Diese für sie so bedeutsamen Worte wiederholte sie sich immer wieder in der entsetzlichen Unruhe, die ihre Seele zerriß.
Gewiß, jetzt mußte er sie heiraten, wollte er sie nicht für ihr ganzes Leben unglücklich machen!
Er schien doch ein braver Mann zu sein, und sie hatte ihm versichert, daß jener „Zylinder“ niemals ihr Liebster war.
Allerdings hatte sie ihm nicht gesagt, daß die Herrin sie zu ihm geschickt. Dies konnte er sich aber schon selber denken.
Gewiß glaubte er ihr, denn er hatte selbst zugegeben, daß Mary ihm auf dem Hofe von ihrem Stelldichein mit „Einem aus der Stadt“ erzählt habe. Zwar wollte er es dem Leichtfuß nicht glauben. Nachdem er aber sich selbst davon überzeugte, konnte Käthe es ihm nicht verargen, daß er ihr den Kopf ein wenig warm gemacht. Jetzt mochte es schon so sein, wie sie sagte; fortan aber verbat er sich solche nächtliche Ausflüge.
Dies versprach sie ihm auch, aber obgleich sie ihn damit besänftigte, verließ sie selbst die Unruhe keinen Augenblick. Oft war ihr zumute, als sei sie ein ganz anderes Wesen, als sei sie eine ihrer guten Bekannten, die gestorben und bei deren Begräbnisse sie war.
Die Heiligenbilder konnte sie gar nicht mehr ansehen. So oft sie zum Beten niederkniete, bekreuzte sie sich und stand schleunigst wieder auf, als verfolge
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/275&oldid=- (Version vom 1.8.2018)