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Seite:ZfSL - 41.png

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Moderne französische Romanschriftsteller.


Joris Karl Huysmans.


I.

„Je fais ce que je vois, ce que je
vis, ce que je sens, en l'écrivant le
moins mal que je puis. Si c'est là
le naturalisme, tant mieux.“


Die Familie Huysmans stammt aus Holland. Der Vater des Romanschriftstellers J. K. Huysmans, Godfried Huysmans, war Maler und stammte aus Breda. In Paris, wo er Rue Suger 11 wohnte, wurde ihm von seiner Frau, der Tochter eines Ministerialbeamten Gérard, ein Knabe geboren, der die Namen Joris Karl erhielt. Durch Abstammung und Geburtsort ist Huysmans somit ein französischer Niederländer oder ebensogut ein niederländischer Franzose. Beide Nationalitäten spiegeln sich in seinen Kunstprodukten wider, die stets die Neigung verraten, mit Worten zu malen und über Maler zu sprechen. Mehrere seiner Vorfahren waren Maler. Ein Oheim gab Unterricht im Zeichnen und Malen in Breda und Tilburg. Unter seinen Ahnen steht auch Cornelis Huysmans, von dem das Louvre Gemälde aufzuweisen hat.

Huysmans’ Romane und Novellen selbst erzählen uns, welch altmodische klassische Bildung er in seiner Jugend erhalten hat. Er besuchte eine jener Schulen, in denen man jahrelang nichts als Lateinisch lernt, und wo die spes patriae in grosser Anzahl sich zusammenfindet, um sich an den armen pions (den Aufsehern über die Schularbeiten der Knaben) für die Langeweile der endlosen Schulstunden zu rächen. Huysmans, der in jedem seiner Romane, in allen seinen Novellen etwas aus seinem eigenen Leben, aus seinen Träumen und Leiden erzählt, hat uns den Aufenthalt in der Schule in seinem Roman En ménage geschildert.

Sehr anschaulich beschreibt er da, wie er in seinem achten Lebensjahre weinend in die Schule eintritt ; wie ihn seine Eltern Sonntags von dort abholen, während andere, die keine Angehörigen haben, in den einsamen Schullokalen unter Aufsicht des mürrischen pion zurückbleiben, der sie nicht einmal aus dem Zimmer gehen lässt, wenn sie den Finger in die Höhe streckten um zu fragen: „Est-il permis de sortir?“ Er erzählt uns, wie der Gedanke, abends wieder in die Schule zurückkehren zu müssen, ihm stets seinen freien Sonntag verdorben habe. Schon bei Tische sah man nach der Uhr. „Tummle Dich“, sagte die Mutter, „es wird bald Zeit!“ Die Mahlzeit war erst

Empfohlene Zitierweise:
diverse: Zeitschrift für französische Sprache und Litteratur. Oppeln und Leipzig: , 1889, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:ZfSL_-_41.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)