Sponsel Grünes Gewölbe Band 3/Tafel 11
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ÄHNLICH VERZIERTER KLEINER LÖFFEL MIT
SARDONYXSCHALE. DEUTSCHE ARBEITEN DER ZWEITEN
HÄLFTE DES 16. JAHRHUNDERTS.
SARDONYXLÖFFEL MIT EMAILLIERTEN BLUMEN VOM
ENDE DES 17. JAHRHUNDERTS.
ZWEI MESSER MIT EMAILLIERTER SCHLANGENHAUT
VON EINEM GESCHENK DES HERZOGS ALBRECHT V. VON
BAYERN. SPANISCHE ARBEIT.
ZWEI ZAHNSTOCHER UND EIN LÖFFELCHEN
[188] 1. Mitte: Goldenes Eßbesteck. Die zweizinkige Gabel ist durch ein Scharnier mit dem Griff verbunden, die Schale des Löffels hat auf der Rückseite eine aufgesetzte geflügelte emaillierte, in Ranken endende Halbfigur, die mit einem Brillanten und zwei Rubinen besetzt ist, unter dieser ist die Gabel eingeschoben. Um diese Figur herum ist der Rücken der Schale mit schwarz und hellblau emaillierten gravierten Ranken verziert. Die Löffelschale hat noch eingepunzte Ranken, daneben die Jahreszahl MCCC–LXXVI, die keinen Sinn hat und auch ergänzt scheint. Im Innern der Schale leicht gepunzter Blumenstrauß. Die Gabel ist mit emaillierten, ornamentalen und figuralen (weibl. Halbfigur, zwei Engelputti, Cherubim, Hund, Pelikan, Delphin) Zierstücken besetzt und noch ausgestochen und mit verschiedenfarbigem Email geschmückt, auch mit Rubinen und Brillanten in Tafelschliff besetzt. Am Ende des Stiels war früher ein betendes Figürchen als Griff eines eingesteckten Zahnstochers, an dessen Stelle ist später ein zur Zeit Augusts des Starken entstandener tanzender Harlekin mit Diamantknöpfen und in Email gemaltem Gewand gesetzt worden, der im Inventar 1819 VI Nr. 145 noch als Tabakstopfer einzeln aufgeführt ist. Das Besteck war ein Geschenk an August den Starken von der Kronmarschallin Mniesnebek in Warschau. – Ein gleichartiges Stück in der Münchner Schatzkammer und ein Stück in der ehemaligen Sammlung Thewald in Köln werden von M. Rosenberg für Arbeiten des Nürnbergers Friedrich Hillebrand (1580–1608) erklärt, die angeblich seine Marke tragen. Noch andere Stücke werden genannt bei Rosenberg 3 Nr. 4017 dd. (L. 23 – VI. 7m.)
2 u. 3. Rechts und links :Zwei Messer, deren goldene Griffe mit blauen Schlangenhautmustern zwischen grünem Laub graviert und emailliert sind. – Beide Messer gehören in die Scheide eines Dolches, der zusammen mit einem Rappier nach dem Inventar der Rüstkammer von 1567 fol. 96 von Herzog Albrecht V. von Bayern dem Kf. August geschenkt wurde. Die goldenen Griffe von Rappier und Dolch haben ähnliche emaillierte Schlangenmusterung, doch stärkeres Relief und dazwischen glatte eingravierte und schwarz emaillierte Maureskenfelder. Offenbar aber sind die beiden Messer vom gleichen Meister, wie diese, hergestellt. Ob ein Münchner Meister dafür in Frage kommt, das erscheint dadurch zweifelhaft, daß die Goldemailarbeit an Rappier und Dolch der Arbeit an dem Rappier sehr nahe kommt, den Kaiser Maximilian II. 1575 in Dresden dem Kf. August zum Geschenk machte. Die Goldemailarbeit dieses Rappiers hat der Goldschmied Pery Juan Pockh hergestellt, der im Dienst der Kaiserin Maria stand. Er wurde 1551 in Barcelona Meister und wird dort noch 1587 erwähnt. Vgl. Haenel, Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer. Leipzig 1923. T. 46 u. 48. (L. 19 u. 20 – VIII. 347.)
4. Oben links: Löffel, die Schale aus orientalischem Sardonyx, der flache glatte goldene Griff ist mit ausgestochenen und zum Teil mehrfarbig emaillierten durchsichtigen Blumen geschmückt. Darunter ein emailliertes K mit einem Fürstenhut. Geschenk der Fürstin von Teschen an August den Starken. Ende 17. Jhdts. (V. 2yy.)
5. Oben rechts: Kleiner Löffel, die Schale aus orientalischem Sardonyx, der goldene vierkantige nach oben stärker werdende gerade Griff emailliert und mit drei plastisch bewegten Gliedern versehen, die den Griff an beiden Enden und in der Mitte durch ihren Juwelen- und Perlenbesatz verzieren, mit Rubinen, Perlen und einem Brillanttafelstein geschmückt. Am Ende des Griffs ein emailliertes Cherubimköpfchen. Deutsch. Nach der Mitte des 16. Jhdts. (V. 2zz.)
6. Unten links: Goldener Zahnstocher in Form einer Sichel mit Diamanten besetzt. Deutsch. 16. Jhdts. (VI, 7gg.)
7. Unten rechts: Goldener welliger Zahnstocher, dessen Griff eine monströse Perle mit einem behelmten Kopf. Die Goldfassung ist mit zwei Rubinen und zwei Diamantdicksteinen besetzt. Deutsch, um 1600. (VI. 7gg.)
8. Unten rechts: Kleiner goldener Löffel, auf dem Stielende ein Diamant. Deutsch, um 1700. (VI. 8e.)