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TBHB 1944-10-31

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1944-10-31
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Entstehungsdatum: 1944
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Originaltitel: Dienstag 31. Oktober 1944.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 31. Oktober 1944
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Einführung

Der Artikel TBHB 1944-10-31 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 31. Oktober 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Dienstag 31. Oktober 1944.     

[1]      Meine Landschaft macht Fortschritte u. verspricht, sehr gut zu werden, ein Bild mit großer Tiefe u. sehr klar gegliedertem Raum. Heute habe ich die beiden dunklen Stämme der Erlen im Vordergrunde hineingesetzt, sodaß die räumliche Illusion jetzt klar zum Ausdruck gekommen ist. Das Wasser im Vordergrunde fehlt aber noch, durch dieses soll der Raum erst voll zur Entfaltung kommen.

     Gestern Nachricht von Fritz vom 13. – 14. Oktober. Es geht ihm, Gott sei Dank gut, besonders scheint sein neuer Stabsarzt ein netter Mensch u. guter Vorgesetzter zu sein.

     An den Fronten geht es weiter langsam vorwärts, besonders an der Scheldemündung, wo es den Engländern nun wohl bald gelingen wird, die Insel Walcheren zu nehmen, durch die die Einfahrt nach Antwerpen beherrscht wird. Wahrscheinlich haben wir aber auch noch am Südufer der Schelde schwere Geschütze stehen, die ebenfalls noch erobert werden müssen.

     Churchill hat im Unterhaus gesagt, er könne nicht annehmen, daß der Krieg vor Ostern 1945 beendet sein könne, wenngleich einige engl. Generale der Meinung seien, daß er schon zu Weihnachten beendet sein würde. Seine Rede, die er im Unterhause über die Konferenz in Moskau gehalten hat, war eigentlich nicht sehr freudig. Er sprach sehr offen von gewissen Schwierigkeiten u. verzeichnete es schon als Erfolg, daß die Partner die Berechtigung dieser Meinungsverschiedenheiten eingesehen hätten. Diese Meinungsverschiedenheiten werden sich niemals beseitigen lassen, – u. das mag [2] wohl auch sehr gut sein. –

     Fritz schreibt, daß der Ersatz, den sie jetzt bekommen haben u. mit dem das Bataillon neu aufgestellt worden sei, aus Luftwaffensoldaten, Marinesoldaten, SS=Leuten u. Soldaten des Heeres, bestünde. Es ist das ein Beweis, wie sehr unsere Reserven aufgebraucht sind. Jetzt fängt man auch langsam an, zu merken, was es mit den sog. „Volksdivisionen“ auf sich hat, von denen so viel die Rede ist, seitdem Herr Himmler das Heimatheer befehligt. Es sind das neu aufgestellte Formationen, die sich aus all den Leuten zusammensetzen, die bisher noch nicht Soldaten waren, besonders die Parteifunktionäre, die bisher irgend einen Druckposten in der Heimat hatten, aber auch alle, die sonst bisher u. k. gestellt waren oder auch solche, die bisher wegen mangelnder Gesundheit nicht Soldaten wurden. Diese Formationen hat man nach 14tägiger Ausbildung als Kanonenfutter an die Front geschickt, manche sind nicht einmal 14 Tage ausgebildet. Es läßt sich denken, was das für Soldaten sein werden. Nur die Offiziere u. Unteroffiziere sind Leute mit Fronterfahrung. –

     Dennoch läßt sich nicht ersehen, wann dieser Krieg ein Ende finden soll. Das Luftbombardement der Städte im Westen, der Industrie= u. Verkehrsanlagen geht in schärfster Form seinen Gang u. nach dem, was man hört, kann im Westen von einem Eisenbahnverkehr schon längst keine Rede mehr sein. Auch Fritz schreibt, daß die Straßen am Tage für den Autoverkehr unbenutzbar seien u. daß der ganze Verkehr über Feld= u. Nebenwege gehe, die freilich in einem tollen Zustand sind; aber dennoch wird gefahren. Wenn die Anglo-Amerikaner in demselben Tempo weiterkommen, wie bisher, seitdem sie an unserer Grenze stehen, dann ist der Krieg auch Ostern nicht zuende. Zwar werden wir in diesem Winter eine Hungersnot durchmachen, wie wir sie in Deutschland wohl selbst im 30jähr. Krieg nicht erlebt haben; aber den Nazis ist das egal, – sie hungern schon nicht. Eine hier aus Berlin evakuierte Dame erzählte mir kürzlich, daß in Berlin schon seit längerer Zeit überhaupt kein Gemüse zu bekommen sei infolge der Verkehrsschwierigkeiten. Es sei der Weißkohl in Scheiben zu 200 Gramm verkauft worden. –