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TBHB 1947-08-28

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1947-08-28
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Entstehungsdatum: 1947
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Originaltitel: Donnerstag, 28. August 1947.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 28. August 1947
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1947-08-28 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 28. August 1947. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Donnerstag, 28. August 1947.     

[1]      Gestern Abend waren Herr u. Frau Dr. Kunze bei uns, erst zum Abendbrot nachher im Seezimmer. Herr Dr. K. erzählte mir nun von meiner Tochter Ruth u. ihrem Mann, seinem Freunde Heinrich Isensee. Was er sagte, war wenig erfreulich. Ruth schilderte er als eine unschöne Frau ohne jeden Charme. Sie wohnt jetzt in Bln-Moabit, hat einen fünfjährigen Jungen Thomas u. erwartet im Januar ein zweites Kind, was Dr. K. Anlaß gab zu der Aeußerung, daß er sich eine geschlechtliche Beziehung zu dieser Frau überhaupt nicht vorstellen könne. Er sagte von ihr, daß sie ein stiller u. sehr zurückhaltender Mensch sei, der auf den Gebrauch jeglicher Höflichkeitsformeln verzichtet. Man konnte merken, daß sie dem Dr. K. äußerst unsympathisch ist u. daß er seinen Freund bedauert. Dieser ist nach seiner Meinung ein ungemein begabter, aber ebenfalls gefühlsarmer Verstandesmensch von fanatischer Ehrlichkeit u. Sauberkeit der Gesinnung. Chemiker. Dr. K. las mir u. zeigte mir einen Brief vor, den er letzthin von ihm erhalten hat u. nach dem es ihm nicht besonders gut geht. Er ist seit Jahren bei der Osram-Gesellschaft angestellt, bekam früher ein sehr gutes Gehalt, jetzt aber nur noch 400,– Rm. monatl. Er scheint sich mit der Absicht zu tragen, nach dem Westen zu gehen. – Mit den beiden zusammen wohnt die Mutter Ruth's in sehr enger Wohnung, wodurch das Leben der kleinen Familie keineswegs angenehmer wird. Dr. K., der meine ehemalige Frau kaum kennt, hat aber doch den Eindruck, daß eine Annäherung zwischen mir u. Ruth kaum möglich sein dürfte, solange diese Frau lebt –, u. nachher ist seiner Meinung nach eine Annäherung ebenfalls kaum möglich, da meine Tochter äußerst stur ist u. jeden Gedanken an eine solche Annäherung entschieden zurückweist. Dr. K. hat den Eindruck, daß Ruth so vollkommen angefüllt ist mit einer vorgefaßten Meinung gegen mich, daß eine Korrektur dieser Meinung bei ihrer Charakteranlage kaum möglich sein wird. – Dagegen glaubt er, daß der Mann [2] ein sehr starkes Bedürfnis hat, den Vater seiner Frau kennen zu lernen u. daß er Ruth's schroffem Urteil über mich stets entgegentritt mit dem Hinweis, daß Ruth mich ja überhaupt nicht kennt. Hinzu kommt, daß dieser Heinr. Isensee selbst ein uneheliches Kind ohne Vater ist u. aus sehr bescheidenen Verhältnissen stammt u. sich nach einem Vater sehnt. Dr. K. meint, daß ich diesem Mann sehr notwendig sein würde. –

     Dr. K. u. seine Frau sind recht nette Menschen, er scheint ein sehr guter u. gewissenhafter Arzt zu sein, den ich über meine eigene Gesundheit fragen werde.

     Heute Nachmittag 5 Uhr soll nun doch noch mein Vortrag in meiner Ausstellung stattfinden. Der Referentenkursus ist heute zu Ende, morgen reisen die Teilnehmer ab. Es wird wahrscheinlich sehr voll werden, nachdem die Oberbonzen mit ihrem Klamauk ja genug Reklame für mich gemacht haben. Kleinschmidt war gestern in der BuStu u. hat gemeint, daß die ganze Hetze gegen mich von Becher ausgegangen sei, der wütend darüber gewesen wäre, daß von allen Seiten das Verlangen ausgesprochen worden sei, etwas über meine Bilder zu hören während niemand danach verlangt habe, Bechers Gedichte zu hören. – Kleinschmidt war auch in Wustrow bei dem Ehepaar Holtz, das versucht hat, ihn gegen uns einzunehmen, was aber völlig fehlgeschlagen ist. Kl. wird nun dafür sorgen, daß die Vereinigung des Kulturbundes des ganzen Fischlandes wieder aufgehoben wird u. Wustrow für sich bleibt. Es besteht die Absicht, Fritz zum Vorsitzenden des Kulturbundes von Ahrenshoop – Alt= u. Niehagen zu machen. Fritz genießt jedenfalls das vollste Vertrauen Kleinschmidts, der Herrn Venzmer zum Vorwurf macht, daß er Herrn Holtz als ehemaligen Nazi überhaupt als Vorsitzenden der Sektion bestätigt hat. – Herr Venzmer ist gegenwärtig hier. Er hat sich einen Schnurrbart wachsen lassen, wodurch seine Erscheinung noch um einen Grad vulgärer geworden ist.

     Nachmittags 5 Uhr stieg also endlich mein Vortrag. Es war nicht so voll, wie ich erwartet hatte, aber fast ausschließlich junge Menschen. Außerdem war Prof. Ad. Behne mit Frau da, sowie Herr Nikisch mit Frau. Auch Dr. Kunze mit Frau war da, sowie ein Musik-Dirigent aus Güstrow, Herr Dr. Kupsch (oder so ähnlich) – Der Vortrag war ein ganz voller Erfolg, die jungen Leute waren begeistert, Behne gratulierte mir u. meinte, man könne so etwas garnicht besser machen. Es war also in jeder Weise sehr erfreulich. Besondere Freude machte mir ein ganz junger Mensch namens Richter aus Chemnitz, der mit einem ganz erstaunlichen Verständnis über meine Bilder sprach. Auch viele andere junge Leute bedankten sich.

     Abends kam noch Frl. Dodell, um mir ihre Freude über den Vortrag auszusprechen. Sie ist eine Nichte des Malers Kallmorgen.

     Pfr. Tomberge reist morgen wieder ab. Wir haben von diesem Geistlichen nicht viel gehabt.