Zum Inhalt springen

TBHB 1946-02-26

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1946-02-26
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1946
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Dienstag, 26. Febr. 1946.
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 26. Februar 1946
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung

Der Artikel TBHB 1946-02-26 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 26. Februar 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Dienstag, 26. Febr. 1946.     

[1]      Heute war ein Tag voll bemerkenswerter Ereignisse. Morgens früh brachte unsere Trude die betrübende Nachricht, daß der kleine Sohn ihrer Schwester an Diphterie erkrankt sei u. Dr. Meyer die ganze Familie impfen werde. Trude muß deshalb nun zuhause bleiben.

     Vormittags malte ich am Gewande u. Bart des Christkönigs, doch mußte ich bald aufhören, da der Briefträger Totzke gestern Abend noch die Nachricht aus Wustrow brachte, daß der Pater nicht am Mittwoch, sondern schon am Dienstag, also heute, käme. Wir mußten alle Katholiken benachrichtigen u. sie zu 3 Uhr einladen u. mußten zudem das Zimmer vorbereiten. Um 3 Uhr war es brechend voll, aber kein Pater kam. Carmen Grantz hatte die Schwester von Frau Dr. Völkel getroffen u. diese hatte gesagt, der Pater käme erst am Mittwoch nach Ahrenshoop. Niemand wußte also Genaues u. nachdem wir eine halbe Stunde vergeblich gewartet hatten, gingen alle wieder nachhause.

     Um uns zu erholen, tranken Martha u. ich Kaffee u. ich ging dann in mein Zimmer. Es erschienen dann drei fremde Herren, d.h. den einen von ihnen kannte ich, es war der Maler Schmidt-Detloff aus Rostock. Die beiden anderen entpuppten sich als der Geschäftsführer der Sektion f. bild. Kunst im Kulturbunde, Herr Kreuzberg u. als der sog. Kunsthändler des Sektion, Herr Weiß. Letzterer könnte ebensogut ein Geschäft für Büromöbel oder sonst etwas haben, man sieht ihm an, daß er von Kunst nicht viel versteht, aber er macht den Eindruck eines gutmütigen u. anständigen Kerls. Herr Kreuzberg dagegen sieht vorzüglich aus. Er ist ein feiner, bescheidener u. intelligenter Mensch mit guten Manieren, er mag etwas über 30 Jahre alt sein, ungemein sympatisch.

     Die Herren sahen sich also meine Bilder an. Herr Weiß war sprachlos u. verstand nichts, um so entzückter waren die beiden anderen Herren. Herr Weiß gab sich rührend Mühe, irgendetwas zu verstehen u. bat mich um Hilfe, die ich ihm gab so gut ich konnte. Allmählich wurde er immer lebendiger, was sich dann noch erheblich steigerte, als ich meine Zeichnungen zeigte, die in ihren Passepartouts wirklich einen sehr guten Eindruck machen. Schließlich war Herr Weiß so begeistert, daß er am liebsten gleich sämtliche Bilder mitgenommen hätte. Er bot mir an, in der ständigen Kunstausstellung der Sektion ein besonderes Zimmer für mich einzurichten u. dort nur ausschließlich meine Bilder zu zeigen. Ich sagte ihm, daß ich daran kein Interesse hätte, ich wollte meine Bilder zurückhalten, bis ich einmal Gelegenheit haben würde, in einer geschlossenen Sonderausstellung groß herauszukommen. Da er aber nicht aufhörte zu bitten, gab ich nach u. versprach, ihm drei bis vier Bilder zu überlassen. Es ist ja möglich, daß sich auf diese Art die von mir erstrebte Sonderausstellung einmal verwirklichen läßt. Vorerst gab ich ihm zehn Zeichnungen mit, die er zunächst [2] einmal ausstellen mag. Wegen der Oelbilder wollen die Herren bald noch einmal herkommen. Sie hatten nämlich wegen des verschneiten Weges ihren Wagen in Wustrow stehen lassen u. ich wollte ihnen die Bilder so nicht mitgeben, da sie zu leicht beschädigt werden können. Ich sagte Herrn W., daß ich ihm die Bilder erst geben könne, wenn er mit dem Wagen bis vor meine Tür fahren könne. Er war auf Zureden der anderen Herren einverstanden u. zog erst einmal hoch befriedigt mit den zehn Zeichnungen ab.

     Herr Kreuzberg berichtete zwischendurch von allerhand großen Plänen, die die Sektion hat, aber das ist noch Zukunftsmusik. Aber ich freute mich, diesen sympatischen Menschen kennengelernt zu haben.

     Kaum waren die Herren fort, – es dämmerte schon –, als der junge Kollege Müller-Rave kam u. von Berlin erzählte, wo er einige Tage war u. wohin er wohl auch zurückkehren wird, obgleich er den Aufenthalt in dieser Stadt verabscheut. Er war noch nie bei mir gewesen u. wollte gern Bilder sehen, was nun aber nicht ging, da es dunkel war u. ab 5 Uhr kein Strom ist bis 9 Uhr. Ich sagte ihm, daß er doch wiederkommen solle u. mir einige seiner Aquarelle mitbringen solle, ich würde ihm dann gern meine Bilder zeigen, auf die er offenbar sehr neugierig war. – Ich weiß nicht, woher diese plötzliche Neugierde kommt, vielleicht hat Koch-Gotha wieder für mich Reklame gemacht, denn mit ihm kommt er wohl öfter zusammen.

     Ueber den Besuch der drei Herren ist noch erwähnenswert, daß auch Herr v. Achenbach mit ihnen gekommen war, aber nicht in mein Haus kam, sodaß ich davon nichts wußte. Als es dämmerig wurde, erschien plötzlich Frau v. Achenbach, um zu sagen, daß ihr Mann unten wartete u. die Herren bäte, bald zu kommen. Die Aversion dieses Herrn gegen mich geht also so weit, daß er nicht selbst in mein Haus kommt, sondern seine Frau schickt. Herr Kreuzberg bemerkte, daß Herr v. A. ein ausnehmend eitler Mensch sei u. höchst unsympatisch u. daß ein solches Benehmen nur auf ihn zurückfalle. Ich sagte weiter nichts dazu. Aber ich habe die sichere Ueberzeugung, daß dieser Besuch der drei Herren für mich von recht günstiger Bedeutung sein kann u. daß sich daraus etwas entwickeln kann. Die Herren, besonders die beiden Kollegen, waren so offensichtlich beeindruckt von den Bildern, daß ich mich darüber sehr freute.

     Heute hatten wir schönes Sonnenwetter, aber es herrscht nach wie vor Frost.