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Türkische Sprüchwörter

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Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Türkische Sprüchwörter
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 27, S. 320
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[320] Türkische Sprüchwörter. Das türkische Leben und die türkischen Gedichte alter, neuerer und neuester Zeit sind stark mit moralischen Sentenzen gespickt, die sehr häufig als Sprüchwörter im Leben dienen. Daraus zu schließen haben die Türken eine sehr edele Moral. Wir ziehen aus einem großen Werke über die neueste türkische Gnomologie (Spruchweisheit) einige solcher „Gnomen“ aus.

„Wer die Gewohnheit als sechsten Sinn hat, dem helfen die fünf andern nichts.“

„Verstehst Du die Thür der Leidenschaft nicht zu schließen, öffne sie gar nicht.“

„Die Katze wandelt auch unter einer ganzen Heerde von Mäusen noch sicher.“

„Mit der Wahrheit kommen wir nur langsam vorwärts, mit der Lüge gar nicht.“

„Wenn der Vornehme auf dem Kopfe steht, werden Elende auch seine Füße mit Ehrerbietung anreden.“

Gefahr kennt nur der, dem der Muth fehlt, ihr entgegenzutreten.

„Dürre Knochen findet der Hund überall, wie der Schurke Entschuldigungen.“

„Brüste Dich nicht mit Deiner Enthaltsamkeit, Verschnittener des Harems.“

„Wenn Du, Edler, durch Zufall Deines Freundes holdes Weib unverschleiert siehst, dann reiße Dir beide Augen aus, wenn Du Deines Freundes Schwelle wieder betreten willst.“ (Ein radicales Mittel gegen „Hausfreunde.“)

„Das Gesetz ist für die Armen, für die Reichen das Recht.“

„Wer die Rosse bellen hört, ist auch im Recht, wenn er behauptet, daß die Hunde wiehern.“

„Verachte Keinen, den Du nicht kennst. Auch das Blatt des Cactus sieht schlecht aus, aber schwellend in Purpur ist die Blüthe, die aus dem stacheligen Blatte hervorwächst.“

„Auch das edele Zuckerrohr verliert seine Süßigkeit im Schilfsumpfe des rothen Meeres.“

„Der Dummkopf, der den ernsten Weisen spielen will, erinnert an den Mohn, der so ernst sein Haupt im Winde wiegt, obgleich wir wissen, wie klein die Körner sind, die darin wohnen.“

Und eine dichterische Lobpreisung des Dichters: „Der Dichter ist der Sultan aller Sultane. Seine Unterthanen sind Tausende von Versen, seine Waffen die Gedanken, die er aus seinem Haupte schleudert; sein Schatz ist die Anbetung der Völker, sein Erbe, das er der ganzen Welt vermacht, der Ruhm, der an seinem Grabe zwischen Cypressen eine Moschee errichtet und den Seinigen durch Jahrhunderte hindurch so lange Kränze flicht, so lange noch ein Sproß seines Stammes das holde Licht der Sonne begrüßt.“