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TBHB 1943-12-03

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1943-12-03
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Entstehungsdatum: 1943
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Originaltitel: Freitag, 3. Dezember 1943.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 3. Dezember 1943
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1943-12-03 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 3. Dezember 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über eine Seite.

Tagebuchauszüge

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[1]
Freitag, 3. Dezember 1943.     

[1]      Gestern abend gelang es Martha, eine Verbindung mit Anneliese in Bln. zu bekommen. Kaum war aber das Gespräch zustande gekommen, als in Bln. Fliegeralarm gegeben wurde. Nach den heutigen Nachrichten scheint es wiederum ein schwerer Angriff gewesen zu sein, doch weiß ich noch nicht, welche Stadtteile besonders betroffen sind. Es ist das jetzt der sechste schwere Angriff gewesen. Man sagt, daß von der Leipziger Straße überhaupt nichts mehr stehen soll. –

     In Kairo ist nun eine Konferenz zwischen Roseveldt u. Churchill u. Tschiankaischek u. dessen Frau gewesen, die sich anscheinend hauptsächlich mit der Lage in Ostasien befaßt hat. Der zweite Teil dieser Konferenz soll nun mit Stalin in Teheran stattfinden .

     Der Präsident von Südafrika, General Smuts, soll in London eine Rede über die Entwicklung nach dem Kriege gehalten haben. Er soll gesagt haben, dieser Krieg könne nicht mit einer üblichen Friedenskonferenz abgeschlossen werden, sondern man werde sich mit einem, einfachen Waffenstillstand begnügen, damit die äußerst komplizierten politischen Fragen der Nachkriegszeit nach u. nach gelöst werden könnten. Es ist das zweifellos eine gute Ansicht u. beweist, daß man die Torheiten nicht wiederholen will, die man nach dem ersten Weltkriege in Versailles begangen hat. Er soll dann weiterhin gemeint haben, daß England, Amerika u. Rußland sich dann in die Kontrolle über die ganze Welt teilen müßten. Im Einzelnen soll er gesagt haben, daß ein schwaches Frankreich u. ein schwaches Italien aus diesem Kriege hervorgehen müsse, daß aber Deutschland aufhören müsse zu existieren. – Wie weit solche Ansichten in Bezug auf Rußland ernst gemeint sind, wird sich erweisen, aber interessant ist dabei, daß der ehemalige Bundesgenosse Frankreich wie ein besiegter Staat behandelt werden soll. Von England hat Smuts gesagt, daß es zwar als Großmacht weiter bestehen müsse, aber sehr viel opfern müsse u. daß es verarmt aus diesem Kriege hervorgehen werde. Das heißt doch nichts anderes, daß auch England ähnlich wie Frankreich behandelt werden soll, daß man dergleichen aber jetzt noch nicht sagen darf. Es scheint so, als ob sich Smuts eine Weltherrschaft Amerikas erträumt, in der nur Rußland noch ein gewichtiges Wort mitzusprechen haben wird – solange, bis auch dieses Land dem Amerikanismus unterliegen wird. – Nun, von mir aus hätte ich dagegen nichts einzuwenden, wenn nicht eben im Weltherrschaftsanspruch dieses Landes bereits wieder der Keim zu neuen Kriegen liegen würde, – erst gegen Rußland u. dann gegen Japan=China, welche beiden Länder sicher eines Tages gemeinsam handeln werden, wahrscheinlich im Bunde mit Rußland. –

     Man erzählt, die Deutschen hätten in Oslo sämtliche Studenten u. einen Teil der Professoren verhaftet. Selbst Finnland soll darüber empört sein, besonders, weil die Absicht bestehen soll, alle Verhafteten nach Deutschland zu bringen.

     In Italien sind die Engländer an der Adriaküste endlich zur Offensive übergegangen. Sie machen ein großes Geschrei von ihren Bodengewinnen. Viel zutrauen kann man ihnen jedoch nicht. Immerhin lese ich heute im Rostocker Anzeiger einen großen Artikel aus Italien, in dem überraschend naiv zugegeben wird, daß Rom von allen Behörden u. zivilen Unternehmungen geräumt wird. Demnach scheint es so als bestünde die Absicht der Räumung dieser Stadt. Falls die Engländer mit ihrer neuen Offensive wirklich Erfolg haben sollten, würde eine solche Räumung in der Tat unvermeidlich sein.