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TBHB 1946-12-11

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1946-12-11
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Entstehungsdatum: 1946
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Originaltitel: Mittwoch, 11. Dezember 1946.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 11. Dezember 1946
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1946-12-11 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 11. Dezember 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Mittwoch, 11. Dezember 1946.     

[1]      Heute erlebte ich eine herzliche Freude. Ich erhielt einen Brief von einem Herrn Gerhard Stübe aus Rostock, Maßmannstr. 111. Er schreibt, es sei ihm ein Bedürfnis mir seine Bewunderung über meine Schweriner Ausstellung auszudrücken. Er sagt, daß er die Anfeindungen in der Presse gelesen habe u. daß er dadurch bewegt worden sei, nach Schwerin zu fahren. Er habe anfangs geglaubt, meinen Gegnern recht geben zu müssen, denn meine Kunst war ihm ungewohnt. Er erklärt das damit, daß er 1921 geboren sei, also 25 Jahre alt, u. daß er allem Expressionismus mit dem Vorurteil engegengetreten sei, den diese vom Nationalsozialismus erzogenen jungen Leute nun einmal haben. Das ist verständlich. Er sagt nun aber, daß er, je länger er meine Bilder betrachtet habe, um so unsicherer u. nachdenklicher geworden sei. Er sagt, daß er ein Laie sei, aber sein Innerstes sei durch meine Bilder angerührt worden, ohne daß er dies erklären könne. Den stärksten Eindruck habe er vom Christkönigs-Bild empfangen, obgleich er, wie er meint, nicht religiös u. nicht einmal Angehöriger einer Konfession sei, dennoch hat ihn das Bild, wie er schreibt, seltsam berührt. Auch der Betende Engel, Verkündigung u. Weidenkätzchen haben ihm Eindruck gemacht, während er zu den Blumenbildern sonst kein Verhältnis gewinnen konnte. Er schreibt, daß ihn moderne Kunst noch nie so angerührt hätte, mit Ausnahme vielleicht von Barlach. – Er schreibt mir das, weil er glaubt, daß ich mich darüber vielleicht „ein wenig freuen“ werde, – u. damit hat er recht, – grade, weil er zur jungen Generation gehört. Er sagt, er sei „gehobenen Gefühls“ von meinen Bildern geschieden u. er hofft, daß sein Brief mir ein wenig den Aerger vertreiben möchte über die Urteile einiger „sehr selbstbewußter Literaten“, u. daß ich mich freuen werde, wenn ich sehe, daß die Jugend anfängt, mein Werk zu verstehen. Zum Schluß spricht er den Wunsch aus, daß meine Bilder auch in Rostock ausgestellt werden möchten. Er hat seine Freunde neugierig gemacht.

     Nun, ich habe mich wirklich sehr gefreut über eine solch spontane Aeußerung, die doch wieder nicht unter der Wirkung des Augenblickes geschehen ist, denn sein Brief ist vom 2. Dezember, also mindestens 14 Tage nach Schluß der Ausstellung. Und da schreibt Herr Dr. Willi Bredel im „Sonntag, daß meine Bilder unserer Zeit u. vor allem der Jugend“ nichts zu sagen hätten! – Ich werde mir reiflich überlegen, was ich dem jungen Herrn antworten werde, – vielleicht kann mir seine Begeisterung doch nützlich werden. –

     Sonst war es heute den ganzen Tag über dunkel u. ich habe nichts getan als Zeitungen gelesen, von denen Fritz einen ganzen Haufen mitgebracht hat.

     Fritz erzählte übrigens eine Geschichte, die [2] typisch für unsere Zeit ist. Herr Sorg in Bln. hat Gelegenheit gehabt, aus alten Heeresbeständen Fallschirmseide zu erwerben. Es wird dabei sicher nicht mit rechten Dingen zu gegangen sein, jedenfalls ist die Seide von der Kriminalpolizei beschlagnahmt worden u. Herr S. bekam ein Gerichtsverfahren an den Hals. Vor Gericht konnte man ihm indessen nichts Strafbares nachweisen u. die Sache verlief sich im Sande. Darauf erschien der Kriminal-Kommissar bei Herrn S. u. bedauerte ihn, daß er bei dieser Gelegenheit doch die Fallschirmseide durch Beschlagnahmung los geworden sei, die er doch sicher teuer bezahlt habe. Er, der Kriminal-Kommissar, wolle ihm gern die Seide wieder zurückgeben u. Herr S. wurde doch sicher gern 40,– Rm. pro Meter dafür an ihn zahlen. Herr S. ist natürlich auf dieses Geschäft eingegangen. – Das ist heute deutsche Polizei. – Auch wir haben von dem Einbruch bei uns nicht alles zurück erhalten, vor allem fehlen alle Oberhemden. Wir sind überzeugt, daß diese sich im Besitze des Kommissars in Ribnitz befinden. – Zwei Tage nach jener Affäre ließ Frau Waach in Ribnitz, Besitzerin des Mecklenbg. Hofes u. Mutter einer erwachsenen Tochter, mit der der Kommissar, wie man sagt, ein Liebesverhältnis hat, Martha wissen, daß sie, Frau W., gern ein wollenes Kostüm hätte. Sie gab deutlich zu verstehen, daß sie die Beschaffung eines solchen als Gefälligkeit ansehen würde für das Eingreifen des Kommissars. Martha hat das natürlich abgelehnt.