TBHB 1947-08-13
Einführung
[Bearbeiten]Der Artikel TBHB 1947-08-13 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 13. August 1947. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.
Tagebuchauszüge
[Bearbeiten][1] Wiederum ein Tag mit Ereignissen. Nachmittags wie gewöhnlich Triebsch, aber als er noch da war u. ich meinen Vortrag noch nicht ganz beendet hatte, kamen Frau Havemann u. Pastor Kleinschmidt, um Bilder anzusehen u. mit mir zu sprechen. Wir sprachen natürlich auch von den gehabten Schwierigkeiten, wobei sich herausstellte, daß Kl. einen Bericht über jene Vorkommnisse oder vielmehr über jene Diskussion mit Prof. Rienäcker erhalten hat, der von Herrn Karsten verfaßt war. Es war mir bereits vorher bekannt geworden, daß Herr Karsten auf Anordnung von Willi Bredel einen solchen Bericht schreiben mußte, ja, daß er ihn zweimal schreiben mußte, weil sein erster Bericht zu wenig belastend für mich war. Diesen zweiten Bericht hat also Herr Kl. erhalten, u. „irgendjemand“ –, [2] wie er sagte, hätte eine Bemerkung dazu geschrieben, die dem Sinne nach eine Forderung gewesen ist, mich aus dem Kulturbunde zu entfernen. Dieser „Irgendjemand“ kann ja kein anderer gewesen sein als Herr Dr. h.c. Willi Bredel! – Herr Kl. hat seinerseits aber keinen Grund gefunden, mich aus dem Kulturbunde rauszuschmeißen, besonders nicht, da er von Herrn Prof. Rienäcker Auskunft über den Sachverhalt eingeholt hat, die ergeben hat, daß mir kein Vorwurf gemacht werden kann. – Es ergibt sich also daraus, daß diese ganze Angelegenheit noch viel hintergründiger gewesen ist, als ich bisher gedacht hatte. –
Während wir über diese Dinge sprachen, betrat unerwartet Sandberg das Zimmer. Er war eben aus Berlin gekommen mit Frau u. Kind. Er soll in Wustrow wohnen, dort ist aber das Quartier noch nicht frei. Kleinschmidt bot ihm sofort bei sich Quartier an, er wohnt im Hause Bachmann. In meiner Ausstellungsangelegenheit hat Sandbg. auch nichts erreicht, da alle Berliner Galerien bis zum Frühjahr bereits besetzt sind. So werde ich nun also William Wauer zusagen, doch meint Frau Havemann, daß sie mir eine bessere Ausstellungsmöglichkeit im „Haus am Waldsee“ in Zehlendorf vermitteln könnte.
Auch diese drei waren noch nicht fort, als Sella Hasse kam. Ich zeigte auch ihr meine Bilder u. sie zeichnete mich, während ich mit ihr sprach. Auch Martha hat sie heute morgen in dieser Weise gezeichnet, leider habe ich beide Zeichnungen selbst nicht gesehen.
Auch sie war noch nicht fort, als Pfr. Thomberge aus Berlin=Schöneberg=St. Norbert, sich meldete. Er ist, wie mir vorher schon Triebsch gesagt hatte, gestern Abend aus Bln. gekommen u. wohnt bei Triebsch: Leider hat er weder Wein noch Hostien mit, wir müssen dies erst aus Ribnitz von P. Beckmann kommen lassen u. hoffen, wenigstens am Freitag zu Mariä Himmelfahrt, alles hier zu haben. Pfr. Th. hält morgen in der Referentenschulung einen Vortrag über christlichen Humanismus. Ich will mit Martha hingehen. Er will bis Ende August hier bleiben. Er ist ein gebildeter u. sehr sympatischer Herr. –
Zum Mittag- u. Abendessen war Schultze-Jasmer unser Gast. Er schläft in der Nacht bei Fritz u. wandert morgen früh nach Prerow zurück.
Abends spät kam nochmals Sandberg u. bat um einen kleinen Kochtopf, um Fenchel zu kochen, da sein 5 Monate altes Kind Leibschmerzen hat. Er sagte mir, daß Kleinschmidt sich sehr freute, von mir gehört zu haben, daß ich willens sei, ihm das Bild „Dorfstraße“ zu überlassen. – Ich werde ihn selbst einen Preis machen lassen. Er ist offensichtlich sehr freundschaftlich gesinnt u. es wird nur gut sein, wenn ich mir diese Freundschaft erhalte. Als Vize=Präsident des Kulturbundes hat er Gewicht, wenngleich man auch nie wissen kann, wie lange er in dieser Position bleiben wird. Es kratzt ja da einer dem anderen die Augen aus.