Sonette
1.
Ein Leben war’s, mit Kolben und mit Knütteln
In diesen eitlen Jammer drein zu schlagen,
Doch hab ich still ein lästig Joch getragen,
Und meiner Pflicht gehorcht und ihren Bütteln.
Voll Lerchenschlag, die Frühlingslüfte wagen,
Jetzt will auch ich, und müßt’ ich sie zernagen,
Die Ketten alle muthig von mir schütteln.
Weil ihr zu klein dem neugebornen Sänger;
Er eilt hinaus den jungen Lenz zu küssen,
Und kein Gedanke nur gehört Euch länger,
Als er Euch selber hat ertragen müssen.
2.
Am Strom, im Wald auf’s Neue bei den alten
Geliebten Plätzen Rast und Andacht halten,
Und lächelnd nach der Abendröthe greifen.
Dem Markte fern, dem Feilschen und dem Keifen
Mir kehrt die Kraft mein Denken zu gestalten,
Der Keim wird stark zur Frucht heranzureifen.
Schon lern ich aus des Frühlings heitren Klängen,
Schon lächl’ ich wieder, statt den Kopf zu hängen,
Und zwischen mich und Deine lieben Augen,
Seh ich sich fürder keine Wolke drängen.
3.
Zur Geltung kommt das kläglichste Gelichter!
Sei Dorfschulmeister oder Eseltreiber,
Sei was Du willst, gleichviel! nur sei kein Dichter.“
Verlacht man auch solch Schwatzen geistesschlichter
Gevatterschaft, sammt ihrer alten Weiber,
Schilt man sich oft als eigner Splitterrichter.
Das heiße Blut ins Antlitz mir getrieben, –
Wenn’s Freude war am Schaffen und Gelingen;
Fühl’ ich mich stark zu allen höchsten Dingen,
Und würdig selbst Dein schönes Herz zu lieben.
4.
Ich würde mich in Mährchenträumen wiegen,
Und lerchenfroh begrüßen jeden Morgen,
Gebieten, sich zu Füßen mir zu schmiegen.
Mir ist als müßt’ ich durch die Lüfte fliegen,
Als würde mir die Freude Flügel borgen,
Vermöcht ich je, gleich jenem Sankt Georgen,
Und ob ich auch entbehren mag und leiden,
Ich habe doch das beste Theil gewonnen.
Und sollt’ ich, diese Stunde noch, entscheiden
Es bliebe doch beim Alten mit uns Beiden.
5.
Es hat das Herz viel Todte zu bestatten!
Sie, die gelebt drin und es ganz besessen,
Verriethen’s oder lernten’s doch vergessen,
Die Besten selbst, und ob einst ohn’ Ermatten
Ihr Lieben sie verschwendrisch zugemessen,
Längst pflanzt mein Herz an ihrem Grab Cypressen,
Sie leben noch, und wurden dennoch – Schatten.
Wohl weint das Herz, – doch Mannes-Kraft und Würde
Lehrt immer neu geduldiges Entsagen.
Nur sollt ich je als schwerste Lebensbürde
Auch Dich hinaus auf jenen Friedhof tragen, –