war jedoch Nebensache: Was sollte aus dem Stelldichein werden? Unmöglich konnte Julia sich jetzt entfernen. Denn ihr Gatte war in solchen Fällen entsetzlich launisch und ließ sie keinen Schritt vom Bette fort. Der Geliebte mußte also benachrichtigt werden, damit er nicht umsonst auf sie warte. Nur Käthe konnte dies besorgen, da sie allein wußte, wo die Nachtdroschke stand. Sobald es dunkelte, mußte sie dorthin eilen und melden, weshalb die Herrin ihr Versprechen nicht halten könne.
Käthe fand sich sofort bereit und wartete, nachdem sie die Umschläge zurecht gemacht, nur auf den Anbruch der Nacht.
Inzwischen erfüllte Budowski mit lautem Jammern das Innere der Wohnung. Krampfhaft verzog sich sein fahles, gerunzeltes Gesicht unter den wütenden Schmerzen.
Julia wechselte apathisch die Umschläge und reichte den Zitronensaft, ohne dabei die geringste Teilnahme mit seinen Qualen zu zeigen. Wie eine bezahlte Wärterin sah sie aus, die zur Pflege eines ihr völlig gleichgültigen Kranken angenommen wurde. Ihre Gedanken weilten anderswo, als am Krankenbette… Wußte sie doch nicht, ob Käthe alles richtig ausrichten werde über den wahren Grund, der sie daheim zurückhalte…
Als es völlig dunkel geworden, warf Käthe sich ein Tuch über die Schultern und eilte nach dem gewohnten Orte des Stelldicheins. Schon von weitem
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/239&oldid=- (Version vom 1.8.2018)