TBHB 1947-03-07
Einführung
[Bearbeiten]Der Artikel TBHB 1947-03-07 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 7. März 1947. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.
Tagebuchauszüge
[Bearbeiten][1] Heute war tagsüber 1 – 2° Wärme, was jedoch bei dem hohen Schnee u. der Vereisung des Meeres u. des Boddens keinerlei Wirkung hatte. Am Nachmittag sank die Temperatur wieder ab u. der Wind, der ganz eingeschlafen war, kam wieder auf. Jetzt um 12 Uhr nachts weht es wieder recht kräftig, wie mir scheint aus Westen oder Nordwesten u. es hat wieder neu zu schneien begonnen. Die Treppe zu unserem Hause ist so tief verweht, daß man sie nicht benutzen kann, sie frei zu schaufeln, würde für mich eine zu große Anstrengung sein, u. so lasse ich sie, wie sie ist. Nach dem Radio ist an Tauwetter noch nicht zu denken, aber dafür an viel mehr Schnee. [2] Fritz hat bei der Post angerufen. Er ist in Rostock gestern Abend angekommen u. heute Morgen nach Leipzig weitergefahren.
Die Außenminister der Mächte befinden sich auf dem Wege nach Moskau, bzw. sie sind dort bereits angekommen. Die Russen haben deutsche Journalisten nicht zugelassen „wegen Unterbringungs-Mangel“. Armes Moskau, das nicht einmal Wohnraum für ein Dutzend Journalisten hat! Es ist zum lachen. –
Heute beendete ich die Lektüre der „Seelenburg“. Abends lese ich den „Weg der Vollkommenheit“ vor. Die hl. Theresia ist eine große Lehrerin des Gebetes, deren Führung ich mich jetzt ganz anvertraue. Besonders die Gebetsstunde morgens früh ist mir sehr nützlich, obwohl ich mich da mit der Betrachtung nicht aufhalte, weil ich dazu weder eine Neigung habe, noch weil ich recht weiß, wie ich das anstellen soll, ohne eine sehr große Anstrengung des Verstandes. Ich nehme mir an Stelle einer solchen Betrachtung das Buch von Guardini „Der Herr“ u. lese sehr langsam u. betrachtend jeden Morgen ein Kapitel daraus. Da auch die hl. Th. von sich sagt, daß sie anfangs nicht ohne Buch hätte betrachten können, nehme ich an, daß eine solche Art, die Betrachtung zu üben, auch von ihr gebilligt werden würde, jedenfalls kann es ja nicht schaden.