Sommer 1898
[63] Sommer 1898
Ich, der alte Ahasver,
Habe große Eile,
Zu verscheuchen wünscht’ ich sehr
Ewig lange Weile:
Endlos mir beschieden,
Nach dem alten Kanaan,
Das ich lang gemieden.
Mir ist in der Ferne die Kunde geworden,
Da setzt es vielleicht auch für mich einen Orden.
Rückwärts schweift mein Auge matt,
Reuevoll umdustert,
Nach der alten Judenstadt,
Derart, daß mich heute noch
Gottes Welt verachtet,
Weil ich nicht den Braten roch,
Eh’ das Lamm geschlachtet!
Mit stolzem Gepränge und großem Geleite,
Ich wäre moralisch gegangen nicht Pleite!
Jener ritt die Eselin,
Dieser den Trakhener,
Und sein Leben Jener.
Durch der Rede reiches Wort
Einzig sind die Beiden,
Und ihr Ziehn von Ort zu Ort
Was aber hilft tief mir im Busen die Reue!
Versagt’ ich denn jemals dem Herrscher die Treue?! –
Am Ende ereilt mich mein Unglück aufs neue!
Kam doch auch zu jener Zeit
In verbrämtem Purpurkleid
Einer angefahren! – –
Wenn der Andre nun auch jetzt
Beim Erlöserwerke
Ohne daß ich’s merke?!
Von ihm stand kein Wort in der Zeitung geschrieben
Ich hätt’ ihn ja sonst von der Bank nicht vertrieben!
Und darin ist alles beim alten geblieben. –
Durch des Lebens Enge.
Oft ist leer wie Schall und Wind
Größtes Festgepränge.
Irrt man ehrfurchtsvollen Blicks,
Kommt der Mächt’ge hinterrücks,
Einen zu verfluchen! –
Es wechseln nicht nur an der Börse die Größen! –
Nichts bleibt uns, inmitten von Püffen und Stößen,