Spanische Tänzer
Herr Campruri und Madame Dolores, die man hier in graziöser Stellung abgebildet sieht, haben sich schon früher in Paris Ruhm, Bravo’s und – Geld ertanzt. Diesmal gaben sie ihre Vorstellungen auf dem Theater des variétés. Der Bolero und der Fandango sind schon oft beschrieben worden; die Chachucha der Fanny Elsler hat einen allgemeinen Weltruf erlangt; der hier dargestellte Tanz ist die weniger bekannte Rondola, ebenfalls ein Tanz mit Castagnetten und unter den spanischen so geistig belebten Tänzen einer derjenigen, welche die meiste Poesie athmen. Er beginnt unter dem Balcon zu den Klängen der Guitarre und endet mit dem Geknatter der Castagnetten. Man betrachte diese schlanken Taillen, diese Arme, welche sich im anmuthig leidenschaftlichen Spiele suchen, diese Köpfe, die sich gegen einander neigen und Blick und Lächeln austauschen, diese Füße, welche sich gegenseitig herausfordern – welche Anmuth und welche Kraft zugleich! Wie leer und kalt erscheint dagegen der deutsche Rutscher, der verwilderte, zügellose Galopp, wie nüchtern und erkünstelt der französische Contretanz! Im spanischen Tanz allein ist Leidenschaft, Phantastik und Poesie, individuelle Schöpfungs- u. Gestaltungskraft und ein dramatisches Leben, welches sich in und aus sich selbst entwickelt und zum intensivsten Ausdruck der Empfindung und des Pathos steigert.