ich diese aufs Maul und nachts ließ ich sie zehnmal aufstehen und Kaffee kochen, rein aus Bosheit und Rache. Denn früher, als ich selbst noch Magd war, ging es mir ebenso. Später kam ich selber wieder so weit herunter, aber ich hatte doch wenigstens alles Gute genossen.“
Jetzt bog sie den Kopf zurück, legte die mageren Arme unter den Nacken und schloß die Augen.
Dann stieß sie Käthe plötzlich an und fragte: „Hast du keinen Liebsten?“
Käthe ließ ab vom Essen und war außerstande, zu antworten, so schnürte ihr ein Krampf die Kehle zu.
Die Unbekannte aber fügte hinzu, ohne auf ihre Antwort zu warten: „Gewiß hattest du auch solch einen Sausewind, der dich im Stiche ließ… O, ich kenne das! – Erst verlockt er ein braves Mädchen und dann wirft er es auf den Kehrichthaufen! Auch mir erging es so mit solchem Scheusal! Hol ihn der Henker! Das erstemal ist’s am schwersten; dann schüttelt man es ab und alles ist vorbei. So wird’s auch dir ergehen!“
Entsetzt raffte Käthe sich vom Baumstamm empor. Wie? Sie sollte dasselbe werden, was dies Weib war. Auf diese Stufe sollte sie herabsinken, ohne jemals wieder sich zu erheben. Gab es denn keine Rettung mehr für sie, keinen Ausweg?
„Sieh, wenn du nur kein Kind hättest!“ raunte ihr die Unbekannte zu. „Aussetzen müßtest du es irgendwo, wie ich das meine!… Denn in Dienst nimmt dich keiner mehr mit dem Kinde, und zu einer
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/360&oldid=- (Version vom 1.8.2018)