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Sommer (Frida Schanz)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Frida Schanz
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Titel: Sommer
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 26, S. 436
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[429]

Sommer.
Nach dem Oelgemälde von N. Sichel.

[436]
Sommer.
Mit Illustration S. 429.

Wie so schnell im Südwindhauch
Sprang der Knospen zarte Hülle!
Blüthenpracht und Duftesfülle
Weht und webt um Baum und Strauch.
Gestern, zitternd und verstohlen,
Träumten Rosen und Violen
Schlummernd noch im Kelchesgrün.
Heut, auf leisbewegten Zweigen,
Welch ein Prangen, welch ein Neigen,
Welch ein Glühn und Farbensprühn!

Scheu verstummt vor all der Pracht
Ist der Ruf der Nachtigallen
In des Haines Säulenhallen. –
Aber Falter über Nacht
Lernten ihre goldbeschneiten,
Feingewebten Schwingen breiten. –
Auf der Lilie schlankem Schaft
Brennt die reine, wundersame,
Silberweiße Blüthenflamme,
Dustgetränkt und märchenhaft.

Still ward in der Juniruh
Auch dein Herz, du Mädchenblüthe,
Das der Sehnsucht Weh durchglühte!
Selig-still bist nun auch du!
Mit der Nachtigallen Werben
Mußte all dein Klagen sterben:
Denn berauschend, süß und rein,
Wie der Lilie keusches Prangen,
Ist die Lieb dir aufgegangen
In des Sommers Sonnenschein.
 Frida Schanz.