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Seite:Zerstreute Blaetter V.djvu/200

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2.

„Ein Pindar unter Deutschen Mönchen der dunkelsten Jahrhunderte?“ Kein Pindar, aber ein pindarisches Loblied. Thun Sie auf alles Verzicht, was die griechische Sprache, Mythologie und poëtische Weisheit, vor dem versammleten Griechenlande, beim Lobe ihrer Helden und jedes Vaterlandes derselben Glänzendes hatte, und erwarten hier, wie es billig ist, Deutsche Geschichte, Deutsches Lob, Chronik- und Mönchssagen; bemerken dabei aber den epischen Gang des Gedichts, (die Seele des pindarischen Liedes:) so wird Ihnen meine Benennung nicht anmaassend dünken. Sie werden am Gebäude des Liedes keinen Tempel des olympischen Jupiters, sondern in der Zusammenstellung seiner Glieder einen gothischen Bau finden, der indeß auch von Sinn und Kraft seines Urhebers zeiget. Es ist der Lobgesang auf den heiligen Anno, Erzbischof von Kölln, den Opitz fand und zu finden verdiente. 9)[1]


  1. 9) Schilter T. I. Opitz Gedichte, Bodmers Ausg. S. 179.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/200&oldid=- (Version vom 1.8.2018)