Seufzer eines Wählers
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Seufzer eines Wählers.
O du verwünschte Landtagswahl,
Du machst uns unnütz Last und Qual.
Das Wählen ist mir rein ein Graus,
Es kommt doch nichts dabei heraus.
Na, unterscheide sie einmal!
Und Fortschritt oder liberal
Das ist nun vollends ganz egal.
Da zerrt man sich nun her und hin,
Die Einen thuen stolz und schrei’n:
„Wir wählen Herrn v. Wittgenstein!“
In Plagwitz und in Lindenau
Macht man für Jerrmann viel Radau,
Man wählt und ― Beiden geht es schief!
Und wer ist schließlich schöne ’raus?
Laut spricht den Namen man nicht aus,
Es flüstert in vertrauter Rund’
Man sieht bedeutungsvoll sich an
Und macht drei Kreuze ängstlich dann.
W. L. ― der Rothen Chef, gewählt!
Und darum hat man sich gequält?
Stimmt dunkelroth, wie nicht gescheidt!
Auch dort das Resultat der Wahl
Staatsuntergrabend˶sozial!
Geht das so fort, so wird zuletzt
Ich denke mir, das Beste wär’,
Wir wählten künftig ― gar nicht mehr!
R.L.