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TBHB 1946-08-22

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1946-08-22
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Entstehungsdatum: 1946
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Originaltitel: Donnerstag, 22. August 1946.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 22. August 1946
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Einführung

Der Artikel TBHB 1946-08-22 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 22. August 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Donnerstag, 22. August 1946.     

[1]      Gestern Abend waren wir bei Justus Schmitt, wo mir außer den sehr anregenden Gesprächen, die ich von ihm gewohnt bin u. erwarte, der seltene Genuß von Zigaretten geboten wurde. Er drehte sie selbst aus freilich sehr schlechtem Tabak, aber das ist heute schon egal. Während wir uns unterhielten, trafen Petersen's aus Berlin ein, die im Kurhause Quartier haben. Sie begrüßten uns im Vorbeigehen. Herr P. kam dann noch einmal zurück u. berichtete über Verhandlungen, die er mit Rosen in Bln. wegen Ausstellung meiner Bilder geführt hat u. die negativ verlaufen sind. P. sagte, daß Rosen ein ganz unangenehmer Geschäftemacher ohne jedes [2] wirkliche Kunstverständnis sei u. daß es besser sei, dort nicht auszustellen. Nun, die Sache hat sich ja tatsächlich erübrigt. –

     Der Nachbar Papenhagen hat mich nun doch aufsitzen lassen, er will meine Bilderkisten nicht machen. Es ist das wieder mal die typische Charakterlosigkeit dieses Volkes hier. Anstatt mir gleich zu sagen, daß er nicht will, war er dazu zu feige u. hat mich hingezogen, bis es nun fast zu spät geworden wäre. Ich habe mir nun den jungen Konow aus Althagen geholt, aber ich werde sicher nicht genug Holz haben.

     Ich habe an dem neuen Bildentwurf „Fliehende“ weiter gearbeitet, habe eine neue, etwas größere Zeichnung gemacht. Die Sache scheint zu werden.

     Nachmittags war Paul mit seiner Schwester hier, die nun abreist, nachdem sie etwa 10 Tage hier war, ohne daß ich sie kennengelernt hatte. Sie ist ein sehr bedarftes, spätes Mädchen.

     Gestern Nachmittag besuchte mich Schmidt-Detloff, von dem ich mich über die künstlerischen Verhältnisse in Rostock informieren ließ. Es sieht da ziemlich unerfreulich aus.

     In der Landeszeitung vom Dienstag, die ich heute bekam, steht eine Besprechung der Ausstellungs-Eröffnung hier am Sonntag. Sie ist von Dr. Burgartz, – sehr dürftig.

     Fritz hatte in diesen letzten Tagen den Besuch eines jungen Mädchens, mit der er zusammen in St. Quentin war, wo sie Nachrichtenhelferin gewesen ist. Sie war mit einer Freundin hier u. wohnte bei Krull. Ich kann mir nicht denken, daß dieses Mädchen so ganz ohne Grund hierher kam. Sie sah sehr nett aus, sehr solide, offenbar moralisch einwandfrei, sodaß man es begrüßen müßte, wenn Fritz sich für sie interessierte, zumal sie nicht ganz unvermögend zu sein scheint; aber leider ist davon noch nichts zu bemerken. Immerhin besteht der Plan, daß Fritz im Oktober zu ihr hinfahren will, sie ist wohl in der Gegend von Dessau zuhause, vom Lande, die Mutter besitzt ein kleines Gut, sie selbst ist bei einer Tante, deren Gut sie ebenfalls erben wird. Sie ist sicher nicht Fritzens Typ, – aber dieser sein Typ ist ja höchst unerfreulich u. wenn er ein Mädchen dieses Typs heiraten will, so wird nie etwas daraus. Dieses Mädchen wird aber sicher eine brave Hausfrau abgeben. Martha u. ich würden das sehr begrüßen.