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Stunden der Andacht/Gebet in schwerer Krankheit

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« Gebet um Geduld und Kräftigung im Leiden Stunden der Andacht Gebet nach der Genesung »
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Gebet in schwerer Krankheit.

„Du führest den Menschen bis zur Vernichtung,
und sprichst dann: kehre zurück ins Leben.”
 (Ps. 90, 3.)

Von meiner schmerzvollen Lagerstätte erhebt sich mein Auge zu dir, Gott, mein Gott, der du schlägst und verbindest, verwundest und wieder heilst! Du hast mich mit schwerer Krankheit heimgesucht, meine Glieder sind ermattet und des Fiebers Glut durchschleicht mein Gebein; doch inmitten meiner Leiden und Schmerzen bist du, o Gott, meine Hoffnung und meine Zuversicht, mein Stab und meine Stütze. „Denn verschmachtet auch Leib und Seele mir, so bist du doch stets meines Herzens Trost, mein Theil. Die sind verloren, die von dir sich entfernen, verloren, die um Anderer Gunst sich bemühen.” Nicht auf Menschenhilfe setze ich mein Vertrauen, des Menschen Wissenschaft und Weisheit ist nur ein Irrlicht, das [113] im Finstern schwankt. Wenn du ihm nicht mit deinem Lichte leuchtest, ihm nicht aufthust den Weg der Rettung, wenn du ihn nicht erwählst zum Werkzeug deiner Gnade, zum Boten deines Heils, dann ist eitel und vergebens all sein Mühen! Doch ein Wink von dir, du Urquell alles Lebens, genügt, mir die verlorne Lebenskraft zurückzugeben, mich wieder zurückzuführen in das warme blühende Reich des Lebens, an das ich mit tausend zarten und heiligen Fäden geknüpft bin.

So mögest du mir beistehen, mein Gott, mit deiner Gnade. Laß mich wieder gesund und rüstig werden an Leib und Seele, laß mich wieder zurückkehren zu meinem gewohnten Wirken und Schaffen, zu dem lieben Kreise meiner Angehörigen, zum Nutz und Frommen meiner Nebenmenschen. Amen.

1. Fortsetzung.

„Gott, sei mir gnädig, denn ich welke hin;
Sende du mir Heilung und Genesung,
Denn es ist ermattet mein innerstes Gebein.”
 (Ps. 6, 2.)

Gott, auf dunkeln Wegen führst du uns zu unserm Heile, du führest uns durch Leiden, damit wir weisern Sinnes werden, damit wir umkehren vom sündigen Wandel. Mein Gott, mit tiefem Schmerz, mit brennender Reue muß ich es bekennen: Gar oft bin ich von deinen Wegen abgewichen, habe oft durch Sünden meine Lebenstage entweiht, sie oft verloren für meine Bestimmung auf Erden und für mein ewiges Heil. Gerecht bist du, mein Gott, in deiner Strafe, in Allem, was du über mich verhängst. Doch, mein Gott, nicht nach strengem Rechte, nach deiner Barmherzigkeit richte mich; flehend falte ich meine Hände, thränend blickt mein Auge zu dir auf, bebend öffnen sich meine Lippen, um deine Gnade und deine Vergebung für mich anzurufen. Laß mich nicht anheimfallen dem Tode; der du Gefallen hast am Leben, erhalte mich am Leben, damit ich nachholen kann, was ich verabsäumt, damit ich vollende meine Aufgaben, damit ich lebe dem Wohlthun und der Frömmigkeit. Amen.

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2. Fortsetzung.

„Mein Gott, aufgezeichnet sind in deinem Buche die Tage, die mir werden sollen, als noch keiner derselben war; und sollte es deinem unerforschlichen Rathschlusse gefallen, mich schon abzurufen aus diesem Leben, o so flehe ich dich an, Allvater, lehre mich demuthsvoll und ergeben deinen Willen ehren, daß ich ruhig, heitern Muthes diese Welt verlasse, die so oft eine gar herbe Prüfungsschule ist, um unsere Seele zu bilden und vorzubereiten für das erhabene himmlische Jenseits. Laß mich, Vater, erstarken, und Erhebung finden in dem trostreichen Bewußtsein, daß der Tod nur ein gehorsamer Bote deiner Allmacht und deiner Allbarmherzigkeit ist, der den gebrechlichen, schmerzvollen, hinsinkenden Leib zum friedlichen, ewigen Schlafe führt; die Seele aber schrankenlos in freier siegender Kraft sich aufschwingen in ihre göttliche Heimath, wo ihrer hehre Freuden warten im Kreise unsrer verklärten Freunde, die uns vorangegangen.

Die Lieben und Theuern, die ich dann hier zurücklasse, befehle ich deiner Allliebe und Allgnade, sei du ihnen fürder Schutz und Hort, Vater und Freund, Führer und Leiter auf allen ihren Wegen. Führe sie sanft und mild durchs Leben auf dem Pfad der Tugend und des Rechtes, der Ewigkeit zu, in der ich sie erwarten werde.

Mögest du mir, Allerbarmer, vergeben alle meine Sünden, mögest du mich in Gnaden bei dir aufnehmen, daß meine Seele versöhnt, gereinigt und geläutert zur Ruhe eingehe. Amen.