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Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/63

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Benedict Carpzov d. j.
Geb. d. 27. Mai 1595, gest. d. 30. Aug. 1666.


Benedict Carpzov war der beste Jurist seiner Zeit, war berühmt und wohl auch gefürchtet als ein strenger, unerbittlicher und unbestechlicher Handhaber des peinlichen Rechts, ein allgewaltiger Machthaber über Leben und Tod, dessen Thron in der Gerichtsstube des Schöppenstuhls errichtet stand. Er wurde zu Wittenberg geboren; der Vater gleichen Vornamens lebte dort als Professor der Rechte, erfreute sich bedeutenden Rufes und Ansehens als Rechtsgelehrter und erzog vier seiner Söhne für die Wissenschaft, die er selbst mit aller Liebe pflegte; nur einer von den Brüdern des jüngern Benedict wurde Theolog. Während der Vater einem Rufe nach Dresden als Kanzler und Appellationsrath gefolgt war, vollendete Benedict seine höheren Studien auf Wittenbergs Hochschule, die er nebst seinem Bruder Conrad 5 Jahre lang besuchte. Dann begaben sich beide Brüder 1615 auf 1 Jahr nach Leipzig und von da nach Jena, kehrten 1618 wieder nach Wittenberg zurück und erwarben 1619 den Doctorgrad. Darauf trennten sich die Brüder; Conrad wurde nach Pommern berufen und Benedict trat eine große Reise durch Deutschland, Italien, Frankreich, England und die Niederlande an, auf welcher er reiche Erfahrungen über die Rechtsverhältnisse in diesen Ländern sammelte und im Jahr 1620 in die Heimath zurückkehrte. Er fand bald eine Stelle als Assessor extraordinarius bei dem Schöppenstuhle zu Leipzig, an welchem er nach dreijährigem Dienst dann Assessor ordinarius wurde. Dieselbe Stelle nahm er 1636 im Ober-Hofgericht zu Leipzig ein, errang sich Namen durch viele juristische, sämmtlich lateinisch abgefaßte Schriften und wurde 1639 zum Appellationsgerichts-Assessor in Dresden mit Rang und Titel eines kurfürstlichen Rathes ernannt, wobei er den Wohnsitz in Leipzig beibehielt. In Anerkennung seiner großen Geschicklichkeit und Kenntniß ernannte Kurfürst Johann Georg I. 1644 Carpzov zum Hofrath und veranlaßte dessen Uebersiedelung mit der indeß gewonnenen Familie nach Dresden. Von dort rief der Tod des Professors der Rechte und Ordinarius der juristischen Facultät, Siegmund Finkelthaus, Carpzov abermals nach Leipzig zurück, um des Verstorbenen Dienst- und Amtsverrichtungen