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TBHB 1946-06-21

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1946-06-21
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Entstehungsdatum: 1946
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Originaltitel: Freitag, 21. Juni 1946.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 21. Juni 1946
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Einführung

Der Artikel TBHB 1946-06-21 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 21. Juni 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Donnerstag, 20. Juni 1946     
Fronleichnam     

[1]      Das Wetter ist besser geworden, aber durchaus nicht gut.

     Heute morgen kam Herr Michelsen, der sog. Kurdirektor, der vom Kulturbund eingesetzt ist u. schlug vor, den Pastor Kleinschmidt, diesen Kulturbund-Bonzen, für den das Haus Bachmann reserviert war, im Hause Monheim unterzubringen, da es im Bachmann'schen Hause an Möbeln fehlt u. wohl auch andere Bedenken bestehen, weil dieses Haus ja beschlagnahmt ist. Fritz fuhr mit Michelsen gleich hin. M. war bereit, alle Reparaturen auf Kulturbund-Kosten machen zu lassen u. für Möbel zu sorgen. Fritz hat deshalb heute gleich zwei Oefen aus dem Hause hierher schaffen lassen, wozu vier Mann nötig waren. –

Nachmittags machte der angehende Konvertit aus Wustrow mit seiner Braut bei uns Besuch. Es sind sehr nette, bescheidene Leute, besonders die bayrische Braut. Der junge Mann ist offenbar sehr bei der Sache, seine Konversion ist keine Vernunft-Angelegenheit. Er ist in Bayern gewesen u. dort sehr stark vom Katholizismus angerührt worden, sodaß es nicht nur u. allein die Braut ist, die ihn zum Uebertritt treibt. So etwas ist schön, man erkennt daraus, wieviel guter, religiöser Wille auch hierzulande brach liegt, ohne daß man's weiß.

     Das Interieur-Bild geht langsam seiner Vollendung entgegen. Ich mußte heute die Rückwand noch einmal malen, da der rote Ton, den ich ihr im Schatten gegeben hatte, unmotiviert war u. nun störte, nachdem ich jetzt die rechte Lichtseite fertig habe. Das Bild wir ungemein räumlich. [2] auf diesem Wege in die Verwaltung etwas mehr Schwung zu bringen, denn mein Nachfolger, Herr Schöter, schläft allmählich auf seinem Bürgermeisterstuhl ein. Er ist sonst durchaus einwandfrei, aber leider ohne jede Initiative. Infolge dessen herrscht im Ort eine Kartoffelnot, die fast zur Katastrophe wird. Jeder versucht, auf eigene Faust zu Kartoffeln zu kommen, wodurch die Schiebergeschäfte einen fabelhaften Auftrieb bekommen. Man hat Glück, wenn man alte, vorjährige Kartoffeln für 50,– Rm. pro Centner bekommen kann. Auch wir sind am Ende damit. Es wäre Pflicht des Bürgermeisters, die Sache in die Hand zu nehmen, wie ich es vor einem Jahr ja auch getan habe. Wie stolz war ich damals wenn es mir gelungen war, mit dem Lastwagen 60 Centner heranzuschleppen, – u. damals war es schon ein Kunststück, den Lastwagen überhaupt zu bekommen, weil der widerliche Kosaken-Hauptmann in Wustrow den Wagen dauernd für sich beanspruchte. – Wenn man daran zurückdenkt, dann sieht man doch, daß heute alles schon viel besser u. leichter ist.

     Infolge meiner besseren Gesundheit habe ich heute auch mein Bild sehr fördern können. Ich habe den ganzen Hintergrund durchgearbeitet u. die im Sofa sitzende Figur ebenfalls. Ich glaube, daß ich morgen die linke Seite mit dem zweiten Fenster fertig malen werde.