabak u. die Nachricht, daß Martha ihre Brille vergessen hat. Hoffentlich finde ich sie, damit ich sie Frau Meisner mitgeben kann, die M. am Donnerstag in Schwerin treffen will.
Obwohl ich infolge des frühen Aufstehens heute um 4 Uhr morgens recht müde war, habe ich das Bild der Schiffbrüchigen doch gut vorwärts gebracht. Es ist eigentlich schon seit Sonnabend fertig, aber ich bin mit dem Wasser nicht zufrieden. Daran habe ich den ganzen Tag gearbeitet u. ich hoffe, daß ich es morgen hinkriege.
Das Bild „Die Schiffbrüchigen“ wurde heute fertig. Es ist ein kleines, aber wirklich sehr gutes Bild geworden. – Ich ging daran, an dem „Selbstbildnis“ weiter zu arbeiten. Dieses Bild hat sehr große Mängel, vielleicht kann ich sie überwinden.
Die deutschen Bischöfe haben, wie ich im Rundfunk höre, gemeinsam einen Schritt bei der Kontrollbehörde wegen der grundlosen Verhaftungen, besonders Jugendlicher u. Kinder teilweise unter 14 Jahren, getan. Danach liegen bisher Meldungen von über 2000 verhafteten u. spurlos verschwundenen Kindern vor. – Es [9] handelt sich um Verschleppungen durch die Russen.
[9][9] Das „Selbstbildnis“ habe ich heute überarbeitet u. es sehr wesentlich verbessert.
Walter Papenhagen habe ich Rahmen gebracht zum Umarbeiten für meine letzten drei Bilder. Er wird nun auch den Keilrahmen für das neue Bild „Auswanderer“ anfertigen, das ich vorhabe u. für das eine Federzeichnung vorliegt. Diese Zeichnung werde ich aber vorher nochmals neu durcharbeiten.
Der Bruder von Frl. v. Tigerström ist schon wieder hier.
[9][9] Walter Papenhagen hat mir Sperrholz aus einer alten Schranktüre zurechtgeschnitten für ein neues Stilleben, für das ich die Zeichnung vor einiger Zeit gemacht habe. Auch das letzte Stilleben mit der Flasche ist auf Holz gleicher Herkunft gemalt. Ich zeichnete vormittags das Bild auf, morgen will ich es farbig anlegen.
Am Montag oder Dienstag schnitt ich die restlichen Tabakpflanzen ab, die ich heute so weit es ging, auf Draht zum Trocknen aufzog. Ich habe doch eine ganz beachtliche Ernte von etwa 40 Pflanzen.
Von W. Wauer heute Antwort. Er gibt seine Bemühungen vorläufig auf, kündet aber an, daß er im nächsten Sommer selbst herkommen wolle, um mit mir persönlich zu verhandeln.
Der amerikan. General L. Clay, der soeben von Amerika zurückgekommen ist, hat eine Rede gehalten, in der er eine veränderte Politik gegen den Kommunismus ankündigt. Er würde die Kommunisten künftig nicht mehr mit Handschuhen anfassen, meinte er. Von Rußland hat er nicht gesprochen, aber er hat es offenbar gemeint. Die Spannung wird immer größer. Die Rede des Generals muß ja doch das Ergebnis seiner Amerikareise sein, es ist also die Politik Amerikas, u. dies vier Wochen vor Beginn der Londoner Konferenz, von der man nur noch den offenen Bruch mit Rußland erwarten kann. – Es wird amtlich bestätigt, was bisher nur Gerücht war, daß im amerikan. Sektor Berlins nun auch der Kulturbund verboten worden ist. –
In der Dämmerstunde war Grete einen Augenblick da. Sie fühlte sich verpflichtet, nach mir zu sehen.
[9][9] Vormittags das neue Bild angelegt, das eine farbliche Delikatesse zu werden verspricht. Abends im Rundfunk von Klabund „Der Kreidekreis“ gehört. Sehr starker Eindruck.