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TBHB 1945-10-28

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-10-28
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Christkönigsfest, 28. Okt. 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 28. Oktober 1945
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Einführung

Der Artikel TBHB 1945-10-28 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 28. Oktober 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Christkönigsfest, 28. Okt. 1945.     

[1]      Heute Morgen eine bescheidene Andacht. Die getreuen Katholiken u. Carmen Grantz waren da u. drückten mir sehr rührend herzlich ihre Freude aus über meine Genesung. Die alte Frau Polyschenski küßte mir wie immer die Hand.

     Gestern Abend waren noch Gretl Neumann + Herr Bachmann da. Sein Gut Neuhaus ist auch aufgeteilt worden, aber die Hälfte der sog. Siedler sind schon wieder abgehauen. Diese sog. Bodenreform wird sich zu einer noch größeren Katastrophe auswirken wie Hitler u. der verlorene Krieg, – die Ernte für das nächste Jahr wird jetzt schon ruiniert. –

     Heute Nachmittag Grete u. Paul für einen kurzen Augenblick. Martha war zu Herrn Glaeser zum russ. Unterricht gegangen, – ich hoffe, daß sie das bald wieder aufgibt. Um 1/2 7 Uhr wollen die Katholiken zum Rosenkranz herkommen. Habe heute Briefschulden erledigt, besonders an Rektor Dutemeyer in Müritz, von dem ich schon vor 4 Wochen eine Karte bekam. Es strengt aber alles sehr an. –

[2] Abends: Zum Rosenkranz kamen ziemlich viel Katholiken. Wir beteten im Dunklen, denn von 5 – 9 Uhr ist kein Strom. Nach dem Rosenkranz gelang mir eine aus dem Stegreif gehaltene Betrachtung über das Christkönigsfest, von der alle sehr erbaut waren. – Später kam noch Ilse Schuster u. brachte allerhand Bilder aus dem Gemeindeamt, die nicht dazu angetan waren, meine Lust zu entfachen, diese Arbeit wieder auf mich zu nehmen.

     Nachmittags war übrigens auch Hans Krull da, mein braver Stellvertreter, der mir mit Tränen in den Augen berichtete, wie einige Weiber gegen mich intrigiert hätten. Ich bin nicht ganz draus klug geworden u. es interessierte mich auch nicht. Mich interessierte nur die grade u. anständige Schlichtheit, mit der dieser brave Kapitän mir seine Sympatie zum Ausdruck brachte. Er hofft immer noch, daß ich das Amt wieder übernehme, aber ich habe ihm gesagt, daß ich dazu kaum noch Lust hätte u. erst einmal krank wäre. – Wir sprachen auch über den tragischen Fall Partikel u. ich bekam zum ersten Male einen wirklich sachlichen Bericht über den Vorfall. Danach ist Partikel also grade am Samstag vor einer Woche verschwunden, u. zwar um die Mittagszeit. Krull ist sofort mit Frau Partikel auf die Suche gegangen, da sie gleich zu ihm gegangen war. Sie haben die Stelle abgesucht, wo P. gewöhnlich Pilze zu suchen pflegte, doch haben sie keine Spur gefunden. Krull hat dann die Leute alarmiert, etwa 20 Mann, um nochmals zu suchen, aber die Russen haben nur 5 Mann zugelassen u. haben selbst 5 Mann dazu gestellt. Auch einen Hund hatten sie bei sich, der jedoch keine Spur aufgenommen hat. Am nächsten Tage, am Sonntag, haben sie nochmals gesucht, aber wiederum ergebnislos, nur einen verendeten Eber haben sie gefunden, der von den Russen geschossen worden war aber schon mehrere Tage gelegen haben muß, denn er stank schon u. das Gras unter ihm war gelb. Krull ist der Meinung, daß Partikel von den Russen nach Zingst verschleppt worden sei u. wiederkommen würde. Frau P. ist auch deshalb nach Zingst gefahren, um bei dem Major dort etwas zu erfahren, jedoch ergebnislos.

     Carmen Graatz ließ heute eine Zeitschrift: „Eckart“ bei mir zurück, die ich nicht kannte. Es ist das Januar-Heft aus dem Jahre 1940, in dem ich einen Aufsatz von Reinhold Schneider: „Die fernen Bilder“ finde. Er sagt da sehr schön, die Kunst habe die Aufgabe, das Unsichtbare auf eine solche Weise sichtbar zu machen, daß es unsere Seele berührt u. erschließt. Das ist sehr gut u. eine Rechtfertigung der abstrakten Malerei. – Schneider sagt dann weiter, daß alle Bilder von etwas zeugen, was unabhängig ist vom Menschenwillen, denn alle Bilder weisen zurück auf ein in Licht gehülltes Urbild, ebenso wie ja auch die materiellen Dinge dieser Welt ihren eigentlichen Bestand u. ihr Urbild haben im Sohne. Der Sohn ist der Abglanz der Herrlichkeit des Vaters, er ist Abbild des Vaters. Der Vater hat durch den Sohn die Welt geschaffen, die ganze Welt ist bildhaft der Abglanz des göttlichen Seins des Vaters u. nur an diesem Bildhaften kann sich die menschl. Seele sättigen, nicht an einem Geschehen, das noch nicht zum Bilde erhoben wurde. – Alle Bilder sind gestalthafte, farbige Gleichnisse dessen, was geschieht. Dieses Geschehen trägt seinen Sinn nicht in sich selbst, sondern empfängt seinen Sinn erst von den Bildern. So ist die Macht des Bildes nicht von dieser Welt, sondern von Gott u. ist deshalb berufen, auf die Welt zu wirken.