TBHB 1947-03-01
Einführung
[Bearbeiten]Der Artikel TBHB 1947-03-01 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 1. März 1947. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.
Tagebuchauszüge
[Bearbeiten][1] Die Temperatur war heute milde, wir hatten mittags nur 1° Kälte, doch schneite es, wenn auch nur leicht, so doch bei starkem Wind, der aus Süden kam, d.h., der neue Schneeverwehungen verursachte. Jetzt, in der Nacht, ist der Wind noch stärker geworden u. ich sah eben, daß auch das Schneetreiben zugenommen hat. Der Verkehr zwischen uns u. dem Festlande ist völlig unterbrochen.
Herr Schelper, Justus Schmitt u. Arthur Hoppe sind aus Ribnitz hier angekommen, letzterer seit drei Jahren in italienischer Gefangenschaft, bzw. bei der deutschen Armee. Justus Schmitt war aus Berlin gekommen. Herr Schelper war in Rostock gewesen, um irgend welche Sachen von dort zu holen u. lag schon drei Tage lang in Ribnitz fest. Alle drei entschlossen sich, zu Fuß über den Bodden zu gehen. Sie hatten sich einen Schlitten beschafft, auf den sie ihr Gepäck gelegt hatten u. den sie hinter sich her zogen. Sie haben für den Marsch angeblich sieben Stunden gebraucht. – Justus Schmitt habe ich selbst noch nicht gesprochen, er wird morgen bei uns essen.
Am Nachmittag war Dr. Burgartz hier, der Andeutungen machte über die feindseligen Gefühle, die Herr v. Achenbach u. Peter Erichson gegen mich hegen u. die die Stärke von Haß haben sollen, ohne daß ich die Gründe dieses Hasses kenne. [2] Ich bedaure diese Herren u. werde sie Gott empfehlen.
Die Lektüre der „Seelenburg“ begonnen. Abends Briefe von Franz von Sales. –
Bezüglich des Rauchens habe ich einen neuen Standpunkt gewonnen. Ich sehe, daß es mir nicht gelingt, das Rauchen ganz einzustellen, ich bin zu schwach dazu, vor allem, weil ich ja noch Tabak habe u. damit die Gelegenheit. Ich gebe es auf, mir den Tabakgenuß abgewöhnen zu wollen auf die Art, daß ich mir das Rauchen verbiete oder darauf warte, daß mir der Tabak u. damit die Gelegenheit ausgeht. Ich sehe ein, daß ich dazu zu schwach bin u. erkenne in Demut diese meine Schwäche. Ich erkenne aber auch, daß das Rauchen eine Gewohnheit ist, die meine Freiheit einschränkt u. mich an die Erde fesselt u. mich somit an der Erhebung zu Gott hindert. Ich erkenne, daß das Opfer dieser Gewohnheit Leiden bringt, – u. dieses ist es grade, was von mir gefordert wird. Es kommt garnicht so sehr darauf an, daß ich mir das Rauchen abgewöhne, obgleich das erwünscht wäre, sondern es kommt darauf an, daß ich eine Gelegenheit habe, mir ein Kreuz aufzuerlegen, vorzüglich in dieser Fastenzeit. Die Gewohnheit des Rauchens ist dazu ein ausgezeichnetes Mittel. Diese Gewohnheit ist also direkt etwas Gutes, da sie mir Gelegenheit gibt, ein Kreuz zu tragen. Von diesem Standpunkt werde ich diese Sache von nun an betrachten. Ohne mich gewaltsam zu zwingen, überhaupt nicht mehr zu rauchen, wozu ich eben doch zu schwach bin, werde ich mehrmals am Tage, u. zwar möglichst oft, auf diese Gewohnheit verzichten. Vielleicht wird mir der Herr dann die Gnade schenken, daß ich an dem Leiden, das ich dabei empfinde, allmählich so viel Gefallen finde, daß ich schließlich mich ganz von dieser Gewohnheit löse. Möge der Herr mir in dieser Sache beistehen. Jedenfalls habe ich aus dem vergeblichen Kampf gegen diese Gewohnheit, den ich nun schon seit einigen Monaten kämpfe, den Vorteil bis jetzt gezogen, daß ich schwach bin. Meine großtuerische Meinung, die ich früher über diese Sache hegte, daß ich mir einfach das Rauchen selbst verbieten könnte, ist verschwunden u. ich sehe in Demut ein, was an mir ist. Möge der Herr mir helfen!