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Seite:Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde - Band IV.djvu/282

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Dr. W. Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV

quoque flagitia patuere: siquidem busto suo propinquantes, repentino mortis genere consumebat, tantasque post fata pestes edidit, ut pene tetriora mortis quam vitae monumenta dedisse videretur, perinde ac necis suae poenas a noxiis exacturus. quo malo obfusi incolae, egestum tumulo corpus capite spoliant, acuto pectus stipite transfigentes: id genti remedio fuit [1].

Ein gewisser Hrappr, der zu Hrappstadir auf Island sich angesiedelt hatte, war im leben sehr ungerecht und überall verhaßt. als er bei hohem alter seinen tod herannahen fühlte und sein lager nicht mehr verlassen konnte, rief er seine gattin Vigdîs zu sich und sagte: ‚wann ich sterbe soll man mir mein grab in der küchenthür (t elldhûsdyrum) bereiten, so daß ich in der thür stehend begraben werde (ok skal mik nidr setja standana î dyrunum); da kann ich besser mein hauswesen übersehen.‘ so geschah es. war Viga-Hrappr aber im leben ungerecht und gottlos gewesen, so fing er nach seinem tode die unbilde recht an; denn er erschien oft und soll den größten theil seiner familie getödtet haben (sva seggja menn, at hann deyddi flest hiðn fîn î aptrgöngunni). viele nachbarn beunruhigte er. darum wurde Hrappstadir verlassen und Vigdîs floh zu ihrem bruder Thôrsteinn Surtr. die nachbarn wandten sich um abhülfe an den mächtigen Höskuldr. dieser begab sich mit wenigen leuten nach Hrappstadir, nahm den leichnam Viga-Hrapps aus dem grabe heraus und begrub ihn an einem orte, der von den viehtriften so wie der landstraße entfernt lag. seit der zeit hörte man lange nichts von Hrapps erscheinungen. ein gewisser Ôlafr wohnte zu Hjardarholt und hatte da viele knechte und arbeiter. er vertheilte die hütung so, daß ein knecht die ochsen, ein anderer die kühe zu weiden hatte. eines abends nun kam der ochsenhirt und bat ihm ein anderes amt zu übertragen. da Ôlafr sich dessen weigert, erklärt er lieber aus dem dienste scheiden zu wollen. ‚dann,‘ sagt Ôlafr ‚muß dir irgend etwas schlimmes widerfahren sein, ich werde


  1. Saxo gram. ed. Klotz II.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. W. Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1859, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_IV.djvu/282&oldid=- (Version vom 1.8.2018)