TBHB 1947-09-26
Einführung
[Bearbeiten]Der Artikel TBHB 1947-09-26 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 26. September 1947. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über eine Seite.
Tagebuchauszüge
[Bearbeiten][1] Das Bild „Verblühte Salvie“ habe ich nochmals vorgenommen u. es weiter durchzuführen. Es war zu sehr im Naturalismus stecken geblieben.
Schönes Herbstwetter.
P. Pius Longard sandte aus Maria Laach einige Sterbezettel zum Tode seiner Mutter. Sein Brief enthält auch einen handschriftlichen Gruß von P. Theodor Bogler, der Prior ist.
Hans Wendt sandte mir ein Exemplar der mir bisher unbekannten Zeitung „Die Zeit“, in dem ein Aufsatz „Bild des modernen Künstlers“ von Werner Haftmann enthalten ist. Dieser Aufsatz ist in der Tat sehr gut. Es wird da darauf hingewiesen, daß das Verhalten des Künstlers zum Religiösen durch seinen Individualismus charakterisiert wird, durch seine Ich=Bezogenheit. Natürlich erst seit der Renaissance. Das Ich in seiner Selbstbezogenheit ist nach Pascal „hassenswert,“ denn es liegt darin eine latente hochmütige Rebellion gegen Gott. Von Barlach las ich gerade vor einigen Tagen den Ausspruch, daß die Persönlichkeit eine „Falle“ sei, in der der Künstler stecke. Um der Gefahr zu entgehen, die in diesem Selbstbewußtsein liegt, gehört ein starker, kindlicher Glaube u. die Bereitschaft, dieses Ich=Bewußtsein u. seine Selbstgerechtigkeit aufzugeben. –
Es ist dann weiter die Rede von der der modernen Kunst innewohnenden Hermetik u. der Beziehungslosigkeit des Künstlers zum Volksganzen. Es wird klar ausgesprochen, daß das garnicht anders sein kann u. daß die Forderung nach einer „volksverbundenen Kunst“ eben ein Unsinn ist. – Der Artikel schürft sehr tief u. ist sehr wertvoll.