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Statistische Darstellung des Kreises Moers/IV. Bevölkerung

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« III. Klimatische Verhältnisse Statistische Darstellung des Kreises Moers V. Abzüge und Zuzüge der Bevölkerung »
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IV. Bevölkerung.

Bevölkerungsstatistische Untersuchungen setzen, namentlich wenn sie sich auf einen nur kleinen Bezirk erstrecken, sorgfältige, eine längere Reihe von Jahren umfassende Beobachtungen voraus, sofern sie zuverlässige Resultate liefern sollen. Leider stehen uns derartige Beobachtungen nur für wenige Jahre zu Gebote. Da der Kreis Moers erst zu Ende des Jahres 1857 aus Bestandtheilen zweier Kreise gebildet worden ist, so fehlt uns außer einigen allgemeinen Angaben über die Seelenzahl der einzelnen Bürgermeistereien alles auf frühere Jahre bezügliche Material. Wir besitzen demnach nur die statistischen Tabellen über die Volkszählungen vom 3. Dezember 1858 und vom 3. Dezember 1861, die Übersichten der Veränderung in der Bevölkerung von 1858–61, und die s. g. Bevölkerungslisten, enthaltend Angaben über die Geborenen, Getrauten und Gestorbenen, aus den Jahren 1857 bis 1861. Von letzteren können aber Mangels der Volkszählungslisten von 1855 im Wesentlichen nur diejenigen von 1859 bis 1861 nutzbar gemacht werden. Wenn demnach das in den folgenden Abschnitten Mitgetheilte sich der Hauptsache nach auf die letzten drei Jahre beschränkt, so muß davor gewarnt werden, daß man die sich ergebenden Resultate als allgemein für unsern Kreis gültige Regeln ansehe. Die Regel ergibt sich erst aus dem Durchschnitt einer längeren Reihe von Jahren: die Ergebnisse kürzerer Perioden bilden mehr oder minder Ausnahmen, und erst in Zukunft fortgesetzte Beobachtungen werden ermessen lassen, wie weit sich dieselben von der Regel entfernen.

Die nachfolgende Tabelle enthält die Angaben über die Seelenzahl in den einzelnen Bürgermeistereien des Kreises, wie solche bei den Zählungen von 1798, 1843, 52, 55, 58 und 61 ermittelt worden ist.

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Bürgermeistereien. Seelenzahl bei der Zählung des Jahres mithin 1861
gegen 1858
1798 1843 1852 1855 1858 1861 mehr weniger
Moers Stadt
2111[1] 2939 3348 3263 3272 3205 67
Orsoy Stadt
1000[2] 1743 1838 1913 1901 1921 20
Rheinberg Stadt
1750 2644 2708 2735 2900 2928 28
Xanten
2027[3] 3553 3666 3558 3540 3564 24
Summa der Städte
10879 11560 11469 11613 11618 72 67
Alpen
657 1629 1906 1969 2097 2132 35
Baerl
519 1395 1486 1510 1546 1594 48
Budberg
682 1391 1342 1436 1434 1468 34
Büderich
2314[4] 2179 2319 2365 2411 2411
Camp
513 940 1068 1107 1125 1180 55
Capellen
573 1459 1571 1607 1638 1701 63
Emmerich
1038 1816 2008 2015 2070 2134 64
Friemersheim
1248 2330 2502 2518 2470 2521 51
Hörstgen
404 689 718 720 751 759 8
Homberg
536 2211 2818 3196 3532 3872 340
Labbeck
916 1774 1770 1773 1757 1767 10
Marienbaum
755 1749 1948 1903 1914 1894 20
Moers Land
2037 2490 2572 2519 2581 62
Neukirchen
644 1483 1656 1617 1659 1624 35
Orsoy Land
47 49 52 58 49 9
Ossenberg
818 1049 1209 1241 1246 1265 19
Repelen
738 2055 2127 2187 2239 2275 36
Rheinberg Land
57 166 161 165 162 156 6
Rheurdt
1321 2265 2445 2458 2547 2579 32
Schaephuysen
649 1112 1164 1195 1236 1283 47
Sonsbeck
1383 2190 2191 2359 2436 2439 3
Veen
1649 3118 3520 3746 3884 3942 58
Vierquartieren
1285[5] 1953 2058 2045 2095 2076 19
Vluyn
707 1635 1850 1814 1831 1848 17
Wardt
817[6] 1435 1536 1531 1615 1606 9
Summa des Landes
40107 43912 45101 46272 47156 982 98
Hierzu Sa. der Städte
10879 11560 11469 11613 11618 72 67
Summa totalis
27111 50986 55472 56570 57885 58774 1054 165
| Die Zahlen von 1798, welche einer Übersicht der Cantone und Gemeinden des Roerdepartements vom 4. Nivôse VII. entnommen sind[7], werden auf große Zuverlässigkeit um so weniger Anspruch machen können, als nichts darüber feststeht, in welcher Weise sie ermittelt worden sind; gleichwohl dürften sie genügen, um einen Begriff von dem Anwachsen der Bevölkerung seit jener Zeit zu geben. Die übrigen Zahlen dagegen sind die Ergebnisse der jedesmal am 3. Dezember des betreffenden Jahres nach einer im Wesentlichen gleich gebliebenen Instruktion bewirkten Natural-Volkszählung, und können demnach als wenigstens annähernd richtig angenommen werden. Von den hier in Betracht gezogenen Zählungen ist diejenige von 1861[8] wohl die zuverlässigste, weil sie mehr als die früheren durch eine sehr sorgfältige Revision berichtigt worden ist. Bei dieser durch die Lokalbehörden, den Landrath und den Regierungsdepartementsrath vorgenommenen Revision stellte sich heraus, daß 194 Personen zu wenig, dagegen andererseits 125 Personen zuviel, im Ganzen also 69 Personen zu wenig gezählt waren. Hätte der Revision dieselbe Ausdehnung, wie der Zählung gegeben werden können, so hätte sich wohl noch ein weiteres plus ergeben. Hieraus ist mit Wahrscheinlichkeit zu schließen, daß die früheren Zählungen, welche weniger strenge revidirt wurden, noch etwas weiter hinter der Wirklichkeit zurückgeblieben sind, als diejenige von 1861, daß demnach die Bevölkerungszunahme in den letzten Jahren noch geringer ist, als sie nach der Tabelle zu sein scheint.

Betrachten wir diese Zunahme näher, so ergiebt sich folgendes:

Von 1843 bis 1852 betrug der Zuwachs 4486 Seelen oder 8,79%
" 1852 " 1861 " " " 3302 " " 5,93%
" 1852 " 1855 " " " 1098 " " 1,98%
" 1855 " 1858 " " " 1315 " " 2,32%
" 1858 " 1861 " " " 889 " " 0,15%

Es ist hiernach unverkennbar, daß der Bevölkerungszuwachs, namentlich wenn man die beiden neunjährigen Zeiträume von 1843 bis 1852 und von 1852 bis 1861 mit einander vergleicht, in einem merklichen Fallen begriffen ist. Man würde indessen irren, wollte man hieraus schließen, daß im Kreise Moers die Bedingungen zur Ernährung einer stetig wachsenden Bevölkerung nicht vorhanden seien. Es kann im Gegentheile keinem Zweifel unterliegen, daß die landwirthschaftliche Production sowohl extensiv als intensiv einer bedeutenden Steigerung fähig ist, und daß der Kreis im Stande sein würde, ein weit stärkeres Anwachsen der Bevölkerung mit Leichtigkeit zu ertragen. Da nun kein Grund zu der Annahme vorliegt, daß etwa die Sterblichkeit während der letzten neun Jahre in überwiegendem Maaße zugenommen, noch weniger aber, daß das Verhältniß der Geburten zur Bevölkerung erheblich abgenommen habe, so kann die Abnahme des Procentsatzes der Bevölkerungszunahme nur aus dem zunehmenden Überwiegen der Auswanderung über die Einwanderung erklärt werden. Für die 3 letzten Jahre ergiebt sich in dieser Beziehung folgendes:

Geboren wurden in den Jahren 1859–61 6045 Kinder
es starben in den Jahren 1859–61 3844 Personen
Zuwachs durch den Überschuß der Geborenen über die Gestorbenen 2201 Seelen
Die Bevölkerung betrug Ende (nicht am 3. Dezember) 1858
57958 Seelen
Ende 1861
58905
"
                    
Der wirkliche Zuwachs also   947      "     
Demnach Verlust durch den Überschuß der Auswanderung über die Einwanderung 1254
"
Auf die Ursachen dieses bedeutenden Verlustes wird unten näher eingegangen werden. Hätte derselbe nicht stattgefunden, so würde der Procentsatz der Bevölkerungszunahme 3,79% betragen, und demnach| denjenigen der Rheinprovinz (3,89%) ungefähr erreichen, hinter dem Zuwachs des Regierungsbezirks Düsseldorf (5,13%) und demjenigen des Preußischen Staates (4,27%) aber immer noch merklich zurückbleiben.

Wird der Bevölkerungszuwachs in den einzelnen Theilen des Kreises in’s Auge gefaßt, so macht sich zunächst ein auffallender Unterschied zwischen den Städten und dem Lande geltend. Während jene in dem 18jährigen Zeitraume von 1843–61 nur um 839, hat dieses um 7049 Seelen oder jene um 6,79, dieses um 17,57% zugenommen. Die Hauptzunahme fällt bei den Städten in die Jahre 1843 bis 1852; von da an haben Moers und Xanten um ein geringes ab-, Orsoy und Rheinberg aber um ein geringes zugenommen. Die Ursache dieses Quasistillstandes liegt darin, daß die genannten Städte nur eine geringe auf den Absatz in die Ferne gerichtete Industrie besitzen, und daß die kleineren Gewerbe, welche mit der Bevölkerungszunahme Schritt zu halten pflegen, sich über das ganze Land verbreiten, anstatt daß sie früher mehr oder minder ausschließlich in den Städten ihren Sitz hatten. Auch auf dem Lande fällt die Hauptzunahme in die Jahre 1843–52. Eine besondere Beachtung nimmt nur die Bürgermeisterei Homberg in Anspruch. Die Bevölkerung derselben hat von 1843–52 um 607 Seelen oder 27,45% dagegen von 1852–61 um 1054 Seelen oder 37,40% zugenommen. Wenn schon die Zunahme in dem erstgedachten Zeitraume – veranlaßt durch die vortheilhafte Lage Hombergs der Mündung der Ruhr gegenüber – eine bedeutende ist, so hat sich dieselbe in den letzten 9 Jahren in Folge des durch die Aachen-Ruhrorter Eisenbahn erheblich gesteigerten Verkehrs noch beträchtlich vermehrt. Dieselbe wird zum großen Theile durch Einwanderung bewirkt: von 1858–61 z. B. wanderten in Homberg 156 Personen mehr ein, als aus.

Betrachten wir die Dichtigkeit der Bevölkerung nach der Zählung vom 3. Dezember 1861, so leben auf der Quadratmeile

im Kreise Moers
5728
im Regierungsbezirk Düsseldorf  
11361
im Staate
3624

Seelen. Der Kreis Moers steht in dieser Beziehung mit den benachbarten ackerbautreibenden Kreisen Cleve, Geldern und Rees ungefähr auf gleicher Stufe, wogegen ihn die ebenfalls benachbarten industriellen Kreise Crefeld, Kempen, Gladbach und Duisburg weit übertreffen. Nach der Zählung von 1858 (die Resultate von 1861 liegen nicht vor) leben nämlich

im Kreise Cleve   5261
" " Geldern         4807
" " Rees   5496
dagegen
im Kreise Crefeld 22145
" " Kempen 10336
" " Gladbach 17241
" " Duisburg 13518

Menschen auf der Quadratmeile. Die Dichtigkeit der Bevölkerung im Kreise Moers ist keineswegs eine gleichmäßige; es zeigt sich vielmehr ein erheblicher Gegensatz zwischen dem nördlichen und dem südlichen Theile des Kreises. Es würde kein klares Bild von der Vertheilung der Bevölkerung geben, wenn wir diese Verhältnisse bis in die einzelnen Bürgermeistereien hinein verfolgen wollten. Das zufällige Vorhandensein größerer Waldungen, Haidestrecken und Weiden, deren Größe übrigens nicht immer genau bekannt ist, würde z. B. das Dichtigkeitsverhältniß herabdrücken und weitläufige Erläuterungen nothwendig machen. Wir begnügen uns demnach damit, den südlichen Canton Moers, dem wir die zum Canton Uerdingen gehörige diesseitige Bürgermeisterei Friemersheim hinzufügen, den beiden nördlichen Cantonen Xanten und Rheinberg gegenüber zu stellen.

Der Canton Moers mit Friemersheim umfaßt 4,06 Meilen mit 27217 Seelen
demnach 6704 Seelen auf die Meile;
"
"
Rheinberg umfaßt 2,70 Meilen mit 13934 Seelen
demnach 5161 Seelen auf die Meile;
"
"
Xanten umfaßt 3,50 Meilen mit 17623 Seelen
demnach 5036 Seelen auf die Meile.
| Die Dichtigkeit der Bevölkerung ist also in dem ersteren eine weit größere, als in den beiden letzteren. Wenn die oben mitgetheilten Zählungsresultate von 1798 Vertrauen verdienen, so wäre damals das Verhältniß ein umgekehrtes gewesen. Es lebten nämlich:
Im Canton Moers mit Friemersheim 10084 Seelen, demnach 2484 Seelen auf die Meile;
" "
Rheinberg
7166 " " 2654 " " " "
" "
Xanten
9861 " " 2817 " " " "

Die Hauptursache des bedeutenden Mehrzuwachses im Canton Moers liegt wohl in der Nachbarschaft der industriellen Kreise Duisburg und Crefeld. Nicht nur, daß die Industrie dieser Kreise viele Einwohner des Cantons Moers als Arbeiter, Schiffer, Weber etc. beschäftigt, auch die durch den enormen Bevölkerungszuwachs in den Nachbarkreisen vermehrte Leichtigkeit des Absatzes landwirthschaftlicher Produkte reizte zu neuen Ansiedelungen und zu größerer Theilung des Grundeigenthums. Dazu kommt noch, daß der bei weitem überwiegende Theil der im Kreise vorhandenen Staatswaldungen und Rheinweiden, welche Culturarten neue Ansiedelungen nicht nur nicht befördern, sondern fast gänzlich ausschließen, in den beiden nördlichen Cantonen liegt.

Die folgende Übersicht enthält die Seelenzahl bei der Zählung von 1861 in den einzelnen Bürgermeistereien nach dem Geschlecht.

Bürgermeistereien. männlich weiblich
Moers Stadt
1569 1636
Orsoy Stadt
977 944
Rheinberg Stadt
1452 1476
Xanten
1725 1839
Summa der Städte
5723 5895
Alpen
1073 1059
Baerl
844 750
Budberg
737 731
Büderich
1171 1240
Camp
621 559
Capellen
864 837
Emmerich
1124 1010
Friemersheim
1255 1266
Hörstgen
392 367
Homberg
1997 1875
Labbeck
883 884
Marienbaum
962 932
Moers Land
1314 1267
Neukirchen
828 796
Orsoy Land
28 21
Ossenberg
620 645
Repelen
1201 1074
Rheinberg Land
79 77
Rheurdt
1326 1253
Schaephuysen
623 660
Sonsbeck
1233 1206
Veen
2000 1942
Vierquartieren
1050 1026
Vluyn
929 919
Wardt
837 769
Summa des Landes
23991 23165
Hierzu Sa. der Städte
5723 5895
Summa totalis
29714 29060






Die männliche Bevölkerung des Kreises verhält sich hiernach zur weiblichen, wie 100 : 97,79 (im Jahre 1858 wie 100 : 98,05), wogegen in fast allen europäischen Staaten, Preußen mit eingeschlossen, die letztere überwiegt. (In Preußen war das Verhältniß 1858 wie 100 : 100,74, und 1861 wie 100 : 100,75). Es ist dies um so auffallender, als fast beständig 4–500 junge Männer sich im Militärdienste außerhalb des Kreises befinden und, wie sich weiter unten ergeben wird, der Kreis durch Auswanderung jährlich weit mehr männliche als weibliche Bewohner verliert. Da kein Grund zu der Annahme vorliegt, daß die weibliche Bevölkerung hier einer ausnahmsweise großen Sterblichkeit unterworfen sei, so kann das starke Überwiegen der männlichen nur dadurch erklärt werden, daß das Verhältniß der männlichen Geburten zu den weiblichen hier ein ausnahmsweise hohes ist. In den Jahren 1857–61 war nämlich das Verhältniß der Knaben zu den Mädchen unter den Gebornen 108,56 : 100, wogegen dasselbe in Preußen in den Jahren 1826–49 sich auf 105,88 : 100, und im Jahre 1861 auf 105,72 : 100 stellte. – Übrigens übertrifft nicht allein im Kreise Moers, sondern auch im Regierungsbezirke Düsseldorf und in der Rheinprovinz die Anzahl der männlichen Bewohner diejenige der weiblichen. Im Jahre 1861 verhielt sich jene zu dieser im Regierungsbezirke wie 100 : 94,47, in der Provinz wie 100 : 96,26.


| Die Bevölkerung nach der Altersverschiedenheit betrachtet, waren am 3. Dezember 1861 vorhanden:
männliche   weibliche
Kinder von unter bis incl. 5 Jahre alt 4273 4157
" " über 5 " " 7 " " 1768 1701
" " über 7 " " 14 " " 4489 4029
Personen " über 14 " " 16 " " 1417 1351
" " über 16 " " 19 " " 1883 1800
" " über 19 " " 24 " " 2140 2672
" " über 24 " " 30 " " 2646 2673
" " über 30 " " 40 " " 3469 3316
" " über 40 " " 50 " " 3049 2849
" " über 50 " " 60 " " 2492 2284
" " über 60 " " 70 " " 1461 1566
" " über 70 " " 80 " "   500   560
" " über 80 " " 90 " "   120   101
" " über 90 " " 100 " "       7       1
Summa 29714 29060

Die Vertheilung der Bevölkerung im Kreise Moers durch alle Altersklassen mit derjenigen im preußischen Staate zu vergleichen, ist nicht möglich, da die Zählungsresultate der letztern von 1861 hier nicht vorliegen und die Altersklassen bei den früheren Zählungen anders eingetheilt waren. Doch ist wenigstens folgende Vergleichung möglich.

Im Kreise Moers waren am 3. Dezember 1861 unter je 100 Personen vorhanden:

Männer  Weiber  Summa
Im Alter von 0–14 Jahren 17,92 16,82   34,74
" " " 14–60 " 29,09 28,83   57,92
" " " über 60 "   3,55   3,79     7,34
Summa 50,56 49,44 100,00

In Preußen waren am 3. Dezember 1858 unter je 100 Personen vorhanden:

Männer  Weiber  Summa
Im Alter von 0–14 Jahren 17,44 17,15   34,59
" " " 14–60 " 29,68 29,96   59,64
" " " über 60 "   2,73   3,04     5,77
Summa 49,85 50,15 100,00

Es ergibt sich hieraus zunächst als ein für den Kreis Moers günstiges Resultat, daß hier verhältnißmäßig mehr Leute ein höheres Alter erreichen, als im preußischen Staate. Das Verhältniß der Personen bis zu 14 Jahren ist ungefähr das gleiche, dasjenige der Personen im productiven Alter (von 14 bis 60 Jahren) dagegen hier geringer, als im Staate. Der größere Theil dieser Differenz fällt auf die Weiber, wogegen die Verhältnißzahl der Männer im productiven Alter, namentlich wenn man die im Militärdienste abwesenden berücksichtigt, fast gleich ist. Diese Gleichheit ist aber eben kein günstiges Zeichen für unsern Kreis, da bekanntlich der Preußische Staat hinsichtlich der Zahl der im productiven Alter befindlichen Personen hinter andern Staaten merklich zurücksteht. Offenbar würde sich für den Kreis Moers ein besseres Resultat ergeben, wenn derselbe nicht jährlich eine große Zahl von Personen – und namentlich im Alter von 14–30 Jahren – durch die Auswanderung verlöre.

Vergleicht man die Altersvertheilung im Kreise Moers mit derjenigen in den Staaten Frankreich, Großbrittanien, Irland, den Niederlanden, Belgien, Schweden, Norwegen, Dänemark, Schleswig, Holstein und Lauenburg[9], mit denen er hinsichtlich seines socialen Klima's mindestens nicht weniger Ähnlichkeit haben dürfte, als mit dem Durchschnitte des preußischen Staates, so stellt sich für ersteren ein ungünstiges Verhältniß heraus. Die Vergleichung wird nämlich möglich, wenn man von der Altersklasse von 19 bis 24 Jahren 1/5 auf die 19jährigen rechnet, was ohne großen Fehler geschehen kann. Es kommen auf 100 Personen|
in den genannten 11 Ländern,    im Kreise Moers,
im Alter von 0–20 Jahren  41,03  47,35
" " " 20–60 "  50,29  45,34
" " " 60–70 "  5,49  5,15
" " " über 70 "  3,19  2,19

Da die Altersklasse von 20–60 Jahren als diejenige bezeichnet werden kann, welche vorzugsweise producirt, so spricht sich in der geringen Verhältnißzahl des Kreises Moers, welche durch Hinzurechnung der im Militärdienste abwesenden noch nicht ganz um 1% erhöht werden würde, deutlich der vielfach beklagte Mangel an ländlichen Arbeitern aus, der den Gesinde- und Tagelohn seit den letzten 30 Jahren erheblich vertheuert und den Reinertrag des Grundbesitzes um ebensoviel verringert hat.

Betrachtet man das Verhältniß der Geschlechter in den einzelnen Altersklassen, so ergibet sich mit großer Wahrscheinlichkeit, daß nicht nur in den letzten Jahren, sondern schon seit längerer Zeit das Verhältniß der Knaben zu den Mädchen unter den Gebornen ein außerordentlich hohes gewesen ist. Während nämlich in den meisten Staaten die Zahl der männlichen Individuen nur bis zum 20ten Jahre diejenige der weiblichen übertrifft, von da aber bis zum höchsten Alter die letzteren bedeutend überwiegen, ist im Gegensatz hierzu im Kreise Moers die Zahl der Männer in allen Altersklassen die größere, außer in denjenigen von 19–24, 24–30, 60–70 und 70–80 Jahren. Auf die Vertheilung der Geschlechter in den beiden ersteren Klassen übt aber die Abwesenheit vieler Männer, welche im Militärdienste oder auswärts in Arbeit stehen, und das Übergewicht der auswandernden Männer über die auswandernden Frauen gerade in dem kräftigsten Alter einen entscheidenden Einfluß aus, und bei den letzteren Klassen ist die Nachwirkung der Napoleonischen Kriege nicht zu verkennen.

Nach dem Familienstande waren vorhanden

männliche  weibliche  Summa
Unverheirathete und niemals verheirathet gewesene
19184
17940
37124
Verheirathete
9325
9357
18682
Verwittwete
1203
1759
2962
Geschiedene und nicht wieder Verheirathete
2
4
6
Haushaltungen gab es 11161.

Die Zahl der verheiratheten Männer und Frauen sollte eigentlich gleich sein; die geringe Differenz hat ihre Ursache in folgender Bestimmung der Zählungsinstruktion: „In dem Falle, wenn Personen in einem Orte ihre Wohnung oder ihr Nachtquartier haben, in einem andern Orte in Dienst oder Arbeit stehen, sind dieselben da mitzuzählen, wo sie sich in der Nacht vor dem Zählungstage aufhielten.“ Es giebt nämlich Familienväter, welche ihr Domizil im hiesigen Kreise haben, aber auf der andern Rheinseite in fester Arbeit stehen, und nur zeitweise, etwa wöchentlich einmal, oder in noch längeren Zwischenräumen zu ihren Familien zurückkehren. Auch kommt es unter der ländlichen Arbeiterbevölkerung nicht selten vor, daß, wenn die Mittel zur Begründung eines Hausstandes fehlen, die Frau bei ihren Eltern wohnen bleibt, während der Mann anderswo als Knecht dient.

Unter der Gesammtbevölkerung wurden Verheirathete gezählt 31,78%, etwas weniger, als in Preußen, woselbst im Jahre 1852 33,09% verheirathet waren. Man kann hier an den Einfluß des hier bestehenden Erbfolgesystems denken, wornach in der Regel nur eins der Kinder den Hof erbt, die übrigen mit Geld abgefundenen Kinder aber häufig auf dem Hofe wohnen bleiben, ohne sich zu verheirathen. Verwittwete sind unter der Gesammtbevölkerung vorhanden 5,39%, ein im Vergleich mit den meisten europäischen Staaten geringes Verhältniß, welches jedoch dasjenige für Preußen (5,19%) übertrifft. Auf 100 Wittwer kommen 146 Wittwen, wogegen in Preußen sowohl, als in den meisten andern Staaten die Zahl der letzteren diejenige der ersteren um mehr als das doppelte übersteigt. Ob der Grund dieser Verschiedenheit etwa darin liegt, daß hier verhältnißmäßig weniger Wittwer oder mehr Wittwen eine zweite Ehe eingehen, läßt sich beim Mangel desfalsiger Nachrichten nicht entscheiden. Im Verhältniß zur Gesammtbevölkerung giebt es im Kreise Moers Wittwen 2,99%, in Preußen 3,69%. Da der Wittwenstand in der Regel ein bedrängter ist, so ist dies Verhältniß für uns ein günstiges.

Auf jede Haushaltung kommen durchschnittlich 5,27 Personen. Zur Berechnung der durchschnittlichen Stärke der eigentlichen Familie liefert die Volkszählung kein ausreichendes Material. Vergleicht man die Zahl der Haushaltungen (11161) mit der Zahl der Privatwohnhäuser (8912) – die geringe Zahl der bewohnten öffentlichen Gebäude kann außer Betracht bleiben – so kommen auf 100 Häuser 125 Haushaltungen.

| Die folgende Tabelle enthält die Seelenzahl in den einzelnen Bürgermeistereien nach dem Religionsbekenntniß.
Bürgermeistereien. Katholiken Evangelische Menoiten Mitglieder der
freien Gemeinden
und
Deutschkatholiken
Juden
Moers
882 2196 2 1 124
Orsoy
702 1154 65
Rheinberg
2623 241 64
Xanten
3270 209 1 84
Summa der Städte
7477 3800 3 1 337
Alpen
1679 389 64
Baerl
18 1576
Budberg
686 782
Büderich
2155 251 5
Camp
821 353 6
Capellen
80 1609 12
Emmerich
26 2108
Friemersheim
713 1789 19
Hörstgen
17 705 37
Homberg
345 3518 9
Labbeck
1696 71
Marienbaum
1854 40
Moers Land
60 2520 1
Neukirchen
15 1608 1
Orsoy Land
29 20
Ossenberg
1097 168
Repelen
192 2083
Rheinberg Land
147 9
Rheurdt
1868 694 17
Schaephuysen
1203 80
Sonsbeck
2313 96 30
Veen
3675 267
Vierquartieren
1873 203
Vluyn
20 1811 17
Wardt
1551 65
Summa des Land
24133 22805 1 1 216
Hierzu Sa. der Städte
7477 3800 3 1 337
Summa totalis
31610 26605 4 2 553
Die Tabelle ergiebt, daß nach Abrechnung der wenigen Menoniten, Dissidenten und Juden die größere Hälfte der Bevölkerung katholisch, die kleinere evangelisch ist. Obwohl in jeder Bürgermeisterei Bekenner beider Confessionen vorhanden sind, so sind doch im Allgemeinen die Wohnsitze derselben getrennt. Hierauf haben die früheren landesherrlichen Verhältnisse großen Einfluß geübt. Die zur Grafschaft Moers gehörigen Bürgermeistereien Moers Stadt und Land, Baerl, Homberg, Emmerich, Capellen, Neukirchen, Vluyn, Repelen und Friemersheim, letztere mit Ausnahme des südlichen Theiles, sind durchgehends evangelisch: nur in der Stadt Moers und in Homberg, wo sich katholische Pfarrkirchen befinden, wohnt eine größere Anzahl Katholiken. Ebenso ist die Herrlichkeit – jetzt Bürgermeisterei – Hörstgen vorzugsweise evangelisch. Der südliche – churkölnische – Theil von Friemersheim ist katholisch; ebenso die zum Herzogthum Geldern gehörenden Bürgermeistereien Schaephuysen und Rheurdt, letztere mit Ausnahme| eines Theiles der an die Grafschaft Moers gränzenden Gemeinde Rayen. Die nördlich an die Grafschaft gränzenden Bürgermeistereien Orsoy Stadt und Land, sowie die zu jener noch gehörende Bürgermeisterei Budberg sind confessionell ziemlich gleichmäßig gemischt; auch in der Bürgermeisterei Camp ist ungefähr ein Drittheil der Einwohner evangelisch. Alle übrigen Bürgermeistereien sind vorzugsweise katholisch; die daselbst wohnenden Evangelischen, welche nur etwas mehr als den zwölften Theil der Bevölkerung ausmachen, sind gesammelt in den kleinen Pfarreien Rheinberg, Wallach, Alpen, Büderich, Xanten, Mörmter und Sonsbeck. Im Allgemeinen kann man hiernach sagen, daß – einige Ausnahmen abgerechnet – die Evangelischen den südlichen, die Katholiken den nördlichen Theil des Kreises bewohnen. Aus dieser Verschiedenheit der Wohnsitze dürften sich manche statistische Unterschiede unter den Bekennern beider Confessionen, namentlich auch das stärkere Anwachsen der evangelischen Bevölkerung erklären lassen.

Die nachstehende Tabelle zeigt, daß dieser Zuwachs von 1843–61 bei den Evangelischen 17,94% bei den Katholiken dagegen nur 13,07% betragen hat.

  Seelenzahl Zunahme der Seelenzahl Zunahme in Prozenten
1843 1858 1861 von
1858
bis
1861
von
1843
bis
1861
von
1858
bis
1861
von
1843
bis
1861
Katholiken
27955 31492 31610 118 3655 0,37 13,07
Evangelische
22557 25856 26605 749 4048 2,89 17,94
Juden
471 530 553 23 82 4,34 17,41

Diese Verschiedenheit rührt zum großen Theil daher, daß der Überschuß der Auswanderung über die Einwanderung bei den Katholiken weit größer ist, als bei den Evangelischen. Auch scheint wenigstens nach den Erfahrungen der letzten drei Jahre das Verhältniß der Gebornen zu den Lebenden bei diesen größer zu sein, als bei jenen. (Siehe das Nähere unten). Die Ursache hiervon darf man nicht etwa in konfessionellen Eigenthümlichkeiten suchen wollen; sie ist, wie bereits bemerkt, darin zu finden, daß der südliche hauptsächlich von den Evangelischen bewohnte Theil des Kreises weit mehr von der Industrie der benachbarten Kreise beeinflußt und weit dichter bevölkert ist, als der nördliche vorzugsweise von den Katholiken bewohnte Theil.

Hinsichtlich der Sprachverhältnisse haben wir keine wesentlichen Verschiedenheiten zu registriren. In allen Familien wird deutsch gesprochen, und zwar durchgehends plattdeutsch, welches sich, je mehr man im Kreise vom Süden nach dem Norden fortschreitet, vom Hochdeutschen entfernt und dem Niederländischen nähert. In einer Anzahl von Familien auf der Bönninghardt, den Abkömmlingen von Colonisten vom Main, welche sich in den Jahren 1750–60 hier niederließen, hat sich die oberdeutsche Mundart bis heute erhalten. Auch einige Familien benachbarter Gemeinden, welche theils von der Bönninghardt, theils aus Pfalzdorf (im Kreise Cleve) eingewandert sind, sprechen diese Mundart.

Betrachten wir die Bevölkerung nach der Verschiedenheit des Wohnsitzes, so ist zu bemerken, daß die statistischen Tabellen bei der Gegenüberstellung von Stadt und Land nur den politischen Gegensatz im Auge haben. Unter den Städten werden nämlich diejenigen Gemeinden verstanden, welche auf dem Provinziallandtage im Stande der Städte vertreten sind, alle übrigen Gemeinden aber zum Lande gerechnet. Statistisch wichtiger ist der Gegensatz der vorwiegenden Berufsarbeit. Man wird in dieser Beziehung diejenigen Orte, in welchen vorzugsweise Ackerbau betrieben wird, zum Lande, diejenigen, in welchen die industriellen Berufszweige vorherrschen, zu den Städten rechnen, daneben aber für letztere noch eine gewisse räumliche Geschlossenheit in Anspruch nehmen müssen. Geht man hiervon aus, so muß der Flecken Sonsbeck mit 1391 Einwohnern, welcher ehemals städtische Rechte besaß, mit zu den Städten gezählt werden. Die Flecken Alpen mit 900 und Büderich mit 1220 Seelen, welcher letztere ebenfalls früher städtische Rechte besaß, stehen zwischen Stadt und Land ungefähr in der Mitte. Andrerseits müssen von den Stadtgemeinden Orsoy Stadt, Rheinberg und Xanten die zu denselben gehörigen ländlichen Theile, welche von dem benachbarten Lande in keiner Weise specifisch verschieden sind, in Abzug gebracht werden. Es sind dies bei Orsoy Stadt die Ortschaften resp. Gehöfte Driessen, Milchplatz, Grunland, Kettgeshof, Kuiksgrind, Plank und Orsoyerberg mit 407 Seelen, bei Rheinherg die zweite| Bauerschaft und das Rittergut Gelinde mit 568 Seelen, bei Xanten die Ortschaften Hochbruch und Niederbruch mit 717 Seelen. Es reducirt sich hierdurch die Einwohnerzahl der Städte
Orsoy auf 1314 Seelen
Rheinberg auf 2342
"
Xanten auf 2847
"
Rechnet man hierzu die Stadt Moers, welche keine nennenswerthen ländlichen Theile besitzt, mit 3205
"
so ergiebt sich als Gesammtbevölkerung der in der statistischen Tabelle als solche bezeichneten Städte 9908
"

Es ist bereits oben erwähnt worden, daß die Bevölkerung der Städte zusammen seit 1843 nur unerheblich gestiegen sei, in Moers und Xanten aber abgenommen habe. Vielleicht würde sich eine ähnliche Abnahme oder wenigstens eine geringere Zunahme auch bei Orsoy und Rheinberg herausstellen, wenn man bezüglich der früheren Volkszählungen die zu diesen Städten gehörigen ländlichen Theile ebenso aussondern könnte, wie es hier pro 1861 geschehen ist.

Wenn auch, wie bereits bemerkt, in den Städten die Gewerbthätigkeit vorherrscht, so schließt dies doch nicht aus, daß auch auf dem Lande eine große Anzahl Gewerbetreibender wohnt. Um nur einige Beispiele anzuführen, so befinden sich

in den Städten   auf dem Lande
Webestühle aller Art (bei denen das Weben Hauptbeschäftigung ist)
 101  506
Kaufleute (mit Ausschluß der Fruchtmäkler und der umherziehenden Händler)
 133  253
Gast- und Schenkwirthe
 84  136
Bäcker
 65  89
Fleischer
 34  41
Maurer- und Zimmermeister
 18  42
Stellmacher
 4  25
Schneider
 88  286
Schuster
 92  162 etc. etc.

Es ist hierbei allerdings zu berücksichtigen, daß die städtischen Gewerbe in der Regel bedeutender sind, als diejenigen gleicher Art, welche auf dem Lande betrieben werden. Man wird aber schon aus obiger Zusammenstellung entnehmen, daß unsere Städte keineswegs auch nur dem größeren Theile der durch gewerbliche Thätigkeit zu befriedigenden Bedürfnisse des Kreises Genüge leisten, daher man sich über die geringe Zunahme der Bevölkerung in denselben nicht wundern darf.

Eine genaue Übersicht der verschiedenen Berufs- und Beschäftigungklassen der Einwohner läßt sich, namentlich wenn man nicht allein die Zahl der Familienhäupter, sondern auch diejenige der Familienglieder zu wissen verlangt, bei der Einrichtung unserer statistischen Tabellen leider nicht geben. Was die letzteren in ihren Hauptresultaten enthalten, theilen wir in Folgendem mit:


1. Die Landwirthschaft als Hauptgewerbe betreiben:

  2644 Eigenthümer
    189 Pächter
mit 14573 Frauen, Kindern und Angehörigen;

als Nebengewerbe:

1203 Eigenthümer
    19 Pächter
mit 5735 Frauen, Kindern und Angehörigen.

Als Hülfspersonal und Gesinde der Landwirthschaft sind vorhanden:

    26 Verwalter und Aufseher
    52 Wirthschafterinnen
2575 Knechte und Jungen
2556 Mägde
1410 männliche und
  613 weibliche Tagelöhner.
| Hiernach umfaßt die landwirthschaftliche Bevölkerung 31595 Seelen, wozu aber noch die Familienangehörigen der landwirthschaftlichen Tagelöhner kommen, welche nicht mit aufgeführt sind.


2. In Fabriken und den vorherrschend für den Großhandel arbeitenden Gewerbsanstalten einschließlich der Mühlen sind beschäftigt:

        272 Geschäftsinhaber und Mitglieder des Direktions- und Aufsichtspersonals
(die Zahl der Geschäftsinhaber läßt sich nicht aussondern),
  407 meist für eigene Rechnung arbeitende Webermeister,
1025 männliche Arbeiter und Weber
  161 Arbeiterinnen.

Da viele der hier einschlägigen Gewerbe, wie z. B. Bierbrauereien, Brennereien, Stärkefabriken und Krautsiedereien mit der Landwirthschaft in Verbindung gesetzt sind, so ist ein Theil der Geschäftsinhaber und Arbeiter auch unter den in der ersten Rubrik aufgeführten Zahlen enthalten. Dagegen sind diejenigen industriellen Arbeiter, welche hier wohnen und in außerhalb des Kreises liegenden Anstalten arbeiten, hier nicht berücksichtigt.


3. Handeltreibende aller Art, Gast- und Schenkwirthe, und Fuhrleute

giebt es 1105 mit 233 Gehülfen.


4. Handwerker und vorherrschend für den örtlichen Bedarf beschäftigte Gewerbtreibende giebt es:

      Meister und für eigene Rechnung arbeitende 1068
Gesellen   363
Lehrlinge   215.

Unter den Handwerkern, wie auch unter den Handeltreibenden befinden sich viele, welche die Landwirthschaft als Nebengewerbe betreiben und deshalb schon oben mit aufgeführt sind.


5. Eine Rubrik der statistischen Tabelle soll die Handarbeiter mit Ausschluß der bei der Landwirthschaft beschäftigten enthalten, und sollen hier diejenigen Arbeiter, welche schon in den vorstehenden drei Rubriken ihre Stelle gefunden haben, nicht aufgenommen werden. Diese Vorschriften sind bei Anfertigung der statistischen Tabellen in den einzelnen Gemeinden so verschieden aufgefaßt worden, daß wir vorziehen, lieber keine, als unrichtige Zahlen mitzutheilen.


6. Dienstboten mit Ausschluß der landwirthschaftlichen giebt es:

zur persönlichen Bequemlichkeit der Herrschaften
männliche 86 und weibliche 220,
in Gewerben außer der Landwirthschaft
männliche 215 und weibliche 243.


7. Für die Gesundheitspflege und Todtenbestattung sind vorhanden

55 Männer und 40 Weiber.

8. Im Dienste der Kirche, Schule und Wissenschaft arbeiten

185 Männer und 37 Weiber.


9. Staats- und Gemeindebeamte giebt es

      bei der allgemeinen Landesverwaltung 20
bei der Justizverwaltung 10
bei der Post- und Eisenbahnverwaltung 70
Communalbeamte (lediglich von dem Communalamt lebend) 63.


| 10. Personen ohne Berufsausübung:
Pensionaire (d. h. von Pensionen lebende)
männliche 39 weibliche 22,
Rentner:
männliche 123 weibliche 104.


11. Familienhäupter, welche der öffentlichen Armenpflege zur Last fallen giebt es:

theilweise von Allmosen lebende
männliche 434 weibliche 601,
ganz von Allmosen lebende
männliche 223 weibliche 283.

Schließlich erwähnen wir noch die in der statistischen Tabelle enthaltenen Zahlen der Taubstummen und Blinden. Am 3. Dezember 1861 waren Taubstumme vorhanden:

männliche  weibliche  Summa
von unter bis mit 5 Jahren 
über   5 15 "      9      9      18     
15 30 "      6      10      16     
30 Jahren 7      2      9     
Summa 22      21      43     

Es ist hierbei aber zu berücksichtigen, daß sich in der Bürgermeisterei Moers Land eine Taubstummenbildungsanstalt mit 18 Zöglingen befindet, welche sämmtlich anderen Kreisen angehören, so daß demnach auf den Kreis Moers nur 25 Taubstumme kommen.

Blinde waren vorhanden männliche  weibliche  Summa
von unter bis mit 15 Jahren  —      3      3     
über 15 30 "      2      4      6     
30 Jahren      14      5      19     
Summa 16      12      28     

Es gab demnach unter 10000 Menschen 4,5 Taubstumme und 4,7 Blinde, (in Preußen im Jahre 1852 7 Taubstumme und 6 Blinde.) –


« III. Klimatische Verhältnisse Statistische Darstellung des Kreises Moers V. Abzüge und Zuzüge der Bevölkerung »
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Fußnoten der Vorlage

  1. Mit Moers Land.
  2. Mit Orsoy Land.
  3. Darunter Beek und Willich, welche Ortschaften jetzt zur Bürgermeisterei Wardt gehören.
  4. ?
  5. ?
  6. Ohne Beek und Willich.
  7. Von Daniels, Handbuch der für die Königl. Preuß. Rheinprovinzen verkündigten Gesetze aus der Zeit der Fremdherrschaft, VI. p. 474.
  8. Die Zählung, soweit sie von den Bürgermeisterämtern geleitet und von den Landräthen überwacht wird, erstreckt sich nur auf die Civilbevölkerung. Die Nachweise der Miltärbevölkerung des hiesigen Kreises ist von der köngl. Regierung erst mitgetheilt worden, als dieser Abschnitt bereits fertig war. Dieselbe umfaßt einen Feldjäger, 6 Gensd’armen und einen Kreisfeldwebel, nebst 8 männlichen und 20 weiblichen Angehörigen, im Ganzen 36 Personen. Hiervon wohnen in Moers 8, in Rheinberg 11, in Xanten 8, in Alpen 5, in Homberg 4 Personen. Davon sind 19 evangelisch, und 17 katholisch. In der Ehe leben 7 Männer und 7 Frauen.
    Diese Zahlen sind zu klein, als daß sie auf die nachfolgenden Ermittelungen und Berechnungen von irgendwie erheblichem Einflusse sein könnten.
  9. cfr. Wappäus Allg. Bevölkerungsstatistik II p. 42.