Zum Inhalt springen

TBHB 1945-08-01

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1945-08-01
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1945
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Mittwoch, 1. August 1945.
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 1. August 1945
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung

Der Artikel TBHB 1945-08-01 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 1. August 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Mittwoch, 1. August 1945.     

[1]      Nachts um 12 Uhr wurde ich durch Klopfen geweckt. Unten stand der Kommandant aus Althagen mit seinem Unteroffizier. Er erzählte eine große Geschichte, aus der ich entnahm, daß ein General zu Besuch gekommen sei u. daß er diesem Schnaps oder Brennspiritus geben müsse. – Diese Geschichte mit den Generälen kenne ich nachgrade, sie treten stets auf, wenn es sich darum handelt, ungesetzliche Dinge zu decken. Der Kommandant forderte mich auf, mich anzuziehen u. auf die Suche nach Schnaps oder Brennspiritus zu gehen, wobei er auf den General schimpfte, für den er jetzt rumlaufen müsse, anstatt schlafen zu können. – Ich zog mich also an. Die Pferde der beiden, – des Kommandanten u. seines Unteroffiziers, – standen an der Gartentür. Ich verlangte, daß der Dolmetscher Daschewsky geholt würde. Als er kam, – er mußte natürlich ebenfalls aus dem Bett geholt werden, – gingen wir erst zu Liebers rüber. Ich klopfte, der Kommand. wurde ärgerlich, weil ich zu leise klopfte, er ließ mich sein Pferd halten u. donnerte gegen die Tür, bis Liebers kam. Er versicherte, nichts zu haben u. wir zogen weiter zu Saatmann. Dasselbe Spiel. Dann ging es zu Graeff, aber in diesem Hause rührte sich nichts, obgleich wir viel Lärm machten. Der Kommand. wurde immer wütender. Es ging zu Budde, wo es nicht lange dauerte, daß eine Fensterscheibe kaputt ging. Der Kommand. u. der Unteroffizier wollten den ganzen Fensterrahmen herausbrechen u. hätten es getan, wenn ich nicht dazwischen getreten wäre. Ich zerschlug die Scheibe ganz, riegelte das Fenster von innen auf u. wir stiegen ein. In der Küche fand ich eine Kerze. Endlich erschienen Budde u. seine Frau [2] im Nachthemde ein sehr komischer Anblick. Der Kommand. schrie Budde in langer Rede an, zwischendurch schrie er auch mich an, indem er behauptete, ich hätte ihn nicht genug unterstützt. Dann bedauerte er sich, daß er für den General Schnaps suchen müßte, aber dann bestritt er wieder, daß es sich überhaupt um Schnaps handelte, er wäre in Ausübung seines Dienstes hier u. suche Spione u. Budde hätte solche beherbergt, sie seien aber inzwischen entwichen usw. usw. Kurzum, es war ein Höllenspektakel. – Inzwischen hatte sich Daschewsky entfernt, er kam nun zurück u. der Herr Kommand. wurde plötzlich freundlicher. D. hatte nämlich wunderbarerweise etwas Brennspiritus aufgetrieben u. ihm gegeben. Der Kommand. drohte zwar noch, daß er noch weitere Häuser aufsuchen wolle, aber dann lockte ihn der neue Spiritus doch zu sehr. Er verließ das Haus, schwang sich auf's Pferd u. ritt mit seinem Unteroffizier ab. – Bei der ganzen Sache kam auch der heimliche Haß des Proletariers gegen die Menschen mit Bildung zum Vorschein. Er nannte mich einen Professor, der nichts versteht u. nicht arbeitet, um mir dann wieder seine Hochachtung auszudrücken. Die ganze Geschichte war höchst widerlich u. verächtlich. Um 2 Uhr war ich endlich wieder zuhause.

     Der Leutnant, der gestern hier Teller + Tassen requirierte u. mich heute mit nach Barth nehmen wollte u. der wahrscheinlich der „General“ war, mit dem der Kommand. die Nacht durchgesoffen hat, ließ mir heute sagen, daß er erst morgen fahren würde, weil das Auto in Rostock kaputt läge. Es scheint also so, als ob es sich dabei um unseren eigenen LKW. handelte, der in der Tat gestern nicht zurückgekommen ist u. von dem es heißt, daß er in Rostock läge.

     Heute vormittag erschien wieder GPU. bei mir: ein Hauptmann u. ein gewöhnlicher Soldat, recht intelligent aussehend. Der Hauptmann ein sehr unsympatischer rothaariger Sommersprossen=Typ ohne Augenwimpern. Sie fragten mich wie gewöhnlich aus u. wollten dann ein Zimmer zum Arbeiten u. Verhören haben. Ich brachte die Leute mit ihrem Pferdewagen, mit dem sie gekommen, zu Lukas=Saatmann. Sie ließen sich zuerst Emil Gräff rufen.