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Slade’s Ehrenrettung

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: R. Elcho
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Titel: Slade’s Ehrenrettung
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 20
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[20] Slade’s Ehrenrettung. Die Aufdeckung der Slade’schen Taschenspielereien vor dem Forum des gesunden Menschenverstandes rief, wie das vorauszusehen war, einen Sturm der Entrüstung im spiritistischen Lager hervor. L[...], der Impresario des amerikanischen Cagliostro, übergoß mich mit einer Spritzfluth von Schmähungen; Graf Poninski bewies dem Publicum mit Eifer, daß sein Glaube stärker sei als sein Verstand, und Herr Gregor Constantin Wittig warf mir als Fehdehandschuh eine Broschüre in der Stärke von zwei Druckbogen vor die Füße. Ja, um der Herausforderung noch mehr Wucht und Nachdruck zu verleihen, legte er die Broschüre noch einmal auf und druckte derselben die Urkunde des Taschenspielers Samuel Bellachini bei, laut welcher dem Taschenspieler Slade die Eigenschaften eines Mediums feierlichst zuerkannt werden.

Wollte ich alle diese Fehdehandschuhe auch willig aufnehmen, so fragt es sich, ob der freundliche Leser Freude hätte an solch nutzlosem Turnier, und ferner zweifle ich, ob der Leiter der „Gartenlaube“ die Spalten seines Blattes um der Kampflust spiritistischer Glaubensritter willen als Tummelplatz herleihen würde.

Ich will daher nur in Kürze Folgendes erwähnen: Abgesehen davon, daß der Physiker Böttcher, ein Mann von schwerwiegender Bedeutung auf dem Gebiete der „natürlichen Magie“, meine Ausführungen uneingeschränkt bestätigte und Slade öffentlich als Gaukler entlarvte, abgesehen davon, daß Samuel Bellachini’s Geschäftsführer mir vor Zeugen zugestand, sein Meister sei nicht durch Slade’s Taschenspielerkünste getäuscht worden, und daß er meinen Einwurf: „So hat ihn seine Servilität gegen mystisch angeflogene Aristokratenkreise zur Unterzeichnung dieser lächerlichen Urkunde bewogen,“ schweigend hinnahm, abgesehen davon endlich, daß Slade in London des Betruges überführt und von dem Gerichte als Betrüger verurtheilt wurde, frage ich: was wäre damit gewonnen, wenn ein Geist in schlechter Schrift irgend welchen Unsinn auf eine irdische Tafel zu schreiben vermöchte? Hätte der Taschenspieler Slade aber irgend eine bis heute unbekannte und ungeahnte Kraft entdeckt, nun, so würde er es jedenfalls machen wie andere ehrliche Menschen und würde sagen: Kommt, laßt uns nach den Ursachen der Erscheinung, nach dem Wesen und Zwecke derselben forschen! Statt dessen hüllt er seine gemeinen Künste in ein mystisches Dunkel und erklärt sie für die Kundgebungen überirdischer Wesen, die er als Spirits bezeichnet und von denen nach seiner Ansicht die meisten katholischer Confession sind.

Welche Blüthen aber solche übernatürliche Betrachtungen und Beschäftigungen zu treiben vermögen, beweist uns ein Wiesbadener Gymnasiallehrer, Namens Wiese. Dieser Spiritist, welcher die Jugend dem Lichte der Erkenntniß entgegenführen soll, erzählt in Atsakow’s „Psychischen Studien“ ganz ernsthaft, daß er bei einer Sitzung im Dunklen von einer Geisterhand derart gezwickt, am Schnurrbarte gerissen und durch Einbohren des scharfen Nagels der Geisterhand gepeinigt worden sei, daß er dringend um Nachlaß gefleht habe. Triumphirend erzählt er weiter, daß man an seiner Hand noch lange nachher den rothen Eindruck des scharfen Geisterfingernagels habe sehen können. Später überzeugten sich die Wiesbadener Spiritisten dadurch, daß eine Dame im Dunklen aus der Kette gerissen wurde, von dem seltsamen Umstande, daß die Geisterhand einen wollenen Aermel, der Geist also einen Rock trug. Und all diese Entdeckungen bewiesen in den Augen des Lehrers Wiese nichts weiter, als die unumstößliche Gewißheit, daß es mediumistische Kräfte gebe, welche Geister – wenn auch nur unwissende – zu citiren vermögen.

Ich bin fest überzeugt, wenn der Schalk, welcher in Wiesbaden die Rolle des Geistes spielt, die ganze Spiritistengesellschaft durchprügelt, so verkündet Herr Wiese frohlockend der Welt: Die Naturwissenschaften existiren nicht mehr, denn mir ist von Geisterhand eine Tracht Prügel zu Theil geworden. Die gläubige Spiritistengemeinde läßt in diesem Falle die erhebende Thatsache zuverlässig durch eine notarielle Urkunde feststellen.

R. Elcho.