Logik eines Mannes, der seinen Fehler selbst einsieht, auf Käthe ablenkte.
„Da haben Sie ganz recht, Herr Johann“, erwiderte Rosa. „Sein Leben lang so sich zu binden, das ist keinen Pfifferling wert. Nur die dummen Mädchen wollen damit Staat machen. Ich lobe mir ein freies Verhältnis, da kann man jederzeit sich trennen, ohne Geschrei und Weiterungen.“
Diese Begründung leuchtete ihm vollkommen ein und galant bestätigte er sie mit den Worten: „Auch ich lobe mir solche Mädchen, die ihren Verstand haben und nicht so nach dem Pfaffen ausschauen, der sich mit der Trauung nur die Taschen füllt. Das ist die beste Trauung, wenn eine nicht so spröde ist, und durch das Feuer ging ich mit solcher, wenn ich auch nur in einem ‚freien Verhältnisse’ mit ihr lebte!“
Und ohne selbst zu wissen, weshalb, log er wieder ein Versprechen, wie es den Ansichten derjenigen entsprach, die vor ihm saß.
Offenbar zwang diesen Gasseneroberer von Weiberherzen seine Natur zum beständigen Lügen und zum Betrügen der ersten Besten, die ihm in den Weg trat. Mit großer Gewandtheit wußte er seine Worte zu wählen, um, ohne etwas zu versprechen, einfach seine Bereitwilligkeit zur Erfüllung der ihm betreffs der Eroberung gestellten Bedingungen zu erkennen zu geben. Umso leichter wußte er sich mit dieser braun und blau geschlagenen Landstreicherin abzufinden, die recht gut wußte, daß ein
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/317&oldid=- (Version vom 1.8.2018)