TBHB 1947-04-11
Einführung
[Bearbeiten]Der Artikel TBHB 1947-04-11 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 11. April 1947. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.
Tagebuchauszüge
[Bearbeiten][1] Vormittags die Bilderkisten ausgepackt bis auf eine in der das Bild „Aufbruch“ enthalten ist. Bis jetzt sind alle Bilder in gutem Zustande, nur die Rahmen sind teilweise arg mitgenommen, aber das läßt sich reparieren.
Nach Tisch ging ich zu Frau Longard, die ich in einem überaus schlechten Zustand antraf. Sie saß im Liegestuhl mit geschlossenen Augen, die Augen schon tief eingefallen der Mund offen u. keuchend. Sie machte den Eindruck, als könne sie jeden Augenblick sterben. Sie erkannte mich nicht, nahm garkeine [2] Notiz von mir. Nachdem ich eine Weile bei ihr gesessen hatte, fing ich an, sehr langsam zu beten, mit großen Pausen. Nach etwa einer Stunde hörte das Röcheln auf u. der schmerzliche Ausdruck wich von ihr. Sie fing langsam an, die rechte Hand u. den Arm zu bewegen. Ich betete noch eine zweite Stunde, dann war sie so weit, daß sie mitbetete, was an ihrem Ausdrück zu sehen war. Ich schloß dann mit einem Vaterunser u. einem Ave, wobei sie versuchte, die Worte mitzusprechen. Als ich dann aufhörte, dankte sie mir u. drückte mir wieder die Hand, aber diesmal nicht mehr so kräftig, wie das letzte mal. Es geht rasch abwärts mit ihr u. ich glaube nicht, daß sie die kommende Woche noch überleben wird.
Das Wetter war heute klar, aber eisig kalt. Immer noch liegt das Meer voll Eis.
Herr Strohschnitter, der viel zwischen Hamburg u. hier hin u. her reist, ist unterwegs von den Russen verhaftet u. verschleppt worden. Niemand weiß, wo er geblieben ist. – In Ribnitz bauen die Russen ab, es heißt, daß sie ganz aus Ribnitz rausgehen werden.
In Moskau hat es immer noch keine Ergebnisse der Konferenz gegeben.