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Spiegelnde Kohle

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Spiegelnde Kohle
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 26, S. 838–839
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[838] Spiegelnde Kohle. Bekanntlich ist der Diamant mit der Steinkohle genau dasselbe seiner Natur nach; seiner „Zusammensetzung“ nach kann man nicht sagen, denn die Kohle gehört zu den „Elementen“, zu den nicht zusammengesetzten Körpern. Der Diamant ist krystallisierter Kohlenstoff. Nun wird man es begreiflich finden, daß es seit lange die Beschäftigung von Naturforschern gewesen ist, den amorphen – nicht krystallisierten – Kohlenstoff in die krystallisierte Form überzuführen. Abgesehen von der wissenschaftlichen Bedeutung liegt die riesige industrielle Wichtigkeit der Lösung dieser Frage auf der Hand. Die Versuche, die Kohle zu schmelzen und dadurch zur Krystallisation zu zwingen, haben aber bis jetzt noch zu keinem entschiedenen Ergebniß geführt, obgleich schon wiederholt von einzelnen behauptet worden ist, daß es ihnen gelungen sei.

Nunmehr berichtet ein Forscher, W. Luzi, in den „Berichten der deutschen Chemischen Gesellschaft“ von einer Entdeckung, die zwar nicht [839] die Umwandlung der Kohle in Diamant bedeutet, die aber vielleicht doch von hohem industriellen Werthe werden kann; es handelt sich nämlich um die Verwandlung der Kohle in eine andere Art von krystallisiertem Zustand, in spiegelnde Form.

Ein Porzellantiegel wurde auf eine außerordentlich hohe Wärme erhitzt (gegen 1770° C.); nachdem das Porzellan eine Zeitlang auf dieser Temperatur erhalten worden war, wurde plötzlich die Luftzufuhr zur Flamme, welche dieselbe nichtleuchtend und heiß gemacht hatte, abgestellt, so daß sie sich in eine leuchtende, rußende Flamme verwandelte.

Der Ruß einer leuchtenden Flamme ist nun bekanntlich nichts anderes als fein vertheilte Kohle. Die Flamme wurde immer kleiner gedreht, was etwa eine Viertelstunde lang hingezogen wurde. Nach dieser Zeit war der Porzellantiegel mit einer eigenthümlichen Masse beschlagen. War er unglasiert, so sah er jetzt genau wie mit Graphit überzogen aus – Graphit, das Material der Bleistifte, ist auch Kohlenstoff, die dritte Form desselben neben Diamant und Kohle; war dagegen das Porzellan glasiert, so zeigte es einen hellen silberfarbigen, ganz metallisch aussehenden und vollkommen spiegelnden Ueberzug. Dieser Kohlenstoffspiegel ist vom Silberspiegel kaum zu unterscheiden. Theilweise haftet er so fest am Porzellan, daß man mit einem Tuche daran reiben kann, ohne daß er abgeht, zum Theil sondert er sich aber auch ab, indem dabei prächtig spiegelnde Facetten von wundervollem Glanze entstehen. Blättert man diesen Kohlenstoff los, so rollt er sich zusammen wie Metallspäne. Die abgeblätterten, biegsamen, spiegelnden Kohlenstoffhäutchen haften wie Blattsilber an allen Körpern, an Glas, an den Fingern, am Holz. Sie lassen übrigens trotz ihrer Dünne keine Spur von Ächt durch, was also die Verschiedenheit dieses Kohlenstoffs von dem Diamant vollständig darthut und zugleich beweist, daß es außer dem Diamant noch eine andere krystallisierte Form des Kohlenstoffs giebt.