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Türkische Todtenäcker

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Türkische Todtenäcker
Untertitel:
aus: Das Ausland, Nr. 129 S. 516
Herausgeber: Eberhard L. Schuhkrafft
Auflage:
Entstehungsdatum: 1828
Erscheinungsdatum: 1828
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: München
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Quelle: Scans bei Commons
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Türkische Todtenäcker.

Bekanntlich lassen sich viele Türken, weil sie die Existenz ihrer Macht in Europa als blos provisorisch betrachten, nach ihrem Tode auf das asiatische Ufer bringen und daselbst begraben. Dieser Glaube hat den Todtenacker zu Scutari, dem alten Chrysopolis, zum prächtigsten und größten des Orients gemacht.

Ein wunderbarer Anblick, dieses unermeßliche Gebiet des Todes, welches in der Mitte von einer Allee durchschnitten wird, an deren Ende der Kiosk der Sultanin Valide und das Meer mit seinen Inseln erscheint. Ein Wald von Cypressen bekränzt die Allee auf beiden Seiten; überall treten die schönsten und reichsten Grabmäler, grün und roth bemalt und mit Gold verziert, dem aufmerksamen Wanderer entgegen. Ein Palmbaum mit reifen Früchten, ein Rosenstock mit blühenden Rosen auf dem Marmor gravirt, zeigt, daß hier ein Mann ruht, der wohlthätig, dort eine Frau, die schön war; oder man sieht goldene Gefäße mit goldenen Früchten, Körbe mit Trauben, Feigen und Granaten und tausend andere Embleme – Sprüche aus dem Koran dürfen nicht fehlen, – wodurch der schöne und hoffnungsvolle Zusammenhang zwischen Zeit und Ewigkeit symbolisirt wird. Jedes Grab ist ein Blumenbeet.

Man erkennt das Alter des Verstorbenen an der Höhe und an dem Alter der Cypresse, die über seinem Haupt, neben seinem marmornen oder steinernen Turban steht. Jeder Todte hat seinen Baum. Diese großen Cypressenwälder sind es, welche die Ansicht von Smyrna und Konstantinopel so malerisch machen. Sie sind die öffentlichen Spaziergänge, ihre Lage ist immer gut gewählt. Für den Orientalen hat der Tod nichts schreckhaftes, er wendet sein Haupt wenn seine Stunde kommt, nach Mekka und stirbt.

Lebrun, Voyage de Grèce p. 225 folgg.