TBHB 1943-05-23

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Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1943-05-23
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Entstehungsdatum: 1943
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Originaltitel: Sonntag, 4. nach Ostern, 23. 5. 43.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 23. Mai 1943
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Einführung[Bearbeiten]

Der Artikel TBHB 1943-05-23 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 23. Mai 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge[Bearbeiten]

[1]
Sonntag, 4. nach Ostern, 23. 5. 43.     

[1]      Morgens sehr schöne Morgenandacht in Gegenwart von Margret u. Frl. v. Tigerström. Messe des heutigen Tages u. kurze, auf Martha gemünzte Ausführung über die göttliche Tügend der Geduld, angeregt durch den Jakobusbrief der heutigen Lesung, die von Martha verstanden u. gut aufgenommen wurde. Dann Brief an Schwester Grete geschrieben, die am 26. Mai Geburtstag hat. Nachmittags langer Brief an Dr. Bohner, der mich um Daten u. sonstige Angaben der Bunten Stube gebeten gebeten hatte. Abends Martha u. Margret Stalin weiter vorgelesen.

     Im Rundfunk wird eine aufgeregte Hetze vom Stapel gelassen wegen der Auflösung der 3. Internationale, denn dadurch wird uns ja der einzige Kriegsgrund gegen Rußland aus der Hand geschlagen. Es wird so hingestellt, als handele es sich dabei um eine ausgekochte List Stalins, der in Wirklichkeit garnicht daran dächte, diese Auflösung wirklich durchzuführen. Das mag ja auch wirklich der Fall sein; aber zunächst ist es ein Beweis, daß Stalin vor der Macht Englands u. Amerikas zurückweicht. Was er dagegen für Vorteile eingehandelt hat, wird sich wohl noch zeigen. Auffällig ist natürlich, daß Stalin diesen Beschluß selbst nicht unterzeichnet hat, sondern es haben ihn nur die Vertreter der einzelnen Länder unterzeichnet, – auch ein Deutscher für Deutschland, – lauter ganz belanglose Namen; aber das will bei dem raffinierten System der Russen nichts besagen, bei denen Regierungs= und Parteibeschlüsse ungestört nebeneinander her laufen. Die 3. Internationale hat ja mit der offiziellen russischen Regierung garnichts zu tun u. ihre Beschlüsse brauchen deshalb auch von Stalin nicht unterschrieben werden. –

     Im Reich hat Herr Dr. Goebbels wieder einen wunderschönen Artikel geschrieben: „Mit souveräner Ruhe.“ Darin wird mit souveräner Ruhe auseinandergesetzt, daß der Verlust Afrikas für uns eine völlig belanglose Angelegenheit sei, ja, daß unsere Position nach diesem Verlust noch viel günstiger geworden sei, da wir nun einen viel kürzeren Weg zur Verteidigung Europas hätten, indem wir nicht über's Meer müßten. Leider aber entsinne ich mich anderer Artikel aus den Tagen des Vormarsches Rommels gegen Aegypten, in denen die ungeheure Wichtigkeit [2] des Mittelmeeres u. der Nordküste Afrikas nicht weniger eindringlich dargelegt wurde. Dieser Krieg in Afrika hat Italien u. Deutschland zusammen etwa eine Millionen Verlust an Soldaten gekostet. Wozu das, wenn das Ganze nicht lebenswichtig war? Ein teurer Preis für einen Nebenkriegsschauplatz. Aber dieser Schwätzer macht aus Schwarz Weiß u. das dumme Volk glaubt es.

     An der russischen Front herrscht seit Tagen, – seit Wochen eine unheimliche Ruhe. Man weiß nicht, was sich da vorbereitet. Die italienische Armee ist längst zurückgezogen, der Winter hat uns riesige Verluste gebracht, von Stalingrad garnicht zu reden. Unsere Front muß also sehr bedeutend viel schwächer geworden sein. Was wird dort werden?

     Ein Minister in Dänemark hat eine Rundfunkrede gehalten über die Gefahr einer Invasion. Er hat der Bevölkerung empfohlen, in diesem Falle in die Keller zu flüchten u. sich dort jetzt schon so einzurichten, daß man mehrere Tage im Keller bleiben kann. In Holland ist der Belagerungszustand verhängt, alle ehemaligen Soldaten sind festgesetzt worden, soweit man ihrer habhaft geworden ist u. alle Rundfunkgeräte sind beschlagnahmt worden. Auch das ist ein Zeichen der Invasionsangst. Italien zieht seine Truppen, so weit wie irgend entbehrlich aus dem Balkan heraus. Man erwartet eben „mit souveräner Ruhe“ überall die Invasion. Dabei pflastern die Amerikaner u. Engländer ganz Italien mit Fliegerbomben Tag u. Nacht zu. Es muß besonders in Süditalien u. Sizillen gradezu grauenhaft sein, doch schreiben unsere Zeitungen darüber nichts. Die Ueberraschung wird um so größer sein.