TBHB 1947-07-18
Einführung
[Bearbeiten]Der Artikel TBHB 1947-07-18 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 18. Juli 1947. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.
Tagebuchauszüge
[Bearbeiten][1] Herr Sandberg gibt sich wirklich erstaunliche Mühe um mich. Heute Vormittag schleppte er den Stadtrat Matern aus Rostock u. dessen Frau zu mir ins Atelier, ferner den Kultusminister Grünberg aus Schwerin u. seine Frau u. den Polizeichef Scholz aus Rostock, außerdem Frau Warnke, deren Mann auch irgendein Minister in Berlin ist u. endlich eine überaus sympathische, blonde, schlanke Dame, deren Namen ich nicht, weiß, die aber früher schon in Ahrenshoop war u. mich noch aus der Zeit her kennt, wo ich an der Kasse saß. Ich besprach mit Matern die im vorigen Jahre verunglückte Ausstellung in Rostock, er behauptete, die näheren Vorgänge nicht zu kennen u. meinte, wir könnten die Ausstellung in diesem Jahre nachholen. – Sandberg führte das große Wort u. sprach für mich mit rührender Begeisterung. Er soll auch gestern bei Becher gewesen sein u. soll diesem sehr entschieden seine Meinung gesagt haben. Becher soll sich entschuldigt haben damit, daß er ja nichts gegen mich hätte, worauf S. gesagt haben soll, daß es seine Pflicht wäre, mich zu stützen u. zu verhindern, daß man mir einen Kriminalkommissar auf den Hals schickte.
Er fährt nun also morgen nach Berlin u. will die beiden Bilder mitnehmen. Im August oder September will er dann nochmals herkommen.
Nachmittag, war S. nochmals in der BuStu. Er kaufte von mir die Zeichnung vom Dämon für 200,– Rm., die eigentlich 350,– Rm. kostete u. die ich ihm für seine unleugbaren Verdienste billiger ließ. Außerdem nahm er die Zeichnung der beiden Köpfe mit, die er mir wiedergeben wird. Die beiden Bilder nahm er nicht mit, weil das Auto, mit dem er fährt, bereits zu voll ist. Ich verabredete aber mit ihm, daß ich ihm das neue Bild „Der Zweifler“ schicken werde, damit er eine farbige Reproduktion im Uhlenspiegel davon bringen kann. Das wird für mich sehr wertvoll sein. – Ich sprach mit ihm über Wauer, den er für beachtlich hält, doch meinte er, damit noch zu warten u. auf ihn erst zurückzugreifen, wenn seine Versuche, Galerien in Bln. für mich zu interessieren, scheitern sollten, was er aber nicht glaubt. Er nahm zu diesem Zweck mehrere Fotos mit, darunter auch Fotos vom „Dämon“ u. vom „Zweifler“ die Fritz gestern Nachmittag noch sehr schön gemacht hat.
Ferner war nachmittags der Intendant vom Theater in Chemnitz, Goerß oder so ähnlich bei mir, um den „Zweifler“ zu sehen. – Auch den Kollegen [2] Bartolomäus aus Ludwigslust, ein Gebrauchsgraphiker, lernte ich kennen, der mir wohlgesinnt ist.
Abends besuchte uns Frau Beichler u. erzählte interessant von Düsseldorf. Zwischendurch kam nochmals Sandberg mit der Sekretärin von Becher, da er die Fotos noch abholen mußte, die am Nachmittage noch nicht fertig gewesen waren. S. erzählte mir übrigens auch, daß ein Teil der Hetze gegen mich hier im Ort tatsächlich von Herrn v. Achenbach ausgeht, der mich bei Becher nach Möglichkeit u. mit Erfolg herabzusetzen sucht. Die Freundschaft zwischen Herrn v. A. und Matern scheint hingegen abgekühlt zu sein, wenigstens behauptet Sandberg, daß Matern jetzt unbedingt eine Ausstellung meiner Bilder in Rostock haben will.