aber komm auf ’n Boden, sonst kommt der Herr uns noch über den Hals!“
Zwar konnte sie Rosa sagen, daß vielmehr Felix sich ihr aufgedrängt. Mit echt weiblichem Zartgefühl aber schwieg sie über diesen Punkt, um der Freundin nicht noch mehr Verdruß zu bereiten.
Dann gingen sie beide auf den Boden. Dort drang die naßkalte Luft durch die Dachluken und zerbrochenen Fensterscheiben ein.
Nachdem Käthe die Freundin in dem ziemlich dichten und verschließbaren Bretterverschlag untergebracht, versprach sie ihr, das Vorlegeschloß zu holen und sie dort einzuschließen.
„Da wirst du ganz sicher sein. Nur wenn jemand kommt, um hier Wäsche aufzuhängen, rühre dich ja nicht und sei mäuschenstill. Ich bringe dir auch noch ein Kissen. Inzwischen hülle dich nur in mein Tuch!“
Bei diesen Worten warf sie Rosa ihr abgetragenes Tuch um die Schultern, ohne zu bedenken, daß dies ihr einziger Schutz gegen die Kälte sei.
Jetzt sah sie nur die vor Frost zitternde Freundin und bemühte sich, sie zu erwärmen, ohne Rücksicht darauf, daß sie sich selbst einer Erkältung oder anderen schlimmeren Folgen aussetzen könne.
Als Rosa ihr herzlich danken wollte, wurde Käthe plötzlich leichenblaß, taumelte hin und her und mußte sich an den Verschlag lehnen.
Mit leiser Stimme versicherte sie, es werde vorübergehen, sobald sie an die frische Luft komme.
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/299&oldid=- (Version vom 1.8.2018)