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TBHB 1946-08-20

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1946-08-20
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Entstehungsdatum: 1946
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Originaltitel: Dienstag, 20. August 1946.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 20. August 1946
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Einführung

Der Artikel TBHB 1946-08-20 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 20. August 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Dienstag, 20. August 1946.     

[1]      Gestern war der junge Schwerdtfeger bei mir, um mir seinen ersten Versuch einer abstrakten Malerei vorzulegen. Motiv war ein Pferdekopf. Es war noch viel Falschverstandenes darin u. natürlich auch Nichtgekonntes, aber es war im großen Ganzen doch richtig gewollt u. nicht ohne Talent. Ich ermunterte ihn, weiterzumalen u. erklärte ihm seine Irrtümer u. falschen Auffassungen, die er einsah.

     Der Rektor der Universität Leipzig, der die Eröffnung unserer Kunstausstellung am Sonntag miterlebt hat, war bei Martha in der BuStu. Er hat ihr gesagt, einen wie starken Eindruck diese Veranstaltung auf ihn gemacht hätte, besonders aber meine Eröffnungsrede u. meine Bilder. Er bat darum, meine anderen Bilder sehen zu dürfen u. meinte, daß ich seiner Meinung nach Anspruch hätte, ein führender Maler in Deutschland zu sein. Es kommt mir ganz merkwürdig vor, daß ich jetzt mit einem Mal eine solche Rolle spielen soll. Ich muß mich hüten, von meinen Bewunderern nicht in den lauten Tagesrummel hineingezogen zu werden.

     Heute Vormittag besah sich auch Grete meine Bilder, aber sie machte ein scheußliches Gequatsche mit okkulten Begriffen.

     Rührend ist Fritz. Dr. Burgartz hatte mich am Sonntag um das Manuskript meiner Rede gebeten, um es für einen Zeitungsartikel zu verwenden. Ich gab es ihm u. sagte, er könne es nachher fortwerfen. Fritz ist untröstlich darüber u. setzt alles daran, das Manuskript wieder zu bekommen. Ich muß doch in Zukunft mehr Rücksicht auf seine Liebe nehmen.

     Abends las Lotte Schmitt-Buck im Ausstellungssaal des Kunstkaten „Clavigo“ vor etwa 20 Menschen. Es war ein sehr starker Eindruck, sie las ganz vorzüglich u. es muß für sie eine sehr große Anstrengung gewesen sein, nachdem das Zuhören für mich schon eine Anstrengung war. Der Eindruck war sehr stark. Außerdem war es ein sehr interessantes Experiment. Der Saal eignet sich [2] ganz vorzüglich für solch kleine, intime Veranstaltungen, man sollte im nächsten Jahre dergleichen oft wiederholen. Schade war nur, daß die Zuhörer sehr wenig ausgesuchte Menschen waren, es wäre sehr viel schöner gewesen, wenn da nur Leute gewesen wären, die mehr Verständnis mitgebracht hätten.