TBHB 1947-03-11
Einführung
[Bearbeiten]Der Artikel TBHB 1947-03-11 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 11. März 1947. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.
Tagebuchauszüge
[Bearbeiten][1] Die Witterung war heute milder, aber von Tauwetter war noch keine Rede. – Fritz ist aus Leipzig zurückgekehrt. Nach dem, was er von dort berichtet, ist diese ganze Messe ein einziger großer Bluff, zu kaufen gibt es dort so gut wie nichts.
Einer von den Sudetendeutschen ist gestorben, ein gewisser Franz Anders, Bäcker aus der Gegend von Trautenau, 44 Jahre alt, wahrscheinlich Herzschwäche. Er wohnte [2] mit seiner Schwester in einem Zimmer des Hauses Gerresheim u. man sagte, daß die beiden furchtbar dreckig u. schluderig seien. Herr Degner war bei mir u. bat mich, die Beerdigung zu machen, da der Mann katholisch war. Man will die Leiche in das Haus am Meer bringen, das jetzt ja wieder ganz leer steht, denn bei Gerresheim kann sie nicht gut bleiben. Ich sagte zu, am Donnerstag um 3 Uhr nachm. die Beerdigung vorzunehmen, da es völlig ausgeschlossen ist, daß P. Beckmann dazu hierher kommen kann, der Weg ist nach dem, was Fritz sagt, nach wie vor fast unpassierbar. Ich habe aber unserer Frau Hanschuch aufgetragen, heute abend bei Dr. Thron in Ribnitz anzurufen, daß dieser P. B. wenigstens informiert.
Am Nachmittag war die Schwester dieses Franz Anders bei mir. Sie sieht in der Tat überaus dreckig u. schluderig aus, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, daß sie z. Zt. eine Blulvergiftung an der linken Hand hat, weshalb sie in ärztlicher Behandlung ist. Die Hand kann sie nicht gebrauchen u. das mag den Dreck einigermaßen entschuldigen. Aber diese, etwa 40 jährige Frau hat ein höchst interessantes Gesicht mit fast edlen Zügen. Es scheint aber so, als wäre sie mit ihrem Verstande nicht ganz beieinander. Es scheint, als wäre sie eine gottergebene Person, die sich über nichts beklagt u. alles hinnimmt, wie Gott es schickt.