Wilhelm Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV | |
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fallen will, einen stein werfen. noch vor wenigen jahren glaubten die bauern fest daran, und der brunnen war beinahe schon gefüllt.
Eine edelfrau vom Tomberg hatte eine geschickte köchin aus der benachbarten Sürst. der dame fiel einst ein sich von ihr eine suppe kochen zu lassen, wie die bewohner jener gegend sie zu essen pflegten. als sie von dieser suppe gekostet, wurde sie so von mitleiden ergriffen, daß sie den bewohnern der Sürst ein stück wald schenkte, um die noth der armen zu lindern.
An einem strengen wintertage schritt einmal ein fremder über die höhen, welche den Laacher see umgeben, um in der gastfreien abtei stärkung und ein ruhelager zu finden. vor dem kloster breitete sich eine ansehnliche, mit schnee und eis bedeckte fläche, über die der wanderer, in der meinung, er habe festen boden unter sich, rüstig einherschritt. in der abtei angelangt, pries er die mönche wegen ihrer weiten, herrlichen wiese; da vernahm er, daß er über den gefrorenen see gegangen, aber muthiger, als der bekannte reiter auf dem Bodensee, verschied unser wanderer nicht am nachträglichen schrecken, sondern baute zum dank für die glücklich überstandene gefahr in Laach eine kapelle, von welcher sich noch ein thurm mit rundbögen erhalten hat. – der mann, welcher Kinkel und mir einst diese sage erzählte, kannte sicher nicht das gedicht von Gustav Schwab.
Wertheim.
In dem schlosse Waldburg-Zeil erscheint jedesmal so oft ein glied der fürstlichen familie stirbt das graumännlein, es ist ganz klein von gestalt, hat graue uralte haare, und ein aschgraues mäntelchen. aus den großen unterirdischen
Wilhelm Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1859, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_IV.djvu/171&oldid=- (Version vom 1.8.2018)