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Stunden der Andacht/Gebet eines jungen Mädchens

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« Am Fest der Loose Stunden der Andacht Gebet einer Waise »
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Gebet eines jungen Mädchens.

„Flüchtig ist die Anmuth und die Jugend,
Ewige Schönheit schenkt uns nur die Tugend.“
 (Sprüche 31, 30.)

Allvater, Gott der Güte, am treuen Vaterherzen hegst und trägst du alle Wesen, mit treuer Vaterhand schirmest und leitest du alles Geschaffene!

Auch mich hast du zu deinem Kinde erkoren, auch mich liebst du, hast mich stets geliebt und wirst mich immer lieben. Du führtest meine Kindheit auf grünen Auen, dir danke ich die frohen Tage meiner Jugend, dir danke ich Alles, was ich bin und was ich habe. Du gabst mir gute, theure Eltern an die Seite, die sanft und liebend mich leiten, die mir rathen und helfen, mich pflegen und nähren, und mein Leben mit süßen köstlichen Freuden schmücken.

In Demuth, Herr, nahe ich dir, auf dem Altare des Gebetes lege ich vor dir nieder meine kindlichen Gefühle, meines Herzens Dank!

Du siehst in mein Gemüth, wie ein offenes Buch liegt mein Inneres vor dir, jede Regung, die mein Herz bewegt, jeder Hauch, der durch seine Saiten zittert, jeder Gedanke, der stumm in meiner Seele ruht, ist vor dir unverhüllt. O, daß meine Gefühle, meine Gedanken, wie meine Thaten alle bei dir, mein Gott, Gefallen fänden, daß ich alles das zu vermeiden vermöchte, was mißfällig ist deinen Vateraugen.

Lenke du, Allvater, mein Herz zum Guten hin, wo es auf Abwege zu gerathen droht. Wo ich in meiner Unerfahrenheit zwischen Gut und Bös nicht zu unterscheiden vermag, lehre deine [72] Weisheit mich das Rechte finden, damit ich stets die Tugend übe, dein Wort und Gebot in Treue und Liebe befolge und in Unschuld und Frömmigkeit vor dir wandle. Gib, daß nicht die Eitelkeit mein Herz bethöre, nicht die Vergnügungen der Welt meine Sinne gefangen nehmen, daß ich ihnen nicht die kostbaren Stunden opfere, die der Ausübung meiner Pflichten gewidmet sein sollten, daß ich nicht in thörichtem Leichtsinne gegen das mich verfehle, was Zucht und Sitte erheischen, daß die Würde der Jungfrau, die Unschuld des Herzens meinen höchsten Schmuck, meine vorzüglichste Zierde bilde.

Segne mich, Gott, mit Verstand und Einsicht, mit Gesundheit des Körpers und Geistes, mit einem heitern, zufriedenen Herzen. Gib, daß ich mich nie gegen die Pflichten der Kindesliebe verfehle, daß ich durch nichts meine theuern Eltern verletze und kränke, daß es mir gelinge, ihnen durch Alles, was ich thue, Freude zu bereiten. Lege, o Gott, deinen göttlichen Segen auf ihr theures Haupt, laß sie nie von Krankheit, Kummer und Angst berührt werden, gib Gelingen ihrem Mühen und Streben und einen reichen Gewinn ihrem Gewerbe und Verkehr, gib ihnen, o Gott, ein glückliches Alter, daß sie rüstig und kraftvoll an Geist und Körper sich des Lebens lange freuen. Amen.